"Fehler müssen passieren"

Veith: "Ich spürte schon mit 20 Jahren ein Ausbrennen"

Anna Veith ist Triple-Weltmeisterin, bei einer Heim-WM kam sie nicht über Bronze hinaus. Im "Heute"-Interview spricht sie über ihr neues Leben.
Martin Huber
11.02.2025, 07:01

"Die Heim-WM konnte ich nicht genießen", sagt Anna Veith. Die Triple-Weltmeisterin wurde 2013 in Schladming Dritte im Riesenslalom. Heute macht die Ski-Ikone Fitness-Videos für "carpe diem". "Die Leute sollen sich danach besser fühlen. Das ist mein Ziel."

"Heute": War die mentale Fitness in Ihrer Karriere ein Thema?

Anna Veith: "Ich habe mit 20 Jahren schon das erste Ausbrennen verspürt, weil ich mir zu viel zugemutet habe. Ich bin alle Disziplinen gefahren. Aufgeben war damals eine Überlegung für mich. Ich nahm es aber lockerer, habe einfach vernünftig reduziert und mal eine Disziplin weggelassen. Das hat viel verändert. Zu viel auf einmal zu wollen, ist der Hauptfehler. Hohe Ziele können deprimierend wirken. Kleinere Ziele sind wichtig – auch für Hobbysportler oder  im Alltag. Das will ich mit meinem Fitness-Projekt vorleben."

"Gira" zeigt Kante

Sie traten 2020 als Rennläuferin zurück, sind zweifache Mutter. Wie sehr haben Sie sich als Person verändert?

"Die Person Anna hat sich nicht verändert. Ich bin noch immer die gleiche. Ich bin auch heute noch gern kontrolliert und überlegt, versuche auch heute mein Bestes. Es müssen aber auch Fehler passieren dürfen, um weiter zu kommen. Ich bin auch noch meine härteste Kritikerin. Für Erfolg ist das wichtig. Mit der Geburt habe ich mich dennoch ein stückweit neu erfinden müssen, da habe ich dazugelernt. Ich bin immer noch nicht die Geduldigste, aber meine Kinder zeigen mir, wie es geht, Geduld zu lernen."

Anna Veith im Gespräch mit "Heute"-Reporter Martin Huber: "Ich muss lernen, meinem Sohn zu vertrauen."
zVg

Fahren Sie schon Ski mit ihren Kindern Henry und Lotte?

„Ich bin das letzte Jahr nicht gefahren wegen der Geburt meiner Tochter. Jetzt habe ich Spaß mit meinem Sohn auf der Piste. Ich muss noch lernen, ihm zu vertrauen. Noch sorge ich mich, dass er die Kurve schafft."

Was fehlt ihnen am Skisport?

"Abgesperrte Pisten, wo ich in der Früh bei Sonnenschein alleine fahren kann. Sonst nichts."

Sie legten sich mit Ex-ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel an. Ist der ÖSV mit der Frau Roswitha Stadlober an der Spitze anders?

"Ich habe es nur unter Schröcksnadel erlebt. Da hat einer entschieden. Es schaut heute nach außen hin harmonischer aus. Ob es das ist, keine Ahnung. Ich habe mit meinem Kampf bessere Bedingungen erreicht – für mich und für jene nach mir."

Die Top Wintersport-News auf einen Blick

Sie waren bekannt dafür, ihren eigenen Weg zu gehen.

"Ich hatte schon als Kind ein klares Ziel. Ein Bild von meinem Weg. Ich wollte immer nur im Weltcup fahren. Nach der Hauptschule bin ich in die Hotelfachschule gegangen, da machte ich ein Praktikum in der Küche und im Service und dann war klar: Das ist es nicht, ich will Skifahren. Darum bin ich auch mit zehn Jahren ins Internat gegangen. Heute ist das oft anders."

„Es fehlt generell an Zielen“
Anna Veith

Wie meinen Sie das?

"Wir haben selbst einen Betrieb mit jungen Mitarbeitern daheim. Mir fällt auf. Es fehlt generell ein wenig an Zielen. Was kann ich erreichen? Wo bleibe ich langfristig dran? Diese Wertigkeit braucht es früh. Das ist es mir wert, dass ich dranbleibe. Das fehlt in Österreich und in der Gesellschaft manchmal. Unsere Wahrnehmung wird immer kürzer. Es fehlt an Durchhaltevermögen. Und es gibt so viele Wege, das vermeintliche Glück zu finden. Man muss aber selbst spüren und wissen, was man braucht und was man erreichen will."

Apropos: Glauben Sie an ein Hirscher-Comeback?

"Ja. Ich glaube, er kommt zurück."

Wer fasziniert Sie aktuell im Ski-Zirkus?

"Marco Odermatt. Als starkes Team braucht es einen Leader. So wie es bei uns früher der Maier war oder es jetzt in der Schweiz ist. Odermatt löst das auch menschlich vorbildlich. Er zieht als Bester die anderen mit und hilft auch. So profitiert er auch wieder. Weil die anderen stärker werden und sich gegenseitig pushen. So eine Konstellation ist das Optimum."

{title && {title} } mh, {title && {title} } Akt. 11.02.2025, 07:43, 11.02.2025, 07:01
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