Politik

Kurz: "Jetzt kann ich das Geheimnis ja lüften"

Im "Krone"-Interview lüftet der Altkanzler nicht nur ein "Geheimnis", sondern stellt auch bei den Comeback-Gerüchten einiges klar.

Newsdesk Heute
Ex-Kanzler Sebastian Kurz lässt im großen Interview gleich mehrmals aufhorchen.
Ex-Kanzler Sebastian Kurz lässt im großen Interview gleich mehrmals aufhorchen.
Sabine Hertel

Sebastian Kurz war die letzten Wochen wieder in aller Munde. Grund dafür sind die beiden Filme, die über seine Karriere in die Kinos kommen und den Wirbel drumherum, der in der großen Premiere mit zahlreichen Polit-Gästen seinen Höhepunkt fand.

Nun geht es für den doppelten Ex-Kanzler zurück in den Alltag, dessen Basis sich in einem Wiener Ringstraßenbüro befindet. Dort umgibt er sich gerne mit vertrauten Gesichtern. Sowohl Ex-Minister Gernot Blümel auch als Kollegin Elisabeth Köstinger zahlen dort natürlich auch Miete, erklärt Kurz im Sonntagsinterview in der "Kronen Zeitung". "Wir genießen unsere Gemeinschaft sehr." Dieselben Gefühle kamen am Mittwoch bei der Premiere auf, als sich die große Runde nach langer Zeit wieder einmal sehen konnte.

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Dass er in den Film selbst eingebunden war, weist er entschieden zurück. Anfangs habe er sogar gar kein Interview geben wollen, erst beim dritten Nachfragen gab es dann doch die Zusage. "Ich schätze Hartnäckigkeit", sagt er Star-Interviewerin Conny Bischofberger und beantwortet direkt im Anschluss auch eine pikante Frage zur Finanzierung.

Geheimnis

"Jetzt kann ich das Geheimnis ja lüften", beginnt Kurz, "ich habe tatsächlich einen Film mitfinanziert". Aber nicht den gerade angelaufenen von Regisseur Sascha Köllnreitner, sondern das früher angekündigte "Projekt Ballhausplatz" von "Bauer und Bobo"-Regisseur Kurt Langbein, den Kurz einen "Anti-ÖVP-Film" nennt (obwohl er erst in zwei Wochen in die Kinos kommt). Hintergrund: Der Ex-Kanzler zahle GIS und Steuern, somit auch die öffentlichen Förderungen der Dokumentation.

Dieser habe er das Interview auch bis zuletzt verweigert, weil die Beschreibung für ihn nicht neutral klang. "Ich halte unterschiedliche Meinungen für wichtig und bin ein überzeugter Demokrat. Wer aber demokratische Wahlen als 'Machtübernahme' framed und solche Formulierungen verwendet, der versucht hier ganz bewusst einen falschen Eindruck zu erwecken und hat keinen Respekt vor demokratischen Entscheidungen."

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    Am Mittwoch feierte "Kurz – Der Film" Premiere im Artis-Kino in Wien. 
    Am Mittwoch feierte "Kurz – Der Film" Premiere im Artis-Kino in Wien.
    Helmut Graf

    Comeback

    Durch die große Präsenz wurden auch Gerüchte zu einem möglichen Comeback weiter befeuert. "Kommen Sie zurück?", will "Krone"-Journalistin Bischofberger wissen. "Ich war ja nie weg", antwortet Kurz lachend. "Wenn Sie meinen, ob ich in eine politische Funktion zurückkehre, dann kann ich Ihnen sagen, ganz sicherlich nicht."

    Und was ist mit einer Liste Kurz? "Ich habe auch nicht vor, eine eigene Partei zu gründen, und insofern kann ich eine Rückkehr in die Politik ausschließen." Auch bei der übernächste Wahl in sechs Jahren will er selbst dann nicht antreten, wenn FPÖ-Chef Herbert Kickl die Wahl kommendes Jahr gewinnt und die ÖVP eine Rückkehr erbittet.

    Gerichtsprozess

    Nur mehr etwas über fünf Wochen sind es, dann muss der vormalige ÖVP-Shootingstar vor Gericht. Wegen mutmaßlicher Falschaussage sitzt er dann am selben Platz wie Florian Teichtmeister. "Ich habe mir strafrechtlich nie etwas zuschulden kommen lassen", zeigt sich Kurz von einem Ende mit Freispruch überzeugt. Immerhin schade die Anklage seinem Geschäft nicht. 

    Wokeness

    Im Anschluss schlägt sich im Interview der Einfluss der jüngsten Treffen mit Orbán und Vučić durch. Im Westen laufe derzeit so einiges in die falsche Richtung. Ganz besonders stört Sebastian Kurz die "Wokeness", "wo uns allen vorgeschrieben wird, was wir sagen oder manchmal sogar, was wir denken dürfen". Auch Debatten darüber, wie viele Geschlechter es gibt, sind für ihn nicht nachvollziehbar.

    Der frühere Kanzler hat das Gefühl, "dass hier mittlerweile eine politische Elite von linker Seite der Meinung ist, ihre Art zu denken sei die einzig wahre und alles andere muss bekämpft werden, vielleicht sogar juristisch". Bei den Klima-Klebern sehe man "fundamentalistische Gedankengut". Junge Menschen würden dazu verführt werden "Gesetze zu brechen, sich irgendwo hin zu picken, Chaos zu stiften und auf niemanden Rücksicht zu nehmen".