"Prävention hat Vorrang vor Reparaturmedizin", so Bürgermeister Michael Ludwig (SP) am Mittwoch im Wiener Rathaus. Die Präventionsmedizin soll in Wien ausgebaut werden. Dafür engagieren sich die Stadt Wien, die Medizinische Universität Wien sowie die Krankenfürsorgeanstalt (KFA) der Stadt Wien.
Ziel ist es, der Bevölkerung ein neues Gesundheitsmodell anzubieten, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. "Ältere Menschen sollen möglichst lange gesund bleiben", so Ludwig. Umgesetzt wird das Gesundheitsprojekt vom Sanatorium Hera.
"Wir schaffen die Möglichkeit, an eine effiziente Gesundheitsvorsorge zu kommen und gesund im Alter zu sein", so Sanatorium-Hera-Leiter Robert Winker. "Heute war der Startschuss, nun wird das Studienprotokoll erstellt. Das Projekt soll im Herbst starten."
In Österreich werde zu wenig für Prävention ausgegeben. "Nur etwa zwei Prozent", so Winker. Laut internationalen Studien sollten es aber 6 bis 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sein.
Das "Vienna Prevention Project" ist eine gemeinsame Initiative der Stadt Wien, der Medizinischen Universität Wien und dem Sanatorium Hera. Ziel ist es, eine repräsentative Stichprobe der Wiener Bevölkerung regelmäßig und im Detail zu untersuchen – wir berichteten. "Durch gezielte Präventionsmaßnahmen wollen wir Erkrankungen frühzeitig erkennen oder verhindern und mit neuesten präzisionsmedizinischen Therapien behandeln, auch um so eine bessere Ressourcennutzung im Gesundheitswesen zu gewährleisten", erklärt Markus Müller, Rektor der MedUni Wien.
Denn die steigende Lebenserwartung und deutliche Zunahme an Alters-, Lebensstil- und Arbeitsassoziierten Erkrankungen führt dazu, dass Menschen in Österreich immer mehr Jahre mit schlechter Gesundheit verbringen. Die durchschnittliche Anzahl an gesunden Lebensjahren beträgt in Österreich nur 57 Jahre, das sind 15 Jahre weniger als in Schweden. Dies stellt unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. "Vor allem Männer sind Vorsorgemuffel", so Ludwig. Das neue "One-Stop"-Präventionsprogramm solle mehr Menschen motivieren.
20.000 Personen werden an dem Projekt teilnehmen. Mittwoch wurde dazu eine Absichtserklärung, ein sogenannter Letter of Intent, im Wiener Rathaus unterzeichnet. "Die Stadt Wien soll zu einem internationalen Zentrum moderner Vorsorgemedizin mit Modellcharakter werden. Ziel ist es, künftig in Präventionszentren nach dem 'One Stop Shop'-Prinzip niederschwellig und unkompliziert Vorsorgeuntersuchungen aus einer Hand anzubieten", so Ludwig. Bis 2030 werden 3,3 Milliarden Euro in den Gesundheitsbereich investiert", so der Bürgermeister. "Individuelles Leid soll reduziert werden, niemand ist gerne krank."
Im Rahmen des "Vienna Prevention Project" ist geplant, die teilnehmenden Personen in zwei Gruppen, eine mit intensivem Früherkennungsprogramm und eine mit Basisuntersuchungen, zu beobachten. Zum Einsatz kommen moderne diagnostische Verfahren aus mehreren medizinischen Fachrichtungen. Zusätzlich werden Daten zu Lebensstil, Arbeit und psychischer Gesundheit erhoben und biologische Proben für die Biobank gesammelt.
Ziel ist es, mithilfe integrierter Datenanalysen und künstlicher Intelligenz neue Methoden zur Risikoeinschätzung und Krankheitsvorhersage zu entwickeln. Damit sollen personalisierte Präventionsstrategien ermöglicht und ein besseres Verständnis von Krankheitsverläufen geschaffen werden.