Am Donnerstag startet die neue Formel-1-Saison mit den ersten beiden Trainings zum Großen Preis von Bahrain am Samstag (16 Uhr). Auch am Tag davor war die Zukunft von Red-Bull-Teamchef Christian Horner zunächst noch nicht entschieden. Die Bullen-Zentrale in Fuschl hat eine Untersuchung gegen den 50-jährigen Briten gestartet, nachdem eine enge Mitarbeiterin schwerwiegende Vorwürfe gegen den längstdienenden Formel-1-Teamchef erhob, Horner "grenzüberschreitendes Verhalten" vorwarf.
Red Bull beauftragte daraufhin einen externen Untersuchungsanwalt, der die Vorwürfe aufarbeitete, im Zuge dessen auch den Teamchef am 9. Februar über acht Stunden lang befragte. Für Horner gilt die Unschuldsvermutung. Einen Rücktritt lehnte der Brite, der Red Bull seit 2005 anführt, aber ab, er wurde auch nicht vorläufig suspendiert. Deshalb war der Teamchef auch bei der Präsentation des RB20 und bei den Testfahrten in Bahrain vor Ort, flog am Mittwoch wieder in den Golf-Staat.
Der Bericht des Anwalts, der 150 Seiten umfassen soll, liegt bereits vor, doch der österreichische Energydrink-Hersteller konnte sich noch nicht zu einer Entscheidung durchringen, obwohl diese eigentlich vor dem Saisonauftakt erwartet wurde. Der "Fall Horner" schwebt weiterhin über der Motorsport-"Königsklasse".
Das zeigte sich auch am Mittwoch, dem Medien-Tag vor den ersten Trainings. Während Horner noch im Flugzeug saß, wurden Dreifach-Weltmeister Max Verstappen und Siebenfach-Champion Lewis Hamilton in einer gemeinsamen Medienrunde auf die Untersuchungen gegen den Red-Bull-Teamchef angesprochen, fanden durchaus klare Worte.
Auffallend war, dass Verstappen ein klares Bekenntnis zu seinem Teamchef vermied. Als der 26-jährige Niederländer gefragt wurde, ob er zu 100 Prozent hinter Horner stehe, meinte Verstappen: "Ich habe Vertrauen in den Prozess, der gerade läuft." Schon länger wird berichtet, Verstappen-Vater Jos und Horner hätten nicht das beste Verhältnis.
"Ich möchte darauf nicht eingehen. Der Fall ist nicht mein Fall, ich möchte damit nichts zu tun haben", fügte Verstappen an, betonte auf Horners Rolle am Erfolg der letzten Jahre angesprochen: "Er ist sehr wichtig, sonst wäre er nicht in dieser Position. Aber wenn dein Teamchef aus irgendwelchen Gründen für ein, zwei Rennen nicht da ist, wird nicht viel passieren, denn alle kennen ihre Aufgaben." Das gesamte Team würde sich "auf die Aufgaben auf der Strecke" konzentrieren, meinte Verstappen, der betonte, dass die Horner-Affäre ihn "gar nicht" beschäftige. "Ich konzentriere mich auf die Performance des Autos, auf meine eigene Leistung", so der Niederländer.
Noch deutlicher forderte Siebenfach-Weltmeister Hamilton eine baldige Entscheidung. "Wir wissen nicht, was vorgefallen ist. Aber es muss geregelt werden, denn es hängt ein Schatten über dem Sport. Ich bin gespannt, wie die Sache geregelt wird, denn ich finde, das ist ein wirklich wichtiger Moment für unseren Sport, um zu zeigen, dass wir zu unseren Werten stehen", meinte der 39-Jährige.