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Kinderarzt Kerbl gegen Impfpflicht für Jugendliche

Der steirische Kinderarzt Reinhold Kerbl sieht noch Nachschärfungsbedarf bei der Impfplicht – Jugendliche sollen ausgenommen werden. 

Tobias Kurakin
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Der renommierte Kinderarzt Reinhold Kerbl sieht die Impfpflicht bei unter 18-Jährigen kritisch.
Der renommierte Kinderarzt Reinhold Kerbl sieht die Impfpflicht bei unter 18-Jährigen kritisch.
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Die Impfpflicht ist nach wie vor ein großes Streitthema in Österreich. Durch die Omikron-Variante und die Schwierigkeiten bei der Umsetzbarkeit durch ELGA sind die Zweifel am Vorhaben der Regierung nun besonders groß geworden. Kritik kommt auch vom steirischen Kinderarzt Reinhold Kerbl, der sich gegen eine Impfpflicht für Jugendliche ausspricht. 

Ab 14 beginnt die Strafmündigkeit 

Wer 15 Jahre alt, aber ungeimpft ist, gilt als strafmündig und verstößt schon bald gegen ein Gesetz. Wenn die Impfpflicht kommt, müssen sich alle, die in Österreich leben, ab 14 Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen. Wer sich dem Stich widersetzt, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. 

Gerade Jugendliche könnte diese Strafe besonders treffen. "Vom Bezahlen mit dem eigenen Taschengeld bis hin zur Vermögenspfändung der Spielkonsole – alles ist möglich“, sagt Kerbl, Kinderarzt am LKH Hochsteiermark und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung".

"Impfpflicht bei Jugendlichen macht keinen Sinn"

Besonders die Sanktionierung der Strafe würde daher die Impfpflicht bei Jugendlichen besonders umstritten machen. Kerbl spricht davon, dass Strafen von bis zu 600 Euro bei Jugendlichen, die generell kein großes Einkommen haben, nur wenig Sinn machen. 

Der beliebte Kinderarzt will einen anderen Weg gehen, der auch die Jugendlichen zum Stich bringt und sie keine finanziellen oder psychischen Schäden davontragen lässt. So sollen alle Menschen unter 18, die die Impfung ablehnen zu einem verpflichtenden Aufklärungsgespräch gebeten werden.

Ein Gespräch hätte mehr Sinn, als die Jugendlichen oder gar deren Eltern zur Kassa zu bitten. Eine umfassende Aufklärung würde auch eine psychische Entlastung bringen. Kerbl warnt nämlich davor, Jugendliche, die sich weigern, zum Stich zu zwingen. Dies könnte Müdigkeit, Leistungsabfall und andere psychosomatische Symptome erzeugen. Gängige Bedenken, wie beispielsweise die Angst vor Herzrhythmusstörungen, hervorgerufen durch die Impfung, seien aber laut Kerbl  "sehr unwahrscheinlich“ und kein Grund, die Impfung zu verweigern. 

Zuspruch bekommt Kerbl von den Vertreterinnen und Vertretern der Jugend aus Kärnten und der Steiermark. Die Regierung hatte zwei Jahre Zeit, sich ein Präventionskonzept für Kinder und Jugendliche zu überlegen. Wichtig wäre Aufklärung gewesen und nicht eine Impfpflicht mit Strafen“, so Amir Mayer, Vorsitzender des steirischen Landesjugendbeirats.

80 Prozent der Jugendlichen sind geimpft

Die Impfrate bei den Jugendlichen ist bereits ohnehin hoch. Unter den 14 bis 18-Jährigen seien knapp 80 Prozent dazu bereit sich impfen zu lassen. Die übrigen 20 Prozent sind zudem nur 0,8 Prozent der Gesamtbevölkerung - die Auswirkungen dieser Gruppe sei demnach laut den Jugendvertretern ohnehin überschaubar. 

Omikron hätte die Impfpflicht laut Kerbl ohnehin durcheinander gewürfelt. So erfordert die Virus-Mutation eigentlich drei Stiche, aber bei unter 18-Jährigen wäre dies nach wie vor eine Off-Label-Anwendung. Wie Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker sei Kerbl auch dafür, die Impfpflicht erst ab 18 zu sanktionieren.

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