Österreich

Bezirke zeigen "cooler Straße" kalte Schulter

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Bis Sommer soll jeder Bezirk eine "Coole Straße Plus" bekommen. Ein roter und ein blauer Bezirkschef durchkreuzen die Pläne der Vizebürgermeisterin Hebein.

Bei den derzeit herrschenden Temperaturen zwar nicht vorstellbar, aber der nächste Hitze-Sommer kommt bestimmt. Im Sommer 2019 erfolgreich in drei Bezirken getestet, wollte Birgit Hebein die Aktion "Coole Straße Plus" 2020 auf alle 23 Bezirke ausrollen ("Heute" berichtete) – dabei hat die Vizebürgermeisterin die Rechnung allerdings ohne die Bezirkschefs gemacht. Gleich zwei Vorsteher zeigen der Initiative die kalte Schulter.

Grüne Bezirksgruppen sind sauer

"Schade um diese verpasste Gelegenheit", ärgern sich die Grünen Donaustadt auf Facebook. Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) hätte "die Vorschläge der Grünen Donaustadt für geeignete Straßenabschnitte leider nicht weiterverfolgt". Obwohl die Bewohner "im Sommer unter der zunehmenden Hitze, in Kagran und Stadlau leiden" kritisiert Klubobfrau Heidi Sequenz.

SPÖ-Bezirkschef sieht keine Notwendigkeit

„Das Konzept der 'Coolen Straßen' ist sicherlich eine innovative Ergänzung zur Steigerung der Lebensqualität in den innerstädtischen Bezirken. Im Gegensatz zu diesen gibt es in der Donaustadt sogar in den stärker verbauten Teilen des Bezirks viele Grünfläche, sodass hier keine Hitzeinseln wie in den Innenstadtbezirken gibt", verteidigt Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) seine Absage.

In einer Beantwortung ergänzt Nevrivy: "Wir Donaustädter haben die Möglichkeit, zu Fuß, mit den Öffis oder auch mit dem Rad in wenigen Minuten unterschiedlichste Naherholungsgebiete erreichen zu können. Dort können sich die Menschen abkühlen, aber auch unterschiedlichste Freizeitaktivitäten betreiben. Aus diesem Gesichtspunkt wären die 'Coolen Straßen' kein attraktives Alternativangebot".

Heidi Sequenz bedauert, dass der Bezirksvorsteher nicht einmal einen "symbolischen Akt" in Sachen Klimawandel setzen will.

Grüne Kritik an Rot-Blauer Einigkeit

Mit seiner Absage an "Coole Straßen" hat auch Simmerings Bezirkschef Paul Stadler (FPÖ) den Groll der Grünen auf sich gezogen. "Unselige Einigkeit (mit Ernst Nevrivy, Anm.) auf Kosten der Bevölkerung", ärgert sich die Bezirkspartei im Netz.

Konter von Simmerings Bezirkschef

Den Vorwurf will sich der einzige FPÖ-Bezirksvorsteher aber nicht gefallen lassen. "Ich bin nicht dagegen, aber Simmering hat keinen Hitze-Hotspot", so Stadler. Nebelduschen würden zur Abkühlung sehr wohl aufgestellt werden. Nur gegen bauliche Maßnahmen verwehrt er sich. "Wieso soll ich 50 Parkplätze kappen, wenn in unmittelbarer Nähe ein großer Park ist? Das wäre nicht vernünftig. Hier geht es schließlich auch um Steuergeld", meint Stadler zu "Heute".

"Nicht alle Simmeringer haben einen Park vor der Tür", ärgert sich Andreas Fritsch, Grüner Sprecher der Stadtplanung im Bezirk. "Außerdem macht die Hitze nicht vor Bezirksgrenzen Halt".

Wie berichtet hat eine Evaluierungen gezeigt, dass 92 Prozent der befragten Anrainer der ersten drei "Coolen Straßen" sich eine Wiederholung der Aktion wünschen. Befragt wurden vergangenes Jahr 518 Anrainer der Kleistgasse (Landstraße), Hardtmuthgasse (Favoriten) und der Hasnerstraße (Ottakring). Dabei bewerten 87 Prozent die "Coolen Straßen" als positive Maßnahme gegen den Hitzesommer.