Gesundheit

Antrag abgelehnt – "Watsch'n" bleibt in England legal

Die britische Regierung hat den Verbotsantrag der körperlichen Bestrafung von Kindern abgelehnt. Man wolle den Eltern nichts vorschreiben.

Sabine Primes
Die "g'sunde Watsch'n": Noch zeitgemäß oder Kindesmisshandlung?
Die "g'sunde Watsch'n": Noch zeitgemäß oder Kindesmisshandlung?
Getty Images/iStockphoto

Ist es in Ordnung, einem Kind Schmerzen zuzufügen, um zu versuchen, sein Verhalten zu ändern? Das ist eine Debatte, die seit Jahrzehnten tobt. Die britische Regierung hat jetzt Forderungen nach einem Verbot der körperlichen Züchtigung von Kindern in England zurückgewiesen. Viele haben sich über die Entscheidung beschwert, diese Form der Kindesmisshandlung nicht als illegal zu definieren. 

Großbritanniens unterschiedliche Gesetzeslage

Die Gesetze über das Schlagen von Kindern sind im Vereinigten Königreich unterschiedlich. In Wales, Schottland und Jersey ist die körperliche Bestrafung von Kindern verboten. In England und Nordirland ist es legal, wenn ein Betreuer oder ein Elternteil sein eigenes Kind schlägt, was einer "angemessenen Bestrafung" gemäß Abschnitt 58 des Kindergesetzes von 2004 entspricht. Jede Bestrafung, die über das hinausgeht, was als "angemessen" angesehen wird, ist jedoch illegal. Das Problem ist, dass manche Leute nicht wissen, was "angemessene Bestrafung" bedeutet – wobei auch das Alter des Kindes und die Stärke des Schlags berücksichtigt werden.

Illegal ist es bis dato jedoch, ein Kind so zu schlagen, dass es verletzt, körperlich geschädigt oder schwer verletzt wird, oder ein Kind zu misshandeln. Und das Schlagen von Kindern durch Lehrer, Erzieher und Kinderbetreuer, das früher erlaubt war, ist jetzt verboten. Wenn jedoch jemand privat bei den Eltern des Kindes angestellt ist – zum Beispiel als Babysitter oder Kindermädchen –, kann er/sie die Erlaubnis zum Schlagen erhalten.

"Das Recht, Kinder so zu disziplinieren, wie sie es für richtig halten"

Der britische Bildungsminister Nadhim Zahawi sagte, Eltern sollten "das Recht" haben, ihre Kinder so zu disziplinieren, wie sie es für richtig halten. "Meine sehr starke Meinung ist, dass wir den Eltern in dieser Hinsicht eigentlich vertrauen müssen, und dass Eltern dazu berechtigt sein sollten, ihre Kinder zu disziplinieren", sagte er gegenüber Times Radio. "Wir müssen nur sicherstellen, dass wir nicht in einer Welt landen, in der der Staat den Menschen vorschreibt, wie sie ihre Kinder erziehen."

"Keine Beweise dafür, dass körperliche Bestrafung gut für Kinder ist"

Dies könnte jedoch nach hinten losgehen, da Untersuchungen gezeigt haben, dass körperliche Bestrafung das Verhalten eines Kindes oft verschlechtert. Forscher, die einen Artikel in The Lancet veröffentlichten, analysierten über 69 Studien und kamen zu dem Schluss, dass körperliche Bestrafung nicht mit positiven Ergebnissen für Kinder verbunden war und das Risiko erhöht, dass Kinder schwere Gewalt oder Vernachlässigung erfahren.

"Es gibt keine Beweise dafür, dass körperliche Bestrafung gut für Kinder ist", sagte Elizabeth Gershoff, Seniorautorin der Studie. "Alle Beweise deuten darauf hin, dass körperliche Züchtigung der Entwicklung und dem Wohlbefinden von Kindern schadet."

Laut Unicef werden weltweit fast 300 Millionen (drei von vier) Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren gewaltsam gezüchtigt, und 250 Millionen (etwa sechs von zehn) werden mit körperlichen Mitteln bestraft.