Gesundheit

Können nach Covid Erektionsstörungen auftreten?

Männer berichten von Erektionsproblemen nach einer Corona-Erkrankung. Ist da was dran? Ein wissenschaftlicher Artikel sucht nach Ursachen.

Sabine Primes
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Für Erektionsprobleme gibt es vielerlei Ursachen – psychisch wie körperlich.
Für Erektionsprobleme gibt es vielerlei Ursachen – psychisch wie körperlich.
Getty Images/iStockphoto

COVID-19 betraf Männer stärker als Frauen und trat mit schwereren Erkrankungen und höheren Sterblichkeitsraten auf. Eine Corona-Infektion kann vielfältige Folgen haben. Neben Herz-Kreislauf oder neurologischen Beschwerden, die auch nach der Infektion für längere Zeit bestehen bleiben können attackiert das Coronavirus den Körper an vielen Fronten, auch an den männlichen Geschlechtsorganen. Damit kann die männliche Fortpflanzungsfähigkeit nachhaltig geschädigt werden.

Studien haben nämlich gezeigt, dass Covid-19 Einfluss auf die Zahl und Qualität der Spermien hat. "Wir sehen auch bei jungen Männern mit Kinderwunsch, welche einen milden Corona-Verlauf hatten, häufig Langzeitfolgen im Sinne von stark eingeschränkten Samenbefunden und männlicher Unfruchtbarkeit. Deswegen rate ich auch jungen Männern, entsprechend vorzusorgen und sich unbedingt impfen zu lassen", so Kinderwunschexperte Michael Feichtinger.

Wenn ER nicht mehr steht

Eine weitere Einschränkung, über die "Mann" nicht gerne spricht, ist mangelnde Erektionsfähigkeit. Auch das könnte eine Folge einer Infektion sein. Da Erektionsprobleme viele Gründe haben können, ist eine unmittelbare Verbindung zu Covid schwierig herzustellen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen können ebenso eine Rolle spielen, wie etwa auch Diabetes. Ein wissenschaftlicher Artikel in "Nature“ hat die möglichen Mechanismen hinter einer Erektionsstörung nach Covid-19 zusammengefasst. 

4 mögliche Gründe

So könnten durch die überschießende Immunreaktion, die der Virus auslösen kann, Gefäßinnenwände geschädigt und auch Entzündungen verursacht werden. Das könne auch bei den sehr feinen Gefäßen, die zum Penis führen, der Fall sein.

Eine weitere Hypothese betrifft die Endothelzellen. Sie bilden die innerste Zellschicht der Blutgefäße und sind unter anderem für die Weitstellung der Gefäße verantwortlich. Da sich der Penis für eine Erektion mit Blut füllen muss, liegt der Zusammenhang nahe, dass eine Schädigung der Endothelzellen die Erektion behindern könnte. Dafür brauche es aber mehr Daten und Studien.

Manche Studien berichten über das Vorhandensein des Virus im Hodengewebe mit klinischen Hinweisen auf eine Unterfunktion der Hoden oder eine Störung der Spermabildung (siehe oben).

Ebenso sind psychische Faktoren nicht auszuschließen. Denn immer mehr Patienten leiden anschließend auch unter psychischen Problemen. Das fanden jetzt Wissenschaftler der Washington University in St. Louis (USA) in einer großangelegten Studie heraus. Mehr dazu hier: Covid-19-Infektionen führen zu einer Depressions-Welle

Wohin wenden?

Bemerken Männer Probleme mit der Erektion, eignen sich der Hausarzt oder Urologe als erste Ansprechperson. Diese können gegebenenfalls dann an Fachkollegen vermitteln.