Gesundheit

Könnte in Österreich eine Virus-Variante entstehen?

Kann eine Variante wie Omikron überall auf der Welt entstehen? Und wie hoch ist das Risiko einer solchen Mutation hierzulande? Ein Experte antwortet.

Sabine Primes
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So viele Mutationen wie keine andere Variante vorher: "Omikron" 
So viele Mutationen wie keine andere Variante vorher: "Omikron" 
Getty Images/iStockphoto

Eine diskutierte These, die die Entstehung der neuen Coronavirus-Variante Omikron erklären könnte, ist, dass sie in einem immungeschwächten Patienten mutiert sein könnte - etwa einer Person mit HIV. Dafür würden die vielen Mutationen der Variante sprechen, so der designierte deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Tweet.

Die Problematik dahingehend besteht in Afrika aus zwei Faktoren: Zum einen die viel zu niedrige Corona-Impfquote und zum anderen die hohe HIV-Rate in Afrika und die damit verbundene unzureichende Therapie von Betroffenen. Daraus resultieren viele Menschen mit geschwächten Immunsystemen, in denen sich das Virus über Wochen ungehindert vermehren kann.

Im Zuge dieser Vermehrung kommt es immer wieder zu Mutationen, die dem Virus entweder in seiner Verbreitung helfen oder nicht. Im Falle von Omikron dürfte es etwas bringen, denn diese Variante konnte sich bereits von Afrika nach Europa bis nach Israel verbreiten. Das Virus weist so viele Mutationen auf wie noch von keine Variante zuvor: 32 Mutationen im Spike-Protein und über ein Dutzend Mutationen in anderen Teilen des Virus. Mit dem Spike-Protein dockt das Virus an menschliche Zellen an und infiziert sie. Inwieweit sich die Mutationen im Krankheitsbild oder Übertragung niederschlagen und ob die Impfstoffe adaptiert werden müssen, ist derzeit Gegenstand vieler Untersuchungen rund um den Globus. 

Wie Mutationen entstehen
Das Coronavirus dringt in Körperzellen ein und vervielfältigt sich dort. Bei diesen Kopiervorgängen kommt es immer mal wieder zu Kopierfehlern. So kann eine neue Virusvariante bzw. Mutation entstehen, also eine Version des Virus, in der sich das Erbgut leicht abgewandelt hat.
Je stärker das Coronavirus kursiert, um so schneller kann es mutieren. Deshalb ist es für das Kollektiv wichtig, sich zu impfen. Denn nur so nimmt man dem Virus seinen Spielraum. 

Wie hoch ist die Mutationsgefahr in Österreich?

"Könnte so eine Variante auch in Österreich entstehen?" fragten wir den Infektiologen Prof. Dr. Richard Greil im "Heute"-Gespräch. "Virus-Mutationen entstehen ununterbrochen. Die entscheidende Frage ist, ob sie sich durchsetzen können." Wenn sich die Mutationen nicht durchsetzen können, bleiben sie für die Gesamtbevölkerung bedeutungslos.

Nicht zuletzt ist die Durchimpfungsrate in der Population ein maßgeblicher Faktor für den Erfolg oder Misserfolg einer Mutation. Bei einer hohen Durchimpfungsrate erzeugt man einen Selektionsdruck auf die Immunescape-Varianten, weil das Reservoir, wo sie sich ausbreiten können immer kleiner wird und die Mutation sich nicht weiter durchsetzen kann. 

Bei zu niedriger Impfzahl entsteht ein hoher spontaner Selektionsdruck. Sprich, das Virus kann ungehindert maßlos mutieren. Das kann mehr gesundheitliche Risiken bedeuten, mehr Kranke und unter Umständen auch mehr Tote.

Der Mediziner denkt jedoch nicht, dass es in Österreich zu einer Durchbruchsvariante kommen könnte, die die ganze Welt beherrscht. "Im Moment denke ich, dass solche Varianten von jenen Ländern ausgehen werden, die eine sehr geringe Durchimpfungsrate haben".

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