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Kommen wegen neuen Verboten jetzt Abtreibungsschiffe?

Bereits mehrere US-Bundesstaaten haben Schwangerschaftsabbrüche verboten. Eine Ärztin aus Kalifornien schlägt nun Bootskliniken vor.

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Nach dem Entscheid des Obersten Gerichts ist das landesweite Recht auf Abtreibung in den USA nicht mehr gesetzlich verankert.
Nach dem Entscheid des Obersten Gerichts ist das landesweite Recht auf Abtreibung in den USA nicht mehr gesetzlich verankert.
REUTERS

Ende Juni hat der Supreme Court in einer folgenschweren Entscheidung das liberale Abtreibungsrecht des Landes gekippt. Mehrere US-Bundesstaaten haben direkt nach dem Urteil Schwangerschaftsabbrüche verboten. Damit ist das Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten nach fast einem halben Jahrhundert Geschichte.

Mithilfe einer schwimmenden Abtreibungsklinik im Golf von Mexiko möchte eine kalifornische Ärztin nun besonders Frauen in den restriktiven Südstaaten den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen erleichtern. Die Idee ist, eine Klinik an Bord eines Schiffes in Bundesgewässern und somit außerhalb der Reichweite bundesstaatlicher Gesetze einzurichten.

"Situation erfordert es, umsichtig und kreativ zu handeln"

Laut Dr. Meg Autry, die Geburtshelferin und Gynäkologin sowie Professorin an der University of California in San Francisco ist, könnten dort chirurgische Abtreibungen im ersten Trimester, Verhütungsmittel sowie weitere Pflege angeboten werden. "In unserem Land gibt es einen Angriff auf die reproduktiven Rechte, und ich bin eine lebenslange Verfechterin der reproduktiven Gesundheit – und der Wahlfreiheit", so Autry. Die Situation erfordere es jetzt, umsichtig und kreativ zu handeln.

"Nur so können Menschen in restriktiven Staaten die Gesundheitsversorgung bekommen, die sie verdienen", sagt Autry gegenüber The Associated Press. Die Idee befinde sich zurzeit in der Phase der Mittelbeschaffung durch eine gemeinnützige Organisation.

In Alabama, Mississippi, Louisiana und Texas sind bereits Abtreibungsverbote in Kraft getreten. Ein Gesetz in Florida, das nach einem juristischen Hin und Her in Kraft getreten ist, verbietet Abtreibungen nach der 15. Woche – mit Ausnahmen, wenn der Eingriff notwendig ist, um ein Leben zu retten, schwere Verletzungen zu verhindern oder wenn der Fötus eine tödliche Anomalie aufweist.

Gang auf Boot könnte näher sein als Reise in anderen Bundesstaat

Das Anwaltsteam von Autry ist der Ansicht, dass es einen Bereich auf Bundesebene gibt, in dem zugelassene Anbieter sicher und legal Abtreibungen außerhalb der Reichweite der staatlichen Gesetze vornehmen könnten. Für Frauen in südlichen Bundesstaaten mit Abtreibungsverboten kann es näher und einfacher sein, an die Küste zu fahren und ein Boot zu besteigen, als in einen Bundesstaat zu reisen, in dem Abtreibungen weiterhin legal sind, so Autry.

"Für manche Frauen, insbesondere für Berufstätige, die im südlichsten Teil dieser Staaten leben, wäre dies ein näherer und schnellerer Zugang", so die Ärztin. An den Details werde aktuell noch gearbeitet – so zum Beispiel, wo das Boot ablegen soll und wie die Frauen zum Schiff gelangen würden.

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    Demonstrantinnen feiern nach der Entscheidung des Senats.
    Demonstrantinnen feiern nach der Entscheidung des Senats.
    EMILIANO LASALVIA / AFP / picturedesk.com