Ein Instagram-Posting von Jerome Boateng hat am Wochenende eine neue Eskalationsstufe im ohnehin angespannten Verhältnis zwischen der LASK-Führung und der aktiven Fanszene um das Kollektiv "Landstrassler" ausgelöst. Im Zentrum der Debatte: Rassismusvorwürfe, gegenseitige Schuldzuweisungen – und CEO Siegmund Gruber, dessen Rücktritt von der größten Fangemeinschaft des Klubs seit Wochen vehement gefordert wird.
Nach dem Auswärtsspiel gegen den GAK meldete sich LASK-Innenverteidiger Jerome Boateng via Instagram zu Wort – mit einer klaren Anklage: "Pfeift mich aus, kritisiert mich – aber was ich mir nicht gefallen lasse, sind rassistische Beleidigungen meiner Hautfarbe. Rassismus hat keinen Platz – weder im Sport, noch in der Gesellschaft, noch sonst irgendwo." Dabei richtete er sich auch an die Fans, die das Team Woche für Woche unterstützen, mahnte aber: "Denkt mal darüber nach, was ihr da von euch gebt. Es sitzen auch Kinder im Stadion!"
Der LASK reagierte am Sonntagvormittag mit einer deutlichen Aussendung, in der man sich "zutiefst erschüttert über rassistische Beleidigungen" zeigte. Der Klub führte zudem einen weiteren Vorfall beim Spiel der Amateure gegen Weiz an, bei dem "ein Zuschauer, der laut übereinstimmenden Aussagen der organisierten Fanszene zuzurechnen ist, sich lautstark in einer Weise äußerte, welche unzweifelhaft eine Verherrlichung nationalsozialistischen Gedankenguts darstellt."
Am Sonntagabend folgte die Reaktion der "Landstrassler" – mit einem ebenso scharf formulierten Statement. Zwar distanziere man sich "in der Sache klar" von rassistischen Äußerungen: "Rassismus hat bei uns im Stadion keinen Platz." Auch bestreite man nicht, dass Boateng von mehreren Personen beleidigt worden sei – "das sei auch von der Fanszene nicht unterbunden worden". Doch rassistische Beschimpfungen seien dabei niemandem aufgefallen, "dennoch wäre es unseriös, einen derartigen Vorfall zu 100 Prozent auszuschließen."
Die Fanvertretung äußerte deutliche Zweifel an der Darstellung des Klubs. Trainer Maximilian Ritscher habe nach dem Spiel selbst an der Fankurve erklärt, warum sich Spieler nicht zur Verabschiedung begeben hätten – von Rassismus sei dabei keine Rede gewesen. In den Augen der "Landstrassler" ein Widerspruch, der schwer wiegt. Der Klub versuche, sie "niederträchtig zu diskreditieren", so der Vorwurf.
Zum Amateurspiel-Vorfall stellte man klar: Der betreffende Zuschauer sei zwar einigen bekannt, aber kein Mitglied der Fanszene. Man distanziere sich "in aller Deutlichkeit" von dieser Person und werde sie künftig "nicht mehr in unseren Reihen dulden."
Dabei herrscht in einem Punkt eigentlich Einigkeit: Rassismus hat keinen Platz. Die "Landstrassler" verweisen darauf, schon bisher klare Zeichen gesetzt zu haben. Im Statement der "Landstrassler" wird daran erinnert, dass am 30. April 2023 ein großes Spruchband mit der Aufschrift "Rassismus aus den Köpfen!" über dem Eingang zur Tribüne hing – als klares Zeichen gegen jede Form von Diskriminierung. Diese Botschaft sei kein bloßes Lippenbekenntnis, sondern seit Gründung eines der zentralen Anliegen der Gruppe. Man habe damals auf zwei konkrete Vorfälle in Pasching und Linz reagiert und mit Flyern sowie Transparenten Haltung gezeigt. Umso unverständlicher sei es gewesen, dass sich der LASK auf mehrfache Anfrage hin lediglich durch eine kurze Durchsage einzelner Spieler an der Aktion beteiligen wollte – aus Sicht der "Landstrassler" ein verpasstes Signal, das bis heute nachwirkt.
Die Kluft zwischen Klub und Fans scheint größer denn je zu sein. Dem LASK droht ein Dauerkonflikt zwischen Tribüne und Geschäftsstelle – zum Schaden des gesamten Vereins.