Gesundheit

So ungesund ist tägliches stundenlanges Sitzen im Job

In einer neuen Studie wurden die Auswirkungen von langem Sitzen untersucht. Plus: Wie viel man sich bei einem sitzenden Job bewegen sollte.

Sabine Primes
Acht Stunden am Tag zu sitzen, tut dem Körper alles andere als gut.
Acht Stunden am Tag zu sitzen, tut dem Körper alles andere als gut.
Getty Images

"Sitzen ist das neue Rauchen", heißt es. Sprich: Sitzen ist sehr ungesund. Die Wissenschaft weiß seit Jahrzehnten, dass Sitzen das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herzkrankheiten und bestimmte Krebsarten erhöhen kann. Umso wichtiger ist es, einen bewegten Ausgleich zu finden. Bereits fünf Minuten leichtes Gehen jede halbe Stunde können helfen, einen Teil des erhöhten Risikos zu mindern, das mit langem Sitzen einhergeht, so die Studie, die am Donnerstag im "Journal of the American College of Sports Medicine" veröffentlicht wurde. 

Bislang gab es jedoch keine klaren Richtlinien darüber, wie lange man sitzen darf und wie oft man sich bewegen sollte. "Wir wissen seit etwa einem Jahrzehnt, dass Sitzen das Risiko für die meisten chronischen Krankheiten und das Risiko für einen frühen Tod erhöht", sagte Keith Diaz, Hauptautor der Studie.

Deutlich weniger Blutzucker

Das Team um Diaz verglich im Labor fünf, aus jeweils elf Erwachsenen bestehende Gruppen. Sie alle wurden angewiesen, acht Stunden auf einem ergonomischen Stuhl zu sitzen und Tätigkeiten mit Computer und Handy zu verrichten. Die Gruppen unterschieden sich einzig in ihrem Aktivitätsverhalten: Gruppe 1 musste jede halbe Stunde aufstehen und eine Minute lang herumgehen, Gruppe 2 jede Stunde eine Minute, Gruppe 3 jede halbe Stunde fünf Minuten, Gruppe 4 jede Stunde fünf Minuten und Gruppe 5 machte gar keine Bewegung.

Die Fachleute überprüften in regelmäßigen Abständen deren Blutdruck und Blutzucker – beides wichtige Werte für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Nur bei einer Gruppe waren diese Werte deutlich verringert: Bei jener, die alle halben Stunden aufstand und fünf Minuten herumging. Nach einer größeren Mahlzeit verringerten sich die Blutzuckerspitzen in dieser Gruppe im Vergleich zur Gruppe ohne Bewegung um 58 Prozent.

Das Team fand heraus, dass die Teilnehmer, die ihr Sitzen unterbrachen, mehr als nur körperliche Vorteile für ihre Gesundheit hatten. Sie fanden auch heraus, dass dies die Müdigkeit reduzierte und die Stimmung verbesserte, sagte Diaz.

Warum sitzen so ungesund ist

Die Wissenschaftler wissen noch nicht genau, warum Sitzen so schädlich ist, aber die Arbeitstheorie besagt, dass die Muskeln bei der Regulierung von Dingen wie Blutzucker und Cholesterinspiegel wichtig sind. Wenn man jedoch zu lange sitzt, haben die Muskeln nicht die Möglichkeit, sich zusammenzuziehen und optimal zu arbeiten, so Diaz.

Selbst kleine "Aktivitätshäppchen" wie eine Minute Gehen pro Stunde konnten den Blutdruck bei Studienteilnehmern um einen "beträchtlichen Betrag" senken, so Diaz. Alle Studienteilnehmer waren im Allgemeinen gesunde Erwachsene, was bedeutet, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen einen noch größeren Nutzen haben könnten.

"Sitzen ist ein Berufsrisiko"

Selbst mit klareren Leitlinien kann es unerreichbar erscheinen, sich regelmäßig zu bewegen, wenn die Bürokultur dies nicht fördert. "Es gibt so viele von uns, die einen inaktiven oder sitzenden Lebensstil führen oder sitzende Arbeitsplätze haben", sagte Diaz. "Es gibt diese sozialen Normen, nach denen die Leute denken, dass man nicht arbeitet, wenn man sich vom Schreibtisch erhebt." Dabei tut Bewegung während des Arbeitstages nicht nur der individuellen Gesundheit gut, sondern auch dem Geschäftsergebnis. "Sitzen ist ein Berufsrisiko und ein gesunder Mitarbeiter ist ein produktiverer Mitarbeiter", sagte er.

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