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"Lasst ihn atmen" – Mann ohne Maske am Boden fixiert

Schwer begreifliche Szenen Samstagnachmittag am Wiener Westbahnhof: Ein Mann wurde offenbar brutal niedergedrückt, weil er keine Maske trug.

Rhea Schlager
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Am Samstag ereigneten sich dramatische Szenen am Wiener Westbahnhof.
Am Samstag ereigneten sich dramatische Szenen am Wiener Westbahnhof.
Leserreporter

Die Szenen, die sich am Samstag um 17:40 Uhr am Wiener Westbahnhof abspielten, erinnerten Augenzeugen, die sich an "Heute" wandten, an die "Black Lives Matter"-Bewegung, die in den USA ihren Ursprung haben. Was ist passiert? Mehrere Security-Mitarbeiter der Wiener Linien sollen einen Mann mit dunkler Hautfarbe auf den Boden gedrückt haben, während einer der Männer ihn wohl fest am Genick gepackt hielt, wie ein Leser berichtet.

Vorfall erinnerte an George Floyd

"Lass ihn atmen! Er bekommt keine Luft", ist ein "Heute"-Leserreporter auf seinem mitgeschickten Video zu hören. Erst nach dem zweiten Rufen nimmt der Security, der selbst nicht bemerkt haben dürfte, wie fest er zugedrückt hat, die Hand vom Hals des Mannes weg, der am Boden liegt. "Ich hab gesehen, wie sich die Augen von dem Mann, der festgehalten wurde, nach innen verdreht haben. Deshalb hab ich gerufen, dass er keine Luft bekommt. Mich hat das an den Fall George Floyd in Amerika erinnert", erzählt er im Gespräch mit "Heute".

"Der Mann hatte in der U-Bahn keine Maske auf, weshalb er von den Securitys auf den Boden gedrückt wurde", berichtet er weiter. "Die Passanten haben auf die heftige Aktion reagiert und sich immer mehr um den Mann am Boden versammelt. Zum Glück ist dann die Polizei gekommen."

"Securitys haben Passanten weggestoßen"

Mehrere Passanten haben bei dem Vorfall das Smartphone gezückt und mitgefilmt. So auch ein weiterer Leser. "Man sieht, dass die Ordnunghüter der Wiener Linien nicht korrekt gehandelt haben", meint er. "Da sich der junge Mann auch überhaupt nicht zur Wehr gesetzt hat und ganz friedlich war, ist es mir bis jetzt ein Rätsel, wieso man ihn so brutal behandeln musste. Noch dazu hatte der andere Security nichts Besseres zu tun, als Passanten wegzustoßen, die weder die Securitys an ihrer Arbeit gehindert, noch sonst irgendwie gestört haben."

Auf einem Video des Lesers (es liegt der Redaktion vor) fragt einer der Mitarbeiter, wieso er filmen würde. "Wieso nicht? Das ist mein gutes Recht", antwortet der Leser, woraufhin er aufgefordert wird, den Ort zu verlassen. "Ich muss nicht weiter gehen. Wieso soll ich weiter gehen?" Mit nachdrücklicherem Ton fordert der Mitarbeiter dann nochmal "Du sollst einfach weiter gehen."

"Was genau passiert ist, kann ich nicht sagen", erzählt der Leser gegenüber "Heute" weiter. "Nur, dass die Securitys zu der Menschenmasse meinten, dass der junge Mann keine Maske trug."

Mann wirkte kraftlos und verängstigt

Auf weiteren Videos ist stellenweise zu hören, dass die Mitarbeiter der Wiener Linien zu einem späteren Zeitpunkt auch andere Passanten zum Weitergehen auffordern. "Ihr stört die Handlung", ist auf den Aufnahmen zu vernehmen. "Ihr macht euch strafbar. Geht's einfach weiter, bitte." "Wir stören die Handlung offensichtlich überhaupt nicht. Hören Sie auf. Wir stören die Handlung nicht", reagierte eine Passantin daraufhin verärgert. Tatsächlich ist auf keinem der Videos zu erkennen, dass die Mitarbeiter gestört werden würden.

Auf die Frage der Passantin, wie die Handlung denn gestört werden würde, meinte der Mitarbeiter bloß: "Was soll das?" und wies mit der Hand auf die große Menschenansammlung um den Vorfall herum. "Was das soll?", fragt die Passantin daraufhin zurück. "Was soll das, was Sie machen?" Darauf bekam sie nur die Antwort "Gehen Sie bitte weiter".

Laut einem weiteren Leser hat sich der Mann mit der dunklen Hautfarbe weder aggressiv noch anders auffällig benommen. Vielmehr soll er kraftlos und verängstigt gewirkt und sich außerdem kaum auf den Beinen gehalten haben können, als er von den Mitarbeitern der Wiener Linien hochgezogen wurde.

Statement der Wiener Linien

"Die Wiener Linien stehen für Respekt, Toleranz und Vielfalt, sowohl innerhalb des Unternehmens als auch unseren Fahrgästen gegenüber", erklärt die Pressesprecherin der Wiener Linien. "Unser Sicherheitsdienst ist verpflichtet, alle Personen unterwegs zu schützen. Wenn jemand die Hausordnung – wie die Mund-Nasen-Schutz-Tragepflicht – nicht einhält, suchen unsere Kollegen in erster Linie den Dialog. Weigert sich jemand, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, so wird er der Station verwiesen. Reagiert die Person aggressiv, so wird als letzte Stufe das Festhalten der Person bis zum Eintreffen der Polizei eingesetzt. Wir schauen uns diesen Vorfall intern genau an."

Polizei liegen Beweismittel vor

"Es gab eine Anzeige wegen gegenseitiger Körperverletzung aber es waren keine weiteren Maßnahmen seitens der Polizei oder Rettung notwendig", erklärt Paul Eidenberger, Pressesprecher der Polizei Wien. "Grund der Zwangsmittelanwendung soll gewesen sein, dass der Mann das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes verweigerte und auch die sohin ausgesprochene Wegweisung aus dem Stationsbereich missachtet habe. Beim Eintreffen der polizeilichen Ersteinschreiter wurde keine Zwangsmaßnahme der Wiener Linien mehr beobachtet, sie dürfte sich vor unserem Eintreffen abgespielt haben. Der gesamte Vorfall wurde von den Body-Cams der Wiener Linien-Mitarbeiter gefilmt und für die strafprozessuale Beweismittelsicherung an die Polizei übergeben."

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