Gesundheit

Land verbietet Eltern das Posten von Fotos ihrer Kinder

In Frankreich wurde weltweit erstmals ein Gesetz verabschiedet, das die Privatsphäre von Kindern im Internet schützen soll. 

Sabine Primes
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte ganz darauf verzichten, Bilder seiner Kinder ins Internet zu stellen. Wer es trotzdem tun will, sollte ein paar Regeln beachten.
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte ganz darauf verzichten, Bilder seiner Kinder ins Internet zu stellen. Wer es trotzdem tun will, sollte ein paar Regeln beachten.
Getty Images/iStockphoto

Es genügt, auf Social-Media-Plattformen wie TikTok den Begriff "Kind" oder sogar "#MumTok" einzugeben, um unzählige Beiträge von Eltern zu finden, die Videos und Fotos ihrer Kinder teilen. Dieser Trend, sein Kind in den sozialen Medien zu posten, hat einen Namen: "Sharenting", eine Zusammensetzung aus den Wörtern "Sharing" (dt. "Teilen") und "Parenting" (dt. "Elternschaft"). Französische Abgeordnete wollen dem jetzt aber einen Riegel vorschieben. Denn dort wurde nun ein neues Gesetz verabschiedet, das die Privatsphäre von Kindern im Internet schützen soll.

Das neue Gesetz hindert Eltern daran, Bilder ihrer Kinder ohne deren Erlaubnis auf Social Media zu stellen. Der Abgeordnete Bruno Studer von der Renaissance-Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hat den Gesetzesvorschlag Anfang des Monats in der Nationalversammlung eingebracht. Struder ist Mitglied der Delegation für Kinderrechte, die im September 2022 gegründet wurde.

Bilder landen auf Kinderporno-Seiten

Jungen Menschen soll so beigebracht werden, dass ihre Eltern kein absolutes Recht auf ihr Bild haben. Studer wies darauf hin, dass von einem 13-jährigen Kind durchschnittlich 1.300 Bilder von ihm im Internet kursieren. Diese Fotos können für Kinderpornografie verwendet werden oder zu Mobbing im schulischen Umfeld führen. Sobald die Bilder ins Internet gelangen, verlieren die Eltern die Kontrolle über die Verbreitung der Bilder. Rund 50 Prozent der in Kinderpornografie-Foren ausgetauschten Fotos stammen aus den sozialen Medien.  Amira und Oliver Pocher berichteten im Juni 2020 in ihrem Podcast, Fotos ihrer eigenen Kinder seien dort aufgetaucht. Und auch von Kindern weiterer Promis. Die Bilder sollen gehandelt und sogar bewertet worden sein.

Die Beobachtungsstelle für Elternschaft und digitale Erziehung hat festgestellt, dass mehr als die Hälfte der Eltern ihre Kinder bereits online gestellt haben. 91 Prozent taten dies, bevor ihr Kind das fünfte Lebensjahr erreicht hatte.

Bestrafung von Eltern, die damit Geld verdienen

Eine der Klauseln zielt darauf ab, die Eltern für die Datenschutzrechte ihrer Kinder verantwortlich zu machen, die nicht damit einverstanden sind, dass ihre Bilder ins Internet gestellt werden. In den extremsten Fällen kann ein Familienrichter einem Elternteil sogar das Recht entziehen, Bilder seines Kindes zu teilen, wenn er dies für übertrieben oder schädlich hält. Das vorgeschlagene Gesetz zielt auch darauf ab, Influencer-Eltern zu bestrafen, die durch das Posten von Bildern ihrer Kinder Anhänger gewinnen und Geld verdienen wollen. Es ist wichtig, daran zu denken, dass es sehr schwierig sein kann, einmal online geteilte Inhalte später wieder zu löschen.

Es würde viel über Bildrechte, aber nicht über die Würde der Kinder gesprochen werden. Im Detail meint dies den Vorfall der französischen Influencerin Jessica Thivenin, die massiv kritisiert wurde, nachdem sie die Hände und das Gesicht ihres vierjährigen Sohnes mit Schokolade beschmierte und ihm gesagt hatte, es handele sich um Fäkalien.
Handlungen, die darauf abzielen, Kinder zu erschrecken oder ihnen Streiche zu spielen, können zu einem Gefühl des "Verrats" und zu einem Mangel an Vertrauen in Erwachsene führen.

Weltneuheit

Dieses Gesetz ist eine Weltneuheit und wurde von Kinderpsychologen und Experten für soziale Medien begrüßt. "Ich halte es für notwendig, minderjährige Kinder zu schützen, die keine Stimme haben, um sich gegen die von ihren Eltern online geteilten Bilder zu wehren", sagte Anja Stevic, Kommunikationsforscherin an der Universität Wien. "Europol und Interpol warnten bereits 2020 vor der Verbreitung von Online-Inhalten mit sexuellem Missbrauch von Kindern und der Prävalenz von Inhalten, die von jungen Menschen selbst oder in ihrem Umfeld produziert werden.

Man muss nicht auf das Posten verzichten, aber einige Regeln beachten

Ist es in Anbetracht all dieser Risiken noch sicher, Bilder Ihres Kindes online zu teilen? Stevic glaubt ja. "Wenn die Einstellungen auf privat gestellt sind und nur mit der Familie und Freunden geteilt werden. Ich habe gesehen, dass Eltern ihre Kinder nur von hinten zeigen, also nicht wirklich das ganze Gesicht oder den ganzen Körper ihres Kindes", erklärt sie. "Ich denke, das Problem ist, wenn die Bilder zu öffentlich sind und wenn sie wirklich für jeden zugänglich sind".

Obwohl dieser Gesetzentwurf nicht verhindern wird, dass Websites, die sich mit sexuellem Missbrauch von Kindern befassen, online eingestellte Inhalte sammeln, wollen die französischen Abgeordneten die Eltern daran erinnern, dass sie die digitale Privatsphäre ihrer Kinder respektieren müssen.