Oberösterreich

"Küssende Männer ekelhaft" – Aufregung um FPÖ-Umfrage

Eine Online-Umfrage für Jugendliche wirbelt ordentlich Staub auf. Kritiker orten Homophobie. Jetzt wurden einzelne Fragen wieder vom Netz genommen.

Tobias Prietzel
Die Fragen, die die Stadt Ansfelden (Bez. Linz-Land) Jugendlichen gestellt hat, lassen die Wogen hochgehen.
Die Fragen, die die Stadt Ansfelden (Bez. Linz-Land) Jugendlichen gestellt hat, lassen die Wogen hochgehen.
Stadtgemeinde, privat

Es ist eigentlich nichts Ungewöhnliches: "Ansfelden hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Stadt noch jugendfreundlicher zu machen." Das kündigte Christian Partoll, FPÖ-Bürgermeister der Stadt mit an die 18.000 Einwohnern im Bezirk Linz-Land an.

Für die Gemeinde sei klar, "dass sich die Welt der Jugendlichen in den letzten 20 Jahren wesentlich verändert hat". Hier brauche es neue Konzepte, die man auch umsetzen werde, so Partoll.

Umso mehr verwunderten dann Fragestellungen in der Erhebung: So wollte man etwa wissen, wie sehr die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aussage zustimmen, dass "ein gutes Paar aus einem Mann und einer Frau besteht". Oder: "Ich finde es ekelhaft, wenn zwei Männer sich küssen."

Harsche Kritik ließ nicht lange auf sich warten: "Wer FPÖ wählt, bekommt Homophobie", kritisierte die rote Stadtparteichefin Renate Heitz. Die Gemeinde beweise das gerade sehr eindrucksvoll.

"Die FPÖ zeigt einmal mehr, welch intolerantes und antiquiertes Weltbild sie vertritt", so Heitz. Dass sie dieses nun in den Deckmantel einer Umfrage für 14- bis 21-Jährige verpacke, sei aber selbst für die Blauen "ein neuer Tiefpunkt".

"Die FPÖ zeigt einmal mehr, welch intolerantes und antiquiertes Weltbild sie vertritt". SPÖ-Stadtparteichefin Renate Heitz

Die SPÖ Ansfelden forderte, die Studie sofort vom Netz zu nehmen. Das passierte nicht, es verschwanden aber mehrere Fragen und Antwortmöglichkeiten.

Kritik auch von den Grünen

Kritik kam auch von der Grünen Jugend: "Mit dieser Umfrage will die FPÖ wohl eher ihr eigenes Weltbild bestätigen, anstatt zu verstehen, wie junge Menschen denken", sagte Landessprecherin Dana Stachl. Das Ziel müsse eine geschlechtergerechte Gesellschaft sein, "in der es egal ist, wen man liebt".

Gerade im Alter von 14 bis 21 Jahren würden sich viele das erste Mal mit ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität befassen, so Stachl. "Mit dieser Umfrage wird ihnen im schlimmsten Fall von der FPÖ ausgerichtet, dass sie ekelig, andersartig oder minderwertig sind, wenn sie queer sind."

Forscher entschuldigt sich für Fehler

Nun hat sich der Autor der Erhebung zu Wort gemeldet: Es seien methodische Fehler passiert, räumte Professor Johann Bacher, Leiter der Abteilung für Empirische Sozialforschung an der Linzer Kepler Uni, ein.

"Es ist besonders bedauerlich, weil es ja auch eine starke ethische Dimension hat und sich Jugendliche durch die Art der Fragen verletzt gefühlt haben", sagte der Wissenschafter zum ORF.

Blaue wollen keine Unisex-Toilette

In Wien hat die FPÖ jetzt auf einen Brief der Stadt an die Bevölkerung mit einer dringlichen Anfrage an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) reagiert. Die Adressaten des Schreiben werden nämlich nicht nur mit der üblichen Floskel "Sehr geehrte Damen und Herren", sondern auch als "intergeschlechtliche Menschen" angesprochen.

Woran sich die Blauen noch stoßen: die Empfehlung einer Antidiskriminierungsstelle, Gruppen mit den Worten "Sehr geehrte Menschen aller Geschlechter" zu begrüßen. In der Anfrage wird auch der Vorschlag thematisiert, in Gebäuden eine ergänzende Unisex-Toilette anzubieten.

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