Neue Studie alarmiert

Lehrer am Limit – jeder Zweite geht zum Psychologen

Notenstress, Eltern, Zeitmangel und kaum Unterstützung. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie sehr Österreichs Lehrkräfte unter dem Druck leiden.
Hannah  Maier
23.09.2025, 15:25
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Lehrer stehen unter wachsendem Druck – einerseits durch Herausforderungen im Umgang mit Schülern, andererseits aufgrund institutioneller Anforderungen und fehlender entlastender Strukturen. Das Resultat: die psychische Gesundheit der Lehrkräfte in Österreich leidet. Wie sehr, zeigt eine neue Studie des Vereins zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien (VsUM).

Diese Themen belasten die Lehrer

Im Rahmen der "Mental Health Days" wurden 2.514 Lehrkräfte an 91 Schulen in acht Bundesländern befragt. Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild: Am meisten Druck machen den Pädagoginnen und den Pädagogen Benotung/Notengebung (632 von 2.361 Antworten), gefolgt von Zeitdruck (551 Nennungen) und Eltern bzw. Erziehungsberechtigte (319). Themen wie Verhalten der Schüler (83) oder Druck durch Erwartungshaltung (82) spielen ebenfalls eine Rolle – allerdings weniger als die strukturellen Anforderungen des Systems.

Jeder zweite Pädagoge sucht sich Hilfe

Das hat Folgen: Mehr als jeder zweite Pädagoge (51,5 Prozent von 2.331 Antworten) hat bereits psychotherapeutische oder psychologische Unterstützung in Anspruch genommen. Weitere 10 Prozent denken darüber nach. "Die Zahlen zeigen, dass psychische Gesundheit längst kein Randthema mehr ist, sondern Teil der Lebensrealität vieler Lehrkräfte", sagt Golli Marboe, Obmann des VsUM und Initiator der "Mental Health Days".

Michel Fleck ist Direktor der AHS Antonkriegergasse in Wien-Liesing. Er wünscht sich mehr Schulpsychologen. 160 Lehrer unterrichten bei ihm 1.100 Schüler. Alle zwei bis drei Wochen kommt eine Schulpsychologin für fünf Stunden. "Das ist definitiv zu wenig. Die Schüler haben einen so großen Bedarf an Beratung. Um etwaige Probleme der Lehrer kann sich die Psychologin dann gar nicht mehr kümmern", berichtet er.

Zu wenig Unterstützung durch die Bildungsdirektion

Während sich die Pädagogen im direkten Umfeld – also durch Kollegen und Schulleitung – zum größten Teil unterstützt fühlen (70 Prozent von 2.278 Personen wählten "gut" oder "ausreichend"), wird die Unterstützung von zentraler Ebene als unzureichend empfunden. Der Support durch die Bildungsdirektion wird von 67,7 Prozent als "zu wenig" und von 27,3 Prozent als "mäßig" eingestuft.

Vereinsobmann und Initiator der mental health days, Golli Marboe, Maya Tauscher, Mitglied des Jugendbeirats, Michel Fleck, AHS-Direktor, Gesundheitspsychologin Andrea Birbaumer und Psychologe Simon Brandstätter (v.l.).
Sabine Hertel

Besonders in Fragen, die psychische Gesundheit und strukturelle Entlastung betreffen, wird die Unterstützung als unzureichend wahrgenommen. "Die Bildungsdirektion ist für Lehrer wie ein Amt. Von einem Service ist wenig bis nichts zu spüren", sagt AHS-Direktor Fleck.

Lehrer wünschen sich psychologische Gespräche

71 Prozent der Lehrer geben an, dass im vergangenen Schuljahr keine Supervision stattgefunden hat. Mehr als zwei Drittel (konkret ebenfalls 71 Prozent) geben an, dass es an ihrer Schule keinen Leitfaden für psychische Krisen gibt. Der Wunsch nach mehr psychosozialer bzw. psychotherapeutischer Unterstützung im Schulalltag besteht. 960 Personen wünschen sich dies monatlich, weitere 857 Personen einmal im Semester – und zwar als Teil ihres Berufsalltags (kostenlos und in der Arbeitszeit).

Experten fordern Maßnahmen

Vor dem Hintergrund der Studienergebnisse fordern Expertinnen und Experten mehr Coaching, kontinuierliches Teambuilding und ein systematisches Betreuungsnetz. "Dadurch können wir verhindern, dass Lehrkräfte psychisch erkranken oder in eine Depression beziehungsweise ein Burn-out geraten", verdeutlicht Andrea Birbaumer, Gesundheitspsychologin und Obfrau der Berufsvertretung GkPP (Gesellschaft kritischer Psychologinnen und Psychologen), die Notwendigkeit von Maßnahmen.

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"Lehrkräfte müssen nicht alles wissen, aber sie sollten wissen, wo sie selbst Unterstützung finden und wohin sie Schülerinnen und Schüler mit Problemen verweisen können", ergänzt Simon Brandstätter, Klinischer und Gesundheits-Psychologe. Er fordert, dass Themen wie psychische Gesundheit, Präventionsarbeit sowie der Umgang mit eigenen Problemen und jenen der Schülerinnen und Schüler auch in der Lehrerausbildung berücksichtigt werden.

{title && {title} } HTM, {title && {title} } 23.09.2025, 15:25
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