Sie sind lange vor Sonnenaufgang auf der Piste, spätabends brennt im Skikeller unweit der WM-Zieltribünen in Hinterglemm auch noch Licht. Es wird geschliffen, gemessen, gewachst, gefachsimpelt und auch gescherzt.
Die Servicemänner sind die Helden im Hintergrund bei dieser Ski-WM. "Heute" schaute im Atomic-Skikeller am Fuße des Zwölferkogels vorbei. Richard Weißenbacher macht dort die Rennski von Slalom-Goldhoffnung Manuel Feller schnell.
"Der Slalom-Ski von Feller wird rund acht Stunden präpariert", verrät Atomic-Rennsportleiter Christian Höflehner "Heute". "Der Ski wird im Werk im Rennstall in der Schleiferei geschliffen und getunt. Diese Grundpräparierung dauert fünf Stunden."
"Dann wird der Rennski vom Servicemann bei der WM in den gewünschten Winkeln eingefeilt. Nach jedem Trainingslauf werden im Skikeller die Kanten geschliffen, Fehler ausgebessert und die Ski gewachst. Das dauert noch einmal zwei bis drei Stunden."
Macht also bis zu acht Stunden Präparation für Fellers Mission Slalom-Gold.
Und das bei mehreren Skiern. Die achtfache Weltmeisterin Mikaela Shiffrin wählt ihren Rennski aus 100 Paaren aus. "In die engere Auswahl beim Rennen kommen dann drei, vier, fünf oder sechs Ski", sagt Höflehner. "Am Renntag selbst gibt es nur noch Wachstests."
Feller ist anders. Er fuhr vergangene Saison mit nur einem Ski zur Slalomkugel. "Felli hatte auch viele Skier zur Auswahl", erzählt Höflehner. "Aber er hatte seinen Lieblingsski. Das gab es auch schon zu Franz Klammers Zeiten. Der Ski ist ja aus Holz gemacht und kein Holzkern ist wie der andere."
Höflehner weiter: "Da ist dann auch viel Psychologie dabei. Der Athlet muss sich wohlfühlen, es entscheidet das Bauchgefühl. Da wird nicht unbedingt der Ski genommen, der beim letzten Test drei Hundertstel schneller war."
Atomic gewann bei der Heim-WM bisher sieben Medaillen. Highlight war das Abfahrtsgold von Breezy Johnson, die mit Mikaela Shiffrin auch in der Team-Kombi ganz oben stand.
"Eine Palette Bier oder eine Speckjause wird dann schon mal vom Rennläufer in den Skikeller als Prämie gebracht", verrät Höflehner. "Die Anerkennung ist wichtig. Servicemann zu sein, ist ein Knochenjob. Da musst du schon aus einem speziellen Holz geschnitzt sein."
Heute steigt mit Lucas Pinheiro Braathen der nächste Atomic-Star in die WM ein. "Nein, wir verkaufen nicht mehr Ski nach Brasilien wegen ihm. Lucas ist eine weltweite Investition. Er spricht die Altersgruppe ab 13, 14 Jahren mit seiner Art und seinem Style an. Das ist wichtig."
So wie es Marcel Hirscher viele Jahre war. Der kehrte Atomic den Rücken, produziert jetzt selbst Van Deer-Ski. "Marcel ist jetzt ein Gegner wie jeder andere auch. Im Training hatte er die eine oder andere sehr gute Fahrt. Wer ihn kennt, der weiß: Er hätte das im Laufe der Zeit sicher auf den Weg gebracht."