Oberösterreich

Baustelle – schwerkranke Kinder "gehen durch Lärmhölle"

Schwerkranke Herz-Kinder gehen im Linzer Keplerklinikum gerade durch eine "Lärmhölle". Unter der Intensivstation wird nämlich gehämmert und gebohrt.

Betriebsausschuss-Vorsitzender Freudenthaler: "Für schwerkranke Kinder ist jedes laute Geräusch und jede Vibration mit Stress verbunden."
Betriebsausschuss-Vorsitzender Freudenthaler: "Für schwerkranke Kinder ist jedes laute Geräusch und jede Vibration mit Stress verbunden."
KUK

Das Pflegepersonal des Spitals hat die prekäre Lage publik gemacht. Dahinter steckt das Schicksal eines Fünfjährigen, der auf der Herz-Kinder-Intensivstation im Sterben lag. "Er musste seinen letzten Tag gestört von Lärm verbringen", erzählt KUK-Betriebsrats-Vorsitzender Helmut Freudenthaler gegenüber "Heute".

"Mittlerweile ist das Maß voll", schildert Freudenthaler die Gemütslage der Mitarbeiter. Diese belaste die Situation gleich doppelt. "Einerseits müssen sie den Krach aushalten, andererseits sehen sie, wie die Baustellengeräusche die Ruhe der Kinder stören." 

An die Angestellten Kopfhörer zu verteilen, hält er für einen Witz. "Viele setzen sie nicht auf, weil sie Bedenken haben, Alarme zu überhören", sagt der Betriebsrats-Vorsitzende. Auf der Station herrschen zu Spitzenzeiten rund 80 Dezibel. Das entspricht einer Hauptverkehrsstraße.

Einige Mitarbeiter würden sogar überlegen, zu kündigen. "Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Kündigung für Viele. Es ist einfach schwer, mitanzusehen, wie die Kinder durch den Lärm gestört werden", sagt Freudenthaler.

Für schwerkranke Kinder sei jedes laute Geräusch und jede Vibration mit Stress verbunden. Freudenthaler macht die Lage der Kleinen anschaulich:

"Denken Sie daran, wie es ist, gerade einschlafen zu wollen. Und plötzlich hören Sie ein lautes Geräusch."

Dass die Lärmattacken immer nur kurz andauern, aber ohne Vorwarnung kommen, mache die Lage noch schlimmer. "Die Kinder können sich nicht darauf vorbereiten und gehen gerade durch eine Lärmhölle", erzählt der Betriebsrats-Vorsitzende.

Kritik übt er an der Klinik-Leitung. Diese habe bereits seit Monaten von der bevorstehenden Baustelle gewusst. Laut Freudenthaler gebe es bessere Wege, um mit dem Lärm umzugehen.

1
Operationen verschieben

Nicht unmittelbar notwendige Operationen hätten verschoben werden können.

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Operationen auslagern

Freudenthaler verweist auf das Klinikum Wels-Grieskirchen. Auch dort gebe es eine gute Kinder-OP-Station. Dorthin hätte man akute Fälle auslagern können.

3
Kinder auf andere Intensivstationen legen

Das KUK habe gleich mehrere Kinder-Intensivstationen. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Kleinen auf andere Stationen zu verlegen.

Klinik-Leitung bestätigt Bauarbeiten

Die Klinik-Leitung bestätigt die Bauarbeiten. "Im Zuge umfangreicher, bereits seit Jahren laufender Sanierungsarbeiten in den Bauteilen A und B am Med Campus III. wird aktuell auch im Nahbereich der Intensivstationen umgebaut", erklärt Klinik-Sprecherin Brigitte Buberl.

Sie wirft allerdings ein: "In dieser Zeit bestand für die Leitungen der betroffenen Stationen die Möglichkeit, den Bauleiter jederzeit telefonisch zu kontaktieren, um die Bauarbeiten umgehend zu stoppen, wenn dies aus medizinischen Gründen unabdingbar gewesen wäre."

Die besonders lärmintensiven Arbeiten seien mittlerweile aber ohnehin abgeschlossen. "Bauarbeiten in einem so sensiblen Bereich wie einer Intensivstation sind natürlich eine außergewöhnliche Herausforderung für alle Betroffenen. Das Übersiedeln einer gesamten Intensivstation hätte jedoch eine noch weitaus größere Herausforderung bedeutet. 

140 Kinder warten auf Spitalsplatz

Die Lage in Oberösterreich sei vor allem für Kinder im Moment generell ungünstig. Die Neos schlugen kürzlich Alarm. Aus einer Anfrage im Landtag geht hervor, dass 140 Kinder und Jugendliche auf einen Platz im Spital warten.

Konkret fehle es in Oberösterreich laut LH-Stellvertreterin und Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) aktuell an 140 stationären Plätzen auf Kinder- und Jugendpsychiatrien. Demnach warten im Klinikum Wels-Grieskirchen 20 und im Linzer Kepler Universitäts-Klinikum 120 junge Patienten auf eine klinische Behandlung.

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