"Kritik nicht ausblenden"

Liensberger: "Habe es nicht geschafft, wo hinzugehen"

Katharina Liensberger ließ nach Bronze im Slalom tief blicken. Die Saalbach-Heldin über den WM-Tiefschlag, ihr Winken im Ziel und ein neues Klo.
Martin Huber
16.02.2025, 07:10

Ein Dusch-WC bekam Katharina Liensberger nach dem Gewinn der Slalom-Bronzemedaille geschenkt. So wie jeder und jede ÖSV-Medaillengewinnerin. Als Mini-Modell ohne großes Trara überreicht von einem Geberit-Mitarbeiter wenige Minuten vor der Medaillenparty im Home of Snow in Hinterglemm. "Cool", freute sie sich. "Jetzt brauche ich nur noch die passende Wohnung dazu."

"Gira" zeigt Kante

"Meine tote Oma hat mir heute von oben geholfen", war die 27-jährige Vorarlbergerin nach ihrer vierten WM-Medaille überzeugt. "Der zweite Lauf war nicht optimal. Ich habe den Speed im Mittelteil nicht so mitgenommen wie im ersten Durchgang. Im Finish habe ich dann die letzten Hundertstel rausgequetscht. Mir bedeutet die Medaille bei der Heim-WM so viel."

„Das hat sich zu einer Höllenaufgabe entwickelt“
Katharina Liensberger

Liensberger verriet in der Stunde des Triumphs, dass sie in Saalbach nach der Team-Kombi am Boden zerstört war. Nach einer guten Abfahrt von Teamkollegin Mirjam Puchner vergab sie im Slalom mit einer verhaltenen Fahrt die aufgelegte Medaillenchance.

"Es war das schwierigste Rennen meiner Karriere", sagt sie mit etwas Abstand. "Ich war so nervös wie nie. Ich dachte mir vor dem Slalom: ,Einfach nur runterbringen.' Und das hat sich dann zu einer Höllenaufgabe entwickelt. Meine Erwartung an mich war zu hoch."

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Ein K.o. mit Folgen

Der Tiefschlag wirkte nach. "Ich habe es nicht geschafft, irgendwo hinzugehen. Mich hat selten ein Rennen so hergenommen. Ich habe es nicht nur für mich gemacht, sondern auch für die Mirjam. Es ging mir sehr nah."

Liensberger gelang bei der WM die Wende. So wie in ihrer Karriere. In Cortina 2021 kürte sie sich zur Doppel-Weltmeisterin, kurz später gewann sie in dieser Saison die Slalom-Kristallkugel. Mit 23 Jahren. Sie war früh ganz oben, dann ging es bergab.

Ihren letzten Weltcupsieg feierte sie in Aare im Frühjahr 2022. Im Sommer begann dann der Italiener Livio Magoni (zuvor bei Tina Maze und Petra Vlhova) die dreifache Weltcupsiegerin zu coachen. Der Plan des "Schleifers", aus Liensberger eine Gesamtweltcupsiegerin zu machen, ging nicht auf. Liensberger stürzte tiefer ab.

Monate später musste ihre Mutter den eigenen Betreuerstab nach Unstimmigkeiten mit dem ÖSV verlassen. Der nächste Rückschlag.

„Es geht gar nichts mehr. Macht das noch Sinn?"“
Katharina Liensberger

"Nach dem Tief, das ich hatte, wieder rauf zu kommen, war kein leichter Weg", sagt sie im Rückblick. "Ich habe oft gesagt: 'Es geht gar nichts mehr. Macht das überhaupt noch Sinn?'"

Solche Gedanken hatte sie auch vor der Heim-WM. "Auch da lief es nicht."

Liensberger ist eine Perfektionistin. "Ich setzte mir hohe Ziele. Es braucht aber diese Leichtigkeit, es passieren zu lassen. Das ist die Kunst", sagt sie.

Dabei setzt die Technik-Spezialistin ganz bewusst auf positive Gedanken. "Das hilft mir. Es kann jeder entscheiden, ob er glücklich sein will. Mit positiven Gedanken sind Leistungen möglich, die man sich nicht erträumt hat. In diesem Zustand kann alles erreicht werden."

Positiv ist Liensberger auch noch, wenn sie mit mehr als zwei Sekunden Rückstand im Ziel abschwingt, dann den Fans grinsend zuwinkt. Dieses freundliche Winken brachte ihr immer wieder Kritik ein.

"Ich weiß, aber es ist so in mir drin. Für mich ist das Winken eine Wertschätzung den Fans gegenüber. Da bin ich stur, es können noch so viele kritische Stimmen kommen. Schlussendlich bin das ich und ich will mich nicht verstellen."

Die Kritik an ihrer Person setzt ihr aber zu. "Ich kann es nicht ausblenden."

"Es beflügelt mich aber auch, wenn ich Fans mit dem Skifahren kurzfristig ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Ich bin dankbar für diese kleinen Momente."

Nachsatz: "Ich bin ein Mensch mit vielen Höhen und Tiefen im Leben. Ich will mein Leben aber auch bis zum Maximum leben."

{title && {title} } mh, {title && {title} } Akt. 16.02.2025, 07:21, 16.02.2025, 07:10
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