Österreich-News
Kindergärtner ohne Ausbildung betreut 25 Kinder
Glattauer gibt Noten. Heute: Ohne Ausbildung mit 25 Kindern. "Schockiert, wie tief Qualität gesunken ist." Und: Viel Schiaches in meiner Mailbox.
Ohne Ausbildung allein mit 25 kleinen Kindern
"So schlecht kann ich gar nicht arbeiten, wie ich bezahlt werde", stand auf einem der Transparente, als jetzt in Wien 6.000 Elementarpädagoginnen für "artgerechte Kinderhaltung" protestierten. Zwei der Forderungen: sukzessive Senkung der Gruppengrößen auf am Ende sieben Kinder pro Pädagogin, Angleichung des Lohns an jenen von Volksschullehrerinnen. Zu viel verlangt? Eben! Schlimm genug, dass wegen der tristen Zustände Tausende Kindergärten fahrlässig unterbesetzt sind.
Noch schlimmer wird's, wenn man genauer hinschaut. Ein junger Mann, 20, aus Oberösterreich berichtet mir: Er sei vom Magistrat Linz ohne jegliche pädagogische Ausbildung als "Hortpädagoge" eingesetzt worden, gruppenführend mit 25 Kindern – "und das zumeist alleine. Man ist froh, wenn ein Tag ohne gröbere Vorkommnisse über die Bühne geht." Inzwischen macht er die Ausbildung zum Elementarpädagogen. Was er dort erlebt, ist leider bezeichnend.
„Note: Genügend? Nein!“
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.
"Schockiert, wie tief Qualität gesunken ist"
"Im Religionsunterricht mussten wir ein jüdisches Gedicht aus der Nachkriegszeit interpretieren, statt dass man uns die Umsetzung religiöser Feste nähergebracht hätte. In 'Textiles Gestalten' ließ man uns einen Zeitungsartikel über die wirtschaftliche Situation von chinesischen Seidenraupenbauern exzerpieren. Wenn das gut auf den späteren Beruf vorbereiten soll, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. (…)
Seit zwei Wochen absolviere ich ein Praktikum in einem Kindergarten. Ich musste lange suchen, bis ich ein Kind fand, mit dem ich mich in deutscher Sprache verständigen konnte. Die Pädagogin der Gruppe hat ihre Ausbildung im Ausland absolviert und interagiert mit den Kindern in mangelhaftem Deutsch und mit gravierenden Grammatikdefiziten. Ich bin schockiert, wie tief die Qualität in unseren Bildungseinrichtungen gesunken ist. Die Politik tut alles dafür, die letzten motivierten Elementarpädagogen wieder von ihrem Weg abzubringen." (Andreas St., 20 J.)
„Note: Befriedigend? Nein!“
Auch sonst viel Schiaches in meiner Mailbox
Mutter Andrea B. schreibt mir, dass in der Volksschule des Wiener "Campus Christine Nöstlinger" am 12. Oktober erstmals (!) PCR-gespült wurde. Bis vorige Woche kein einziger Test. Grund: "Beschaffungsschwierigkeiten" … Warum wundert mich das nicht?
Michaela Z. rief nach meiner Kritik an den immer noch gesperrten Vordertüren in Hunderten Öffi-Bussen die Wiener Linien an. Auskunft: Die bleiben zu, damit der 1-m-Abstand zum Fahrer gewahrt ist. Aha. Und die Fahr-"Gäste" dürfen sich abstandslos "derstessen". Über das Schulbudget ärgert sich Kollegin Petra Vorderwinkler grün und bl…ürkis. Die Ex-VS-Direktorin in Fischamend und jetzige SPÖ-Bildungssprecherin: "Kein einziger zusätzlicher Cent für Nachmittagsbetreuung, Schulpsycholog*innen oder Sozialarbeiter*innen. Es entsetzt mich." Mich auch.
„Note: Nicht gut“