Genuss

Pflanzenmilch – jede Vierte zu süß, jede Zehnte zu fett

Nur weil vegan draufsteht, ist es nicht automatisch gesünder. Manche Produkte enthalten zu viel Fett oder Zucker. Das ist auch herstellungsbedingt.

Sabine Primes
Vegane Milchalternativen dürfen sich nicht "-milch" nennen. Das ist gesetzlich festgelegt. Deshalb heißen sie meist "-drink".
Vegane Milchalternativen dürfen sich nicht "-milch" nennen. Das ist gesetzlich festgelegt. Deshalb heißen sie meist "-drink".
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Pflanzliche Alternativen sind inzwischen aus dem Lebensmittelhandel nicht mehr wegzudenken. Diese veganen Alternativen werden zumeist aus Getreidearten, Nüssen, Samen oder Hülsenfrüchten erzeugt und ersetzen für viele Menschen Milchprodukte. 2017 urteilte der Europäische Gerichtshof, dass Milchersatzprodukte auf Pflanzenbasis nicht mehr "Milch", "Käse" oder "Joghurt" im Namen tragen dürfen. Der Ausdruck "Milch" ist ausschließlich dem durch ein- oder mehrmaliges Melken gewonnenen Erzeugnis der normalen Eutersekretion, ohne jeglichen Zusatz oder Entzug, vorbehalten. Das gilt nicht nur für Milch sondern auch für alle üblichen Milcherzeugnisse (Butter, Joghurt, Käse). Deshalb heißt etwa die Hafer"milch" hierzulande nun meist "Haferdrink".

Studie zum Zucker- und Fettgehalt in pflanzlichen Milchalternativen

Doch vegetarisch oder vegan heißt automatisch auch gesund: Das hat das Salzburger vorsorgemedizinische Institut SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition) nun in einer Studie zum Zucker- und Fettgehalt in pflanzlichen Milchalternativen (zum Trinken und Löffeln) erhoben. Denn von den 424 untersuchten Produkten war ein Viertel zu süß und jedes zehnte zu fettreich. Daher sollte beim Kauf bewusst auf die Nährwerttabelle geschaut werden.

Ende 2022 begab sich SIPCAN auf Einkaufstour oder nahm Kontakt mit Produzenten auf, um erstmals auch diese Lebensmittel genau unter die Lupe zu nehmen. Dabei zeigte sich, dass ein gutes Drittel (35 Prozent) beim Fett- und/oder Zuckergehalt die vorgegebenen Werte überschritt. Diese liegen in Anlehnung an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beim Zucker bei maximal 6,7 Gramm pro 100 Gramm/Milliliter und beim Fett bei maximal 4,2 Gramm.

Zwei Drittel entsprechen den Vorgaben

Umgekehrt bedeutet es aber, dass annähernd zwei Drittel diesen Vorgaben entsprachen. Der durchschnittliche Zuckergehalt lag bei 4,6 Gramm und der durchschnittliche Fettgehalt bei 2,7 Gramm. Positiv fiel den Prüfern auf, dass kein einziges Produkt mit Süßstoffen gesüßt war. Aufpassen heißt es vor allem bei Produkten, die rein auf Kokosbasis hergestellt sind. Bei ihnen betrug der Fettgehalt durchschnittlich 6,7 Gramm und lag damit deutlich über dem Orientierungskriterium. Im Gegensatz dazu lag der durchschnittliche Fettgehalt bei Produkten auf Reisbasis bei lediglich 1,0 Gramm.

Herstellungsmethode hat Einfluss auf Zuckergehalt

SIPCAN wies auch darauf hin, dass bei diesen Produkten die Herstellungsmethode einen großen Einfluss auf den Zuckergehalt hat. So gibt es Pflanzendrinks mit 0 Gramm Zucker und andere, deren Zuckergehalt über den SIPCAN-Orientierungskriterien liegt, obwohl in beiden Fällen überhaupt kein Zucker zugesetzt wurde und dieser daher auch nicht auf der Zutatenliste zu finden ist. Der Grund dafür sind Enzyme, die bei manchen Produkten im Herstellungsprozess eingesetzt werden. Diese spalten die Kohlenhydrate des Ausgangsprodukts in Zucker auf, wodurch das Produkt auch süßer wird. Die Enzyme findet man jedoch nicht auf der Zutatenliste, da sie im fertigen Produkt nicht mehr nachzuweisen sind. So kann ein Produkt ohne Zuckerzusatz trotzdem Zucker enthalten. Gerade bei Milchalternativen ist es daher besonders wichtig, einen bewussten Blick auf die Nährwerttabelle und nicht nur auf die Zutatenliste zu werfen.

Besser angereicherte Produkte wählen

Und noch eine Frage beantwortete das Institut, nämlich wie es mit der Eiweiß-, Kalzium- und Probiotika-Versorgung bei pflanzlichen "Milch"-Produkten aussieht. Diese seien in dieser Hinsicht eine gute Alternative, allerdings sei es dann sinnvoll, auch darauf zu achten, dass diese Produkte mit Kalzium angereichert sind oder man genügend andere Kalziumquellen wie zum Beispiel kalziumreiches Mineralwasser konsumiert.