Die Inflation schießt wieder in die Höhe. Im Jänner betrug die Teuerung laut Schnellschätzung der Statistik Austria 3,3 Prozent. Zu den Preistreibern zählten im Jahresvergleich vor allem der Dienstleistungsbereich, der einen Anstieg von 4,7 Prozent verzeichnete, sowie auch die Energie mit einer Erhöhung von 3,7 Prozent.
Für Daniel Witzani-Haim, Ökonom bei der Arbeiterkammer, kam das nicht überraschend. Die Energie sei ein deutlicher Preistreiber, auch durch die aktuell geopolitisch unsichere Lage, sagt er im "Ö1 Morgenjournal". Eine neue Teuerungswelle erwartet er nicht, aufgrund sinkender Dienstleistungspreise dürfte sich der Anstieg wieder verlangsamen.
Die Situation sei aber auch schon jetzt prekär, denn die vergangene Teuerung lastet immer noch schwer auf der österreichischen Bevölkerung: "Wir wissen von der Statistik Austria, dass jeder siebte Erwachsene in den nächsten Monaten Zahlungsschwierigkeiten bei Wohnen und Energie erwartet. Unter den Arbeitslosen ist es jede dritte Person."
Teuerungen treffen Menschen mit niedrigen Einkommen immer besonders hart. Eine Neuauflage der Strompreisbremse als mögliche Entlastungsmaßnahme hält der Experte aber nicht für angebracht, dazu sei das Instrument zu ungenau und teuer. Stattdessen würde er sich eine gezielte Förderung von ärmeren Haushalten wünschen, etwa durch günstige Grundbedarfsmengen an Strom, Gas, Wärme.
Sein Appell an die Politik: Mehr Sicherheit schaffen beim Ausbau Erneuerbarer Energien und eine gerechtere Verteilung der Netzkosten. "Haushalte verbrauchen circa ein Viertel des Stroms, zahlen aber fast 43 Prozent der Netzkosten. Und die werden zukünftig steigen", stellt Witzani-Haim fest.
Ein weiterer schwer zu stemmender Brocken seinen die Mietpreise. Auch das "spüren die einkommensschwächeren Haushalte natürlich viel stärker." Eine Mietpreisbremse hält er deshalb für sinnvoll, da sei die scheidende Regierung säumig geblieben ist.
Die sei auch verantwortlich, dass die Inflation in Österreich im Vergleich zum Euroraum deutlich stärker nach oben geschossen ist, so der AK-Ökonom. Andere Länder hätten früher in die Preise eingegriffen, das sei bei uns nicht geschehen: "Man hat die Preise quasi durchrauschen lassen. Andere Länder haben nicht so starke Mietsteigerungen gehabt, da hätte eine Mietpreisbremse uns sehr geholfen." Auch im Energiesektor hätte der Staat zumindest bei öffentlichen Versorgern dafür sorgen sollen, dass es günstige Sozialtarife gibt bzw. die Preise dann wieder stärker sinken, sagt Witzani-Haim.
Die Zukunftsaussichten sind ungewiss, auch dank Donald Trumps Handelskrieg mit Strafzöllen. Eine direkte Preissteigerung erwartet der Wirtschaftswissenschafter nicht, da etwa chinesische Waren statt in die USA nach Europa fließen können und manche Produkte womöglich sogar billiger werden. Aber: Für Österreich, Deutschland und andere EU-Länder sind die USA ein wichtiger Exportpartner.
"Das größere Problem bei den Zöllen ist eher, dass wir beim Wirtschaftswachstum einen stärkeren Einbruch befürchten müssten", warnt er mit Blick auf eine Studie der Oesterreichischen Nationalbank. Die hatte errechnet, dass starke Zölle mit Gegenzöllen einen Wirtschaftseinbruch von circa 0,8 Prozentpunkten in der Eurozone auslösen könnten. "Das führt zu höherer Arbeitslosigkeit und damit haben wir wieder mehr Haushalte, die mit steigenden Preisen Probleme bekommen."