In der Vorweihnachtszeit haben die immergrünen Zweige der heimischen Nadelbäume lange Tradition. Der Klimawandel setzt sie aber zunehmend unter Druck, vor allem die Fichte leidet unter den Folgen von Hitze und Dürre.
Wegen der Klimakrise gerät einer der schönsten Weihnachtsbäume, nämlich die Schwarzfichte, in massive Gefahr. Die beliebte Fichtenart zeichnet sich durch hohen Wuchs, dunkle, kräftige Nadeln sowie dicht gewachsene Zweige aus. Ihre kräftige Struktur eignet sich besonders gut zum Aufhängen schwereren Schmucks.
Fichten verbreiten zudem einen ausgeprägteren "Nadelbaumduft" als Tannen, die als Weihnachtsbäume freilich ebenfalls sehr beliebt sind.
Die Tradition, Nadelbäume im Winter als Dekoration ins Haus zu holen, geht bereits bis in die vorchristliche Zeit zurück: Zur Wintersonnenwende holte man sich grüne Zweige ("Wintermaien") ins Haus, um böse Geister fernzuhalten.
Das saftige Grün der Bäume erinnerte zudem an die Wiederkehr des Frühlings. Fichte, Tanne, Kiefer und Wacholder spendeten angeblich Lebenskraft, galten als Sinnbild des Lebens und der Fruchtbarkeit.
Die Zuschreibung eines "Sinnbild des Lebens" ändert sich durch den Klimawandel: Seit 1960 hat die Temperatur auf österreichischen Waldflächen laut der Universität für Bodenkultur im Schnitt um rund 1,5 Grad Celsius zugenommen.
Vor allem Nadelbäume wie die Fichte werden durch zunehmende Hitze und Trockenheit geschwächt: Der Wassertransport stockt, und die Bäume leiden unter Hitzestress, was sich auf die Widerstandsfähigkeit auswirkt.
"Viele der Bäume, die jetzt in österreichischen Wäldern wachsen, sind 50 bis 100 Jahre alt und wurden in einem ganz anderen Klima geboren", sagt Liam Dolan vom "Gregor Mendel Institute for Molecular Plant Biology" zum ORF.
Da die Temperatur steigt, seien diese Bäume nicht gut an ihre lokale Umgebung angepasst. Und diese Fehlanpassung führe "zu vermindertem Wachstum, erhöhter Krankheitsanfälligkeit und einem allgemeinen Verfall der Gesundheit des Waldes."
Auch Alexandra Wieshaider von den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) berichtet von neuen, bisher unbekannten Schäden und einer zunehmenden Vielfalt der Baumschädlinge – "auch aufgrund der Wärme, weil es im Winter keinen starken Frost mehr gibt, wodurch manche Schädlinge ansonsten absterben würden".
„Die Fichte wird in den nächsten Jahrzehnten aus dem Erscheinungsbild des Waldes verschwinden.“Alexandra WieshaiderÖsterreichische Bundesforste
Den Bäumen würden durch Stress die Abwehrkräfte fehlen, der Befall durch Borkenkäfer und Pilze werde wahrscheinlicher und könne "gravierende Ausmaße annehmen". Der häufigste und höchste heimische Baum, eben die Fichte, leide bereits stark unter Trockenheit und Dürre.
"Für den Wienerwald kann man durchaus sagen, dass die Fichte in den nächsten Jahrzehnten aus dem Erscheinungsbild des Waldes verschwinden wird", sagt Wieshaider. Im Rest Österreichs würde der Flachwurzler nicht komplett verschwinden, in flacheren Lagen aber "deutlich abnehmen".
Bleibt als Hoffnung nur die Tanne. Sie sei vom Klimawandel aufgrund ihrer "wärmeliebenden Eigenschaften" nicht so stark betroffen. Allerdings sei dazu auch ein geringer Reh-Bestand notwendig, weil sie "sehr gerne verbissen" werde.