Seit rund zwei Wochen steht fest: Der Innviertler Motorrad-Hersteller KTM ist pleite! Die ersten 250 Kündigungen lagen prompt am Tisch, weitere 500 Angestellte werden im Zuge der Sanierung folgen. Die Lage an den KTM-Standorten in Mattighofen und Munderfing (beide Oberösterreich, Bezirk Braunau) ist ernüchternd, Betroffene schilderten "Heute" die schier ausweglose Situation.
Die schweren finanziellen Turbulenzen und die Insolvenz des Motorrad-Giganten erschüttert eine ganze Region, zu allem Überfluss soll eine Angestellte laut "Heute"-Infos sogar zur Unterzeichnung des vorzeitigen Austritts gedrängt worden sein – mehr dazu hier.
"Wenn du nicht unterschreibst, dann putzt du das Klo!", soll ihr gedroht worden sein. Wer die Blanko-Vorlage zum vorzeitigen Austritt nicht unterschrieb, soll in einem Einzelgespräch mit Vorgesetzten und Betriebsrat dazu gedrängt worden sein.
Die Drucksituation am Arbeitsplatz hinterlässt Spuren, ein Mitarbeiter erzählte von Schlafstörungen. "Sie wollen uns unsere letzte Würde nehmen – als ob wir die Schuldigen an diesem Insolvenzverfahren sind", so ein Angestellter.
Zu allem Überfluss steht nun für hunderte KTM-Mitarbeiter fest: Die Dezemberlöhne werden nicht wie versprochen vor Weihnachten ausgezahlt. "In der letzten Information haben wir euch darüber informiert, dass ein Vorschuss der Dezemberlöhne noch vor Weihnachten erfolgen wird. Leider müssen wir euch mitteilen, dass auch die zuletzt gefundene Lösung in der aktuellen Situation nicht durchführbar ist", heißt es unter anderem in dem Schreiben an die Arbeiter.
„Uns ist bewusst, dass euch die Nichtdurchführung gerade in der Weihnachtszeit vor Herausforderungen stellt“KTM mit einem Statement an seine Mitarbeiter
Für einen mehrfachen Vater und Angestellten des Motorrad-Giganten ist ausständiges Gehalt und die unsichere Jobzukunft keine Herausforderung, sondern eine reale Existenzbedrohung – für ihn und seine Familie.
Bald geht Konrad* (Name von der Redaktion geändert) in den wohlverdienten Urlaub. Vor Weihnachten wurde auch ihm die Auszahlung des Dezemberlohnes zugesichert. Daraus wird jetzt aber nichts – das hat weitreichende Folgen.
Der mehrfache Vater versucht derzeit, seine Kreditrate in dieser prekären Lage auszusetzen. Aus den letzten Wochen kann er nur auf wenige Hunderte Euro zurückgreifen, die er von KTM ausbezahlt bekam. Vor dem besinnlichsten Fest des Jahres ist dies ein Worst-Case-Szenario – vor allem für seine Kinder. "Ich muss einen Weg finden, meinen Kindern zu erklären, wieso Geschenke fehlen werden", befürchtet der Vater bereits Kindertränen.
"Die Dezemberlöhne und -gehälter werden vor Weihnachten vom Unternehmen überwiesen", erklärte Hans Lang, Konzernsprecher der Muttergesellschaft Pierer Industrie AG, noch am Donnerstag auf "Heute"-Anfrage.
"Ich habe weder Lohn noch Vorschuss bekommen, obwohl mir das versprochen wurde", sagte eine Mitarbeiterin zu "Heute". Besonders schlimm: Sie braucht das Geld dringend, sie steht vor einem Heimaturlaub – den muss sie jetzt mit ihren letzten Ersparnissen antreten.