"Früher war es hier viel feuchter", erzählt Jäger Bernfried Steinmayer: "Aber durch die Erwärmung des Klimas ist der Wald komplett ausgetrocknet. Bäume sterben ab und der Unterwuchs ist nicht sehr resistent." Hier im niederösterreichischen Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf), berichtet Steinmayer gegenüber dem ORF, seien die Veränderungen sehr deutlich spürbar.
Die Jägerschaft habe deshalb im Wald eine künstliche Suhle angelegt, um zumindest die Situation für Wildtiere zu verbessern. Denn, für Hoch- und Schwarzwild sei das der wichtigste Bereich in seinem Revier gewesen, erklärt Steinmayer. Die Suhle selbst wirkt im ORF-Bericht unscheinbar. Steinmayer stapft mit den Gummistiefeln durch den Schlamm, der sich ganz unten gesammelt hat. An manchen Stellen sinkt er einige Zentimeter ein. Über dem Schlamm liegt Laub in herbstlichen Farben.
Insekten und kleine Tiere seien sofort zur neuen Suhle gekommen, sagt Steinmayer: "Bei Wildschweinen und Hochwild, das ist sensibel, wird es noch ein wenig dauern. Vor rund einer Woche hat sich die erste Sau gesuhlt" Wildkameras hätten schon mehrere Wildschweine rund um die Suhle aufgenommen.
Trockenheit macht sich im Wald schnell bemerkbar – von der Baumkrone bis zum Untergehölz: Bäume und Sträucher werden lichter, sie bieten immer weniger Futter für Tiere. Gleichzeitig wachsen junge Pflanzen langsamer oder gar nicht. Und natürliche Wasserstellen schwinden oder fehlen gänzlich – ein großes Problem.
Der ORF sprach auch mit dem Wildbiologen Klaus Hackländer von der Universität für Bodenkultur (Boku). Im Wienerwald bei Purkersdorf (Bezirk St. Pölten) zeigt er Gräben, die man entlang eines Forstwegs ausgehoben hat: Dort sammelt sich Regenwasser.
"Da war jemand drinnen: Die Erde ist aufgewühlt vom Suhlen oder vom Trinken, deswegen haben wir hier diesen Staub auf den Blättern, der ist hier heller und da hinten auch", erklärt Hackländer. Für ihn ist die wichtigste Maßnahme gegen Trockenheit im Wald, das Regenwasser im Ökosystem zu halten: "Das heißt, verhindern, dass Wasser abfließen kann. Die Gräben, die früher zum Austrocknen gezogen worden sind, verschließe ich wieder. Und gleichzeitig muss ich Rückzugsgebiete schaffen, zum Beispiel kleine Becken ausheben, da kann Wasser dann langsam versickern."
Anstatt Grundwasser hochzupumpen, sollte man den Regen nutzen, den es auch trotz Klimawandel geben wird: "Es wird zwar wärmer, aber deswegen nicht unbedingt trockener." Ohne Wasser könne der Lebensraum Wald und die dortige Artenvielfalt nicht bestehen: "Es geht um das ganze Ökosystem, nicht nur Wildtiere wie Hirsche und Schweine. Auch Amphibien und Singvögel wollen trinken."
Hackländer beschreibt, wie sich die Klimakrise auf Wildtiere auswirkt: "Sie verlegen ihre Lebensräume. In heißen Sommern flüchten sie in den tiefen, dichten Wald, weil dort das Mikroklima passt. Wenn sie dort länger sind und es wenig zu fressen gibt, knabbern sie aber Bäumchen und Knospen an. Das ist wiederum ein Schaden aus Sicht des Waldeigentümers", erklärt Hackländer.
Hirsche hätten ein Futterproblem, weil sie Gras bevorzugen, das schnell trocken wird. Für die Verdauung bräuchten sie aber unbedingt Wasser. Wildschweine könnten ihre Temperatur nicht gut selbst regulieren und bräuchten wiederum Suhlen: "Wird der Waldboden hart und trocken, tun sie sich auch beim Fressen schwer, weil sie mit dem Rüssel nicht mehr in den Boden kommen", sagt Hackländer.
Trockene Wälder erkennt man beim Spaziergang leicht. Im Sommer wirkt es oft so, als ob schon der Herbst begonnen hat: "Einige Bäume sehen schon ein wenig licht aus, verlieren früh ihr Laub. Sie haben zu wenig Wasser für den Stoffwechsel und keine Kraft mehr, um sich die Blätter zu leisten", so Hackländer.
Im Wald bei Zistersdorf sorgt ein Brunnen dafür, dass die angelegte Suhle jeden Tag mit rund 300 Litern Wasser versorgt wird. Anfangs lief das noch mit einer mobilen Batterie, doch bald soll eine Photovoltaikanlage die benötigte Energie liefern. Die Kosten übernimmt ein Unternehmen für erneuerbare Energie – die Bloch3 GmbH, benannt nach Geschäftsführer Martin Blochberger.
Der möchte, wo sein Unternehmen Projekte umgesetzt, auch etwas zurückgeben. In Maustrenk etwa habe man einen Windpark aufgebaut: "Jedes Windrad, jede Photovoltaik-Anlage ist ein Eingriff in die Natur. Deshalb haben wir gemeinsam mit der Jägerschaft diese Suhle gebaut."
Waldbesitzer und Jagdgenossenschaft waren einverstanden, überdies gab es ein Unternehmen, welches das System entwickelt und zudem die Kosten dafür trägt. "Das wird nicht überall so einfach sein", sagt Jäger Steinmayer: "Aber es wird andere Möglichkeiten geben. Jeder sollte ein Projekt oder Programm machen. Wenn jeder ein bisschen etwas umsetzt, wird das den Tieren sehr viel helfen."