Politik

"Kein Verständnis" – erstes Merkel-Interview nach 2 Jah

"Kein Verständnis" habe Ex-Kanzlerin Merkel für Wähler der FPÖ-"Schwesterpartei" AfD. Im ersten TV-Interview seit zwei Jahren sprach sie Klartext.

Nicolas Kubrak
Angela Merkel gab im ZDF ihr erstes TV-Interview seit dem Ende ihrer Kanzlerschaft.
Angela Merkel gab im ZDF ihr erstes TV-Interview seit dem Ende ihrer Kanzlerschaft.
Picturedesk

Vor knapp zwei Jahren verschwand Deutschlands Ex-Kanzlerin Angela Merkel nach 16 Jahren im Amt von der Bildfläche und zog sich aus dem politischen Geschehen zurück. Nun, zwei Jahre später, gab sie dem "ZDF" ihr erstes TV-Interview nach ihrer Kanzlerschaft.

"Pass auf": Merkel über Erdogan-Gespräche

Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit am 3. Oktober gab Merkel ihr großes Comeback-Interview, in dem sie sich selbst als "Bundeskanzlerin aller Menschen in Deutschland" bezeichnete. "Da wir in den letzten Jahren sehr viele Menschen in diesem Land haben, die dauerhaft hier leben und noch nicht lange in diesem Land gelebt haben, ist das wieder eine neue Aufgabe, dass wir sie mit aufnehmen.“ Nachdrücklich warb sie für deren Integration: "Deutschland umfasst alle“, hob Merkel hervor.

"Ich habe darüber auch mit dem türkischen Präsidenten Erdogan sehr häufig gesprochen", so die deutsche Ex-Kanzlerin auf die Frage, wer für türkischstämmige Menschen, die in zweiter oder dritter Generation in Deutschland leben, verantwortlich sei. In klaren Tönen soll sie ihm "immer" gesagt haben: "Pass auf, deren Bundeskanzlerin bin ich."

Kein Verständnis für AfD-Wähler

Die "Mutti" sprach in der ZDF-Dokumentation "Am Puls mit Mitri Sirin" auch gegen die politische Profilierung auf Kosten von Migranten aus. Sie habe kein Verständnis dafür, wenn Menschen die AfD wählen. "Wenn man sich sozusagen auf Kosten anderer Menschen, auch anders aussehenden Menschen und Menschen mit anderer Biografie profiliert, dann ist das nichts, wofür ich Verständnis habe", sagte sie. 

Merkel verstehe, dass man über gewisse Gegebenheiten verärgert sei. Sie sei aber nicht bereit zu akzeptieren, dass man deshalb Ideen und Gedankengut unterstütze, die für sie nichts mit Toleranz zu tun hätten. "Da würde ich immer dagegen argumentieren und würde sagen, man kann in dieser demokratischen Gesellschaft auch anders seine Kritik und seinen Ärger zum Ausdruck bringen", sagte Merkel.

Doppelt rechts: Alice Weidel (AfD) zu Gast in Wien für eine gemeinsame Pressekonferenz mit Herbert Kickl (FPÖ) am 19. September 2023. Beide Parteien begreifen sich als "Schwesterparteien".
Doppelt rechts: Alice Weidel (AfD) zu Gast in Wien für eine gemeinsame Pressekonferenz mit Herbert Kickl (FPÖ) am 19. September 2023. Beide Parteien begreifen sich als "Schwesterparteien".
Helmut Graf

Manche Menschen "sehr wütend auf mich"

Obwohl Merkel in der DDR aufwuchs, sah sie sich schon während ihrer Kanzlerschaft im Osten Deutschland mit wenig Sympathie konfrontiert. In einer Rede zur Deutschen Einheit am 3. Oktober 2021 hatte sie von Erfahrungen gesprochen, bei denen ihre ostdeutsche Vergangenheit als "Ballast" ausgelegt worden sei. "Es war wie so ein kleiner Schlag in die Magengrube, muss ich ganz ehrlich sagen", so die heute 69-Jährige im ZDF-Interview. 

Über den Missmut in Ostdeutschland sagte sie: "Es gab einen Teil der Menschen, die sehr wütend auf mich waren." Alles begann in der Zeit, als der Euro in Schwierigkeiten geriet. Die Lage habe sich polarisiert, "als sehr viele Flüchtlinge zu uns kamen". Doch es sei "eine sehr radikale und auch laute und intolerante Gruppe" gewesen.

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