Noch im Herbst wurde gemunkelt, dass Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) den Sprung in die Bundespolitik wagt. Als Teil des roten Verhandlungsteams war sie auf Bundesebene bereits stark in Kunst- und Kulturthemen eingebunden. Doch dazu kam es nicht. Jetzt macht sie im Wiener Wahlkampf deutlich: Sie will weitermachen – und sorgt mit einer neuen Idee für Aufregung.
"Wir erleben einen Tourismusboom", erklärt Kaup-Hasler im "Heute"-Talk. "Drei Viertel der Besucher kommen wegen des Kulturangebots nach Wien. Deshalb schlägt sie nun vor, dass Besucher auch einen kleinen Beitrag für Wiens Kulturlandschaft leisten: einen Kultur-Euro. So könne man die Kultur direkt von den Nächtigungszahlen profitieren lassen.
"Es geht um Wien" – so das große SPÖ-Motto für den 27. April. Für Kaup-Hasler bedeutet das: mehr Kinderkultur, neue Theaterbühnen für junge Stimmen, Wien als Hauptstadt des Digitalen Humanismus und zusätzliche Räume für Kunst und Begegnung. Acht sogenannte "Kulturankerzentren" wurden bereits aufgebaut – von Floridsdorf bis Simmering, mitten in den Wohnvierteln. Man müsse in Wien nicht auf das Geldbörserl schauen, es gebe viel kostenloses Kulturangebot.
Anders als andere Bundesländer hat Wien kein eigenes Kulturförderungsgesetz. Für Kaup-Hasler ist das kein Problem – ganz im Gegenteil. "Wir leben die Inhalte solcher Gesetze längst", meint sie.
In einem Gespräch mit der APA schlägt Kaup-Hasler auch ernstere Töne an: Sie warnt vor kulturpolitischen Rückschritten wie in Ungarn oder der Slowakei. Besonders in den USA sehe man derzeit, was passiert, wenn Wissenschaft und Kultur unter Druck geraten.
Protest an dem angedachten "Kultur Euro" kommt von der Hoteliersvereinigung. "Kultur geht uns alle an. Nicht nur die Hotellerie", hält Alexander Ipp, Landesvorsitzender der Österreichischen Hotelvereinigung in Wien fest. Die Forderung von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Urlaub in Wien zu verteuern, führt er auf die Wien-Wahl zurück: "Der Wahlkampf ist themenarm. Da versucht man im Wahlkampf-Finish, in die Medien zu kommen. Das ist gelungen."