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Darum hat Leah aufgehört, sich zu rasieren

Ihr Leben lang wurde Leah Jorgensen wegen ihres Aussehens schikaniert. Ein Autounfall änderte dann aber plötzlich ihre Sicht auf die Dinge.

Heute Redaktion
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Dicke, dunkle Haare auf Gesicht und Körper: Ein häufiges Symptom des polyzystischen Ovarialsyndroms, einer hormonalen Erkrankung, ist das schnelle Wachstum von Haaren. Betroffene Frauen greifen deshalb täglich zum Rasierer oder zu Wachsstreifen – das braucht viel Zeit und kann auch schmerzhaft sein.

Davon kann die Amerikanerin Leah Jorgensen ein Lied singen. Sie leidet an der Krankheit und wurde seit ihrem 14. Lebensjahr wegen ihres Aussehens schikaniert. Um ihre Behaarung zu verdecken, trug sie stets hochgeschlossene Pullover und verbrachte endlos viel Zeit damit, Kinn, Wangen, Oberlippe, Brust, Bauch, Arme, Beine und Rücken von Haaren zu befreien.

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Nun hat sich die 33-Jährige jedoch dazu entschieden, ihre Körperbehaarung offen zur Schau zu stellen und verbreitet Fotos ihres Körpers auf Instagram. "Happyhairy", glücklich behaart, nennt sie den Account. Mit den Aufnahmen will sie andere Frauen daran erinnern, dass sie mit der Krankheit nicht allein sind.

Problem liegt nicht bei ihr

"In der Junior High School bemerkte ein Klassenkamerad die Haare auf meinem Gesicht. Fortan wurde ich ständig von einer Gruppe von Mädchen gehänselt. Ich schämte mich, war ängstlich und fühlte mich nicht mehr als Frau." Im heißen Sommer trug sie jeweils Kapuzenpullis und schwitzte extrem.

"Als mich die Leute auf meine warmen Klamotten ansprachen, sagte ich nur, dass sie mich in Ruhe lassen sollen", sagt Jorgensen. Im Laufe der Zeit ging es der jungen Frau psychisch immer schlechter: "Ich glaubte, dass ich meine Freunde verlieren und meine Familie mich verleugnen würde. Einen Job oder einen Freund zu finden, hielt ich für unmöglich. Ich dachte, dass ich ein einsames Leben führen müsse."

Unfall veränderte alles

Jorgensens Sichtweise änderte sich, als sie 2015 von einem Auto angefahren wurde. Damit sie operiert werden konnte, mussten die Sanitäter sie von ihrer Kleidung befreien. Zu ihrer Überraschung machten sich die Ärzte nichts aus ihrem Aussehen. "In diesem Moment dachte ich: Genug ist genug. Schluss mit dem Versteckspiel. Ich rasiere mich nicht mehr."

Plötzlich war ihre Scham weg. Mittlerweile trägt Jorgensen tief ausgeschnittene, ärmellose Oberteile und Röcke, die viel Bein zeigen. Ihr Gesicht rasiert sie noch immer, weil sie es rasiert schöner findet. "Das Problem waren nicht die Haare, sondern das Urteil der Menschen", weiß sie jetzt.

(red)