Gesundheit

Studie: Wer hier wohnt, hat Risiko für hohen Blutdruck

Verkehrslärm und Feinstaub wirken sich auf unseren Körper aus: Wer an einer stark befahrenen Straße wohnt, hat ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck.

Sabine Primes
Das Leben in lauten und verschmutzten Gebieten erhöhte das Risiko für Bluthochdruck.
Das Leben in lauten und verschmutzten Gebieten erhöhte das Risiko für Bluthochdruck.
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Wer an einer stark befahrenen Straße wohnt, lebt quasi mit einer Dauerlärmbelastung. Das durchgehende Rauschen fahrender Autos oder das rhythmische Anfahren, wenn die Ampel grün wird, durchmischt mit gelegentlichem Hupen oder quietschenden Bremsgeräuschen. 

So eine – praktische nie endende – Geräuschkulisse kann sich aber auf den Blutdruck der Menschen auswirken. Frühere Forschungen hatten einen Zusammenhang zwischen Straßenverkehrslärm und einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck aufgezeigt, aber es war immer noch unklar, ob der Lärm oder die Verschmutzung durch den Verkehr die Ursache war. Jetzt sagen die Forscher, dass sie den Beweis dafür haben.

Mehr als 249.000 Daten analysiert

Anhand von Gesundheitsdaten aus der biomedizinischen UK-Biobank, die genetische und gesundheitliche Informationen von einer halben Million britischer Teilnehmer enthält, analysierten die Forscher die Daten von mehr als 240.000 40- bis 69-Jährigen, die ursprünglich keinen Bluthochdruck hatten. Das Team des American College of Cardiology verwendete ein europäisches Modellierungsinstrument, die Common Noise Assessment Method, und untersuchte die Follow-up-Daten über einen Zeitraum von durchschnittlich 8,1 Jahren, um festzustellen, wie viele Personen Bluthochdruck entwickelten. Die Ergebnisse, die in der Zeitschrift "JACC: Advances" veröffentlicht wurden, überraschten die Forscher: Menschen, die in der Nähe von Straßenverkehrslärm leben, hatten nicht nur ein höheres Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken, sondern das Risiko dafür stieg auch mit der "Dosis" des Lärms, selbst wenn die Forscher Feinstaub und Stickstoffdioxid berücksichtigten.

Lärm und Luftverschmutzung gehen Hand in Hand

Der Hauptautor der Studie, Kazem Rahimi, Professor für kardiovaskuläre Medizin und Bevölkerungsgesundheit an der Universität Oxford, erklärte gegenüber CNN: "Da lärmbelastete Gebiete in der Regel auch eine hohe Luftverschmutzung aufweisen, stellt sich die Frage, ob beide Faktoren unabhängig voneinander zum Risiko beitragen, und das war tatsächlich der Fall." Das Leben in lauten und verschmutzten Gebieten erhöhte das Risiko für Bluthochdruck. Das Risiko stieg ab einem Lärmpegel von 10 Dezibel an. Das war die niedrigste definierte Kategorie, die in der Studie.
Rahimi fügte hinzu: "Politische Maßnahmen zur Kontrolle des Straßenverkehrslärms als gesellschaftliche Anstrengung wären hilfreich, wie die Festlegung strengerer Lärmrichtlinien und deren Durchsetzung, die Verbesserung der Straßenbedingungen und der Stadtgestaltung sowie die Investition in fortschrittliche Technologie für leisere Fahrzeuge wie Elektrofahrzeuge."

Volkskrankheit Bluthochdruck

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit etwa 1,28 Milliarden Erwachsene im Alter von 30 bis 79 Jahren an Bluthochdruck, wobei zwei Drittel davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen leben. Bluthochdruck erhöht wiederum das Risiko von Herzerkrankungen und Schlaganfällen, den beiden häufigsten Todesursachen in den USA. Doch schätzungsweise 46 Prozent der Erwachsenen wissen nicht, dass sie an Bluthochdruck leiden, so die WHO. Älteres Alter, genetische Veranlagung, Übergewicht oder Fettleibigkeit, mangelnde körperliche Betätigung, salzreiche Ernährung und übermäßiger Alkoholkonsum erhöhen das Risiko für Bluthochdruck, so die WHO. Da die Erkrankung in der Regel keine Symptome aufweist, ist es am besten, den Blutdruck messen zu lassen, um ihn in den Griff zu bekommen und das Risiko zu senken. Entweder durch eine Änderung des Lebensstils oder Medikamente.