Österreich

Kriminelle mixen Opfern in Lokalen Medikamente in Suppe

Die Anzahl der Attacken mit K.O.-Tropfen steigen, die Polizei warnt davor. Die Täter verwenden allerdings auch andere Substanzen.

Christine Ziechert
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Täter verwenden nicht nur K.O.-Tropfen, auch andere Substanzen kommen zum Einsatz.
Täter verwenden nicht nur K.O.-Tropfen, auch andere Substanzen kommen zum Einsatz.
Bild: Fotolia

Wie "Heute" berichtete, häufen sich seit der Öffnung von Clubs und Lokalen wieder die Fälle von K.O.-Tropfen. "Das Thema hatte sich aufgrund der verstärkten Aufklärung eigentlich fast schon erledigt bzw. gab es schon weniger Anrufe. Derzeit wenden sich aber wieder mehr Betroffene mit diesem Thema an unsere Hotline. Meist sind es Jugendliche und junge Frauen bis Ende 20", erklärt Ursula Kussyk vom Wiener Verein Frauenberatung "Notruf bei sexueller Gewalt" (Telefonnummer: +43 (0)1 523 22 22).

Laut Kriminalstatistik gab es im Vorjahr 106 Anzeigen wegen Attacken mit K.O.-Tropfen (darunter 68 Fälle in Zusammenhang mit einer Vergewaltigung), 2019 waren es noch 100 Anzeigen: "Es sind meistens Fälle, die nach einem bestimmten Muster ablaufen. Junge Frauen, die ausgehen und feiern, konsumieren über längere Zeit Alkohol. Dann gibt ihnen jemand eine Substanz ins Getränk, am nächsten Tag können sie sich an nichts mehr erinnern. Sie haben aber Unterleibsschmerzen, die Unterhose ist verkehrt oder sie finden Sperma und vermuten dann, dass etwas passiert ist. Das ist eine sehr belastende Situation", so Kussyk. 

"Es gibt auch Täter, die sich im Internet als netter Kerl von nebenan präsentieren" - Ursula Kussyk, Notruf bei sexueller Gewalt
Ursula Kussyk vom Verein Frauenberatung Notruf bei sexueller Gewalt
Ursula Kussyk vom Verein Frauenberatung Notruf bei sexueller Gewalt
Sabine Hertel

Laut der ausgebildeten Sozialarbeiterin gibt es aber noch eine andere Strategie der Täter: "Es gibt auch Männer, die sich im Internet als netter Kerl von nebenan präsentieren. Sie bauen Vertrauen auf und bieten dann, etwa bei Computer-Problemen oder einem Umzug, ihre Hilfe an. Sie kommen zu den Frauen nach Hause oder die Frauen zu ihnen, es wird etwas getrunken und danach kommt es zum sexuellen Übergriff." 

Nicht immer werden dabei K.O.-Tropfen verwendet, oft werden auch andere Substanzen verabreicht: "Täter verwenden alles, was sie zur Verfügung haben. Das können Herz-Medikamente, Psychopharmaka, Koks im Cola oder eine Substanz in der Suppe sein. Manchmal mixen sie auch mehrere Stoffe zusammen", meint Kussyk.

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    Substanzen sind nicht lange im Blut nachweisbar

    Das Problem: Viele Substanzen sind meist nur bis zu acht Stunden im Blut und bis zu zwölf Stunden im Urin nachweisbar: "Frauen geben sich meist selbst die Schuld, wenn Sie vermuten, dass ihnen K.O.-Tropfen verabreicht wurden, weil sie betrunken waren. Sie realisieren oft erst viel später, dass ihnen etwas untergemischt wurde. Dann ist es meist zu spät, um etwas nachweisen zu können", so Kussyk.

    Wenn der Verdacht auf K.O.-Tropfen besteht, sollte daher schnell eine Blutanalyse im Spital gemacht werden: "Betroffene sollten im Spital darauf hinweisen, dass sie glauben, dass ihnen Gewalt angetan wurde. Das sollte als Grund für eine Analyse reichen. Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit einer Haaranalyse, diese ist aber teuer."

    Verurteilung nur bei jeder zehnten, angezeigten Vergewaltigung

    Eine weitere Schwierigkeit für Betroffene: Wenn Anzeige erstattet wird, ist es für Polizei und Staatsanwaltschaft in vielen Fällen schwer zu recherchieren, wer als möglicher Täter in Frage kommt. Hinzu kommt laut dem Frauennotruf Salzburg, dass die Staatsanwaltschaft dem Verdächtigen die Tat beweisen muss und nur Anklage erheben kann, wenn eine über 50-prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass eine Verurteilung des Täters naheliegt.

    Das schlägt sich auch in den Verurteilungen nieder. So gab es 2019 bei 948 angezeigten Vergewaltigungen nur 98 Verurteilungen – das entspricht einer Quote von 10,34 %. Etwas besser sehen die Zahlen bei sexuellem Missbrauch einer wehrlosen/psychisch beeinträchtigten Person aus: Hier wurden 2019 insgesamt 50 Täter bei 210 Anzeigen verurteilt (23,8 %).

    Eine Übersicht über Beratungsstellen bei Gewalt gibt es unter oesterreich.gv.at/themen/gesundheit_und_notfaelle/gewalt_in_der_familie/2/Seite.290501.html