Klimaschutz

Furzende Kühe sind eine Umweltbedrohung

Heute Redaktion
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Kuhpupse und -rülpser zählen zu den klimaschädlichsten Emissionen der Landwirtschaft. Forscher haben verschiedene Ansätze gefunden, dem zu begegnen.

Kühe scheinen auf den ersten Blick harmlos und friedfertig zu sein. Mit ihren langsamen, entspannten Bewegungen verkörpern sie fast das Stillleben einer Landschaftsmalerei. Doch sie haben auch eine andere, weit dunklere Seite.

Als Klimakiller ist das Weidentier mit dem gutmütigen Blick schon vor einiger Zeit in Verruf geraten. Grund dafür: Kühe pupsen und rülpsen zu viel. Der dadurch entstehende Methanausstoß landet in der Atmosphäre. In der Landwirtschaft hat das Treibhausgas Methan den größten Einfluss auf den Klimawandel.

Grasende Kühe sind eine Umweltbedrohung

Es ist einige Jahre her, dass Wissenschaftler den Gasaustausch von Kühen und anderen Nutztieren analysierten und zu dieser Erkenntnis kamen. Forscher aus aller Welt arbeiten seither an verschiedenen Strategien, um Kühe dazu zu bewegen, weniger zu rülpsen und zu furzen.

Diese produzieren eine bemerkenswerte Menge an Gasen in ihren Verdauungsvorgängen – sie haben aber auch nicht nur einen Magen. In ihrer Natur der Wiederkäuer liegt es zudem Nahrung zu essen, die schwer verdaulich ist.

Zu dem erhöhten Ausstoß hat jedoch auch der Mensch und sein Kultiverungsdrang beigetragen: Über Jahrzehnte wurde die Viehzucht mit Kunstdünger verpflegt. Nun überlegen Experten, wieder zum herkömmlichen Mist zurückzukehren und die ehemalige, natürliche Nahrungskette so wieder aufzuwerten.

Methan ist ein 21 Mal stärkeres Treibhausgas als CO2 – es bleibt nur nicht so lange in der Luft. Methan verschwindet nach zehn bis zwölf Jahren aus der Atmosphäre. CO2 hingegen bleibt über Jahrhunderte erhalten. Kühe sind für etwa vier Prozent der weltweiten Treibhaus-Emissionen verantwortlich.

Zum Vergleich: Ein Hausrind setzt 150 bis 250 Liter Methan frei. Ein durchschnittlicher Mensch setzt hingegen etwa nur 600 Milliliter frei.

Man kann einen Anstieg der Methan-Emissionen in Nordamerika, Mittel- und Osteuropa und Asien verzeichnen, an Orten also, wo die Viehhaltung ansteigt. Der Weltklimarat IPCC schätzt, dass neben Energiesektor, Industrie und Verkehr, die Hälfte der weltweiten anthropogenen Methanemissionen aus der Landwirtschaft stammen.

Kühe sollen Gesichtsmasken tragen



Es gibt verschiedene Lösungsansätze, um die Fürze von Kühen zu neutralisieren. Einer ist besonders skurril. Sie sollen Gesichtsmasken tragen.

Dieser Ansatz sieht vor, Kühe mit Masken auszustatten, die das Wohlbefinden und die gesundheitliche Verfassung der Tiere dokumentieren sollen. Dazu gründeten zwei Argentinier ein Start-Up namens ZELP, das Gesichtsmasken speziell für Kühe herstellt.

Ermias Kebreab, der Vizedirektor der Universität für Landwirtschaft und Umweltkunde an der Davis-Universität in den USA, hat während seiner Forschung zwölf Stiere mit Algen gefüttert. Algen blockieren im Magen die Entstehung von Methan.

Der Methan-Ausstoß ging zurück. Bei 0,5 Prozent Anreicherung des Futters mit Algen kam es zu 30 Prozent weniger Emissionen.

Andere Forscher möchten den Kohlenstoff in den Böden binden und wieder den Mist von Tieren als Dünger verwenden, nicht wie in der Landwirtschaft üblich Kunstdünger mit Mineralstickstoff, der das klimaschädliche Lachgas freisetzt.

Würde sich dieses Szenario in einer weit entfernten Galaxie abspielen, könnten wir über diese Zivilisation schmunzeln. Selbstironie stand dem Menschen jedoch noch nie gut.

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