Seit Jahren wird an einem "sauberen" Fleisch- und Fischersatz getüftelt, der aus Zellkulturen im Labor gezüchtet werden kann. Entsprechend auch die Bezeichnung – "Clean Meat".
Erste Produkte sind bereits in den USA auf dem Markt. In Singapur bietet seit 2020 der US-Hersteller "Eat Just" Hühnerfleisch aus dem Labor an – wenn auch nur im kleinen Maßstab. In Israel hat das einheimische Start-up "Aleph Farms" jüngst die Marktzulassung für kultiviertes Rindfleisch erhalten, Verfahren in Großbritannien und der Schweiz laufen noch.
Jetzt will auch das Pariser Start-up Gourmey in den derzeit noch überschaubaren Markt einsteigen, wie die Franzosen vor wenigen Tagen wissen ließen. Erste Spezialität der Newcomer ist "Foie Gras", also Enten- bzw. Gänsestopfleber.
Man habe mittlerweile in den USA, Singapur, Großbritannien und der Schweiz Zulassungsanträge gestellt, so Gourmey. Zudem wurden Anträge bei der EU-Kommission und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eingereicht – in Europa bisher einmalig.
Die Nichtregierungsorganisation Good Food Institute (GFI, setzt sich für ein "nachhaltiges, sicheres und gerechtes Ernährungssystem" ein) begrüßt den ersten offiziellen Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der Europäischen Union. Kultiviertes Fleisch sei "im Prinzip wie das Fleisch, das wir heute essen". Es werde jedoch nicht durch das Halten von Tieren mit den damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen für Tierwohl und Umwelt hergestellt.
Im aktuellen Fall werden die benötigten Zellkulturen aus Enteneiern gewonnen und anschließend in einem Wachstumsmedium vermehrt. Die Nährlösung enthält dabei laut Gourmey dieselben Inhaltsstoffe, wie sie auch in der Tierernährung erforderlich sind, also zum Beispiel Zucker, Proteine, Vitamine und Mineralien. Auf umstrittene Inhaltsstoffe wie fötales Rinderserum und Antibiotika werde hingegen verzichtet.
Die Experten von GFI gehen davon aus, dass das EU-Zulassungsverfahren zumindest 18 Monate dauern wird. Dabei würden nicht nur Lebensmittelsicherheit und Nährwerte, sondern auch die potenziellen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen berücksichtigt. Ebenfalls ein Mitspracherecht haben die Mitgliedsstaaten.
Laut der Good Food Initiative haben zuletzt bereits weitere Unternehmen Interesse an einer Zulassung ihrer Produkte in der EU angemeldet. Zumindest zwei, darunter "The Cultivated B" (Deutschland) und "Mosa Meat" (Niederlande), sollen sich in Vorgesprächen mit der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit befinden.