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Kopfbälle sind für Frauen schlimmer als für Männer

Fußballspielerinnen erleiden durch einen Kopfball fünfmal stärkere Hirnschäden als ihre männlichen Kollegen.

Heute Redaktion
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Einen Fußball per Kopf ins Tor zu schießen, ist für weibliche Spielerinnen laut einer US-Studie deutlich gefährlicher als für Männer. Bei Untersuchungen fanden die Forscher heraus, dass durch Kopfbälle verursachte Gehirnschäden bei Frauen fünfmal stärker sind als bei Männern.

Die am Dienstag im Fachblatt "Radiology" veröffentlichte Studie legt nahe, dass geschlechtsspezifische Richtlinien zur Vermeidung von Kopfverletzungen im Fußball notwendig sein könnten.

Irrglauben enttarnt

Forschern und Ärzten sei schon lange bekannt gewesen, dass Frauen bei Kopfverletzungen oft stärkere Schäden davontrügen. Bislang sei aber häufig vermutet worden, das liege daran, dass Frauen eher als Männer über Symptome Auskunft gäben, erklärte der Hauptautor Michael L. Lipton vom Albert Einstein College of Medicine.

Die vier Stufen der CTE

Für die Bestimmung des Schweregrads der CTE werden die nach dem Tod durch Obduktion des Gehirns ermittelten Schäden mit den vor dem Tod ermittelten Verhaltensauffälligkeiten in Bezug gesetzt. Das sind die vier Stufen:

Stufe I: Kopfschmerzen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsdefizite

Stufe II: zusätzliche Symptome wie Depression, Gefühlsausbrüche, beeinträchtigtes Kurzzeitgedächtnis

Stufe III: Kognitive Beeinträchtigungen, Probleme bei der Planung und Organisation von Alltagstätigkeiten, Multitasking-Probleme, Mängel im Beurteilungsvermögen

Stufe IV: ausgeprägte Demenz mit starken Gedächtnis- und kognitiven Störungen, die die Alltagsbewältigung unmöglich machen

Die jetzt veröffentlichte Studie messe jedoch objektiv Veränderungen im Hirngewebe anstelle von durch die Probanden selbst berichteten Symptomen.

Deutliche Unterschiede

Demnach erlitten Frauen bei Kopfbällen leichter als Männer Gehirntraumata. Die Forscher untersuchten je 49 männliche und weibliche Fußballer im Alter zwischen 18 und 50 Jahren, die in den zwölf Monaten vor der Untersuchung eine ungefähr gleich hohe Anzahl von Kopfbällen geschossen hatten. Dabei wurde ein spezielles MRT-Verfahren eingesetzt, das die weiße Substanz des Hirns auf die Wasserverteilung im Gewebe hin untersucht.

Die MRT-Bilder zeigten, dass das Volumen beschädigter weißer Hirnsubstanz bei Frauen fünfmal größer war als bei Männern. Bei den weiblichen Spielerinnen waren acht Hirnregionen betroffen, bei Männern nur drei.

Hirnschäden, wie man sie von Footballern kennt

Den Forschern zufolge waren die Schäden nur gering. Dennoch könnten sie Vorboten künftiger Verletzungen und Hirnschäden sein, die letztlich zu einem Rückgang der geistigen Fähigkeiten oder zu Verhaltensänderungen führen könnten – Folgen wie man sie bereits von Footballspielern kennt.

Weil die Sportler dabei regelmäßig mit den Köpfen aneinanderkrachen, leiden sie besonders häufig an der Hirnerkrankung CTE (chronisch-traumatische Enzephalopathie, siehe Box). (fee)