Reisen

Alles neu an Italiens Stränden – Betreiber toben

Seit Generationen sind Italiens Strandabschnitte in den Händen derselben Familien, die damit ein Vermögen verdienen. Doch das soll sich jetzt ändern.

Christine Scharfetter
Unter Italiens Sonnenschirmen rumort es gewaltig.
Unter Italiens Sonnenschirmen rumort es gewaltig.
Valletta Vittorio / AGF / picturedesk.com

Wer in Italien Urlaub macht, muss für den Strandbesuch zwangsläufig oft ein Extrabudget einplanen. Denn die Tausenden Liegen und Sonnenschirme, die sich an den kilometerlangen Mittelmeerstränden aneinanderreihen, haben ihren Preis. Knapp 30.000 solcher sogenannter "stabilimenti balneari" gibt es in Italien und allesamt sind seit Generationen in den Händen derselben Familien, die damit ein Vermögen verdienen.

Rund 15 Milliarden Euro Umsatz verbuchen die Bezahlstrände laut einem Bericht des "Tagesspiegel" pro Jahr. Doch damit könnte aufgrund einer Gesetzesänderung jetzt Schluss sein: Geht es nach der EU, muss Italien seine Strände Ende 2023 für den Wettbewerb öffnen.

1/11
Gehe zur Galerie
    Auf Capri zahlt man pro Person 100 Euro Eintritt zum&nbsp;<a href="https://www.instagram.com/da_luigi_ai_faraglioni/?hl=de">Da Luigi Beach Club</a>. Dafür bekommt Sonnenliege oder Liegestuhl und eine Konsumation im Restaurant. Der Sonnenschirm kostet 15 Euro extra.
    Auf Capri zahlt man pro Person 100 Euro Eintritt zum Da Luigi Beach Club. Dafür bekommt Sonnenliege oder Liegestuhl und eine Konsumation im Restaurant. Der Sonnenschirm kostet 15 Euro extra.
    www.luigiaifaraglioni.com

    Neuvergabe

    Bereits im Jahr 2006 wurde von der EU die Bolkestein-Richtlinie erlassen, mit der öffentliche Dienstleistungen liberalisiert und für private Anbieter geöffnet werden sollen. Jahrelang hatte es allerdings kein Politiker in Italien gewagt, diese Richtlinie auf die Bezahlstrände anzuwenden. Die Zulassungen wurden weiterhin Jahr für Jahr automatisch verlängert.  

    Der ehemalige Ministerpräsident Mario Draghi wollte dabei jedoch nicht mehr zusehen und legte 2022 mit einem Gesetz fest, dass alle Konzessionen für die knapp 30.000 Strandabschnitte ab dem 1. Januar 2024 neu ausgeschrieben werden müssen. Damit müssen sich nicht nur die bisherigen Betreiber neu um "ihren" Standabschnitt bewerben, sondern sich auch gegen Konkurrenten durchsetzen – und die können sogar aus einem anderen EU-Land kommen.

    Preisanstieg als Folge

    Das sorgt für Unmut unter den Strandbetreibern, denn die Strände Italiens sind aus ihrer Sicht eine Familienangelegenheit. Manche Standbetreiber, die die Konzession von den Eltern geerbt haben, wollen diese, wie es die Tradition vorsieht, an ihre eigenen Kinder weitervererben.

    "Der Strand gehört dem Staat, das Strandbad ist aber ein Privatunternehmen, das weder dem Staat noch Brüssel gehört", sagt Alessandro Berton, Vorsitzender des Verbands Unionmare Veneto und Besitzer von Strandbädern in Jesolo, Eraclea und Lido di Venezia, gegenüber dem Nachrichtensender ntv.

    Die Strandbetreiber befürchten jedoch nicht nur, dass mit der Neuvergabe der Konzessionen der Inbegriff ihrer traditionellen Strandkultur in die Hände ausländischer Investoren fallen könnte, sondern auch einen Preisanstieg als Folge.

    Strände werden neu vermessen

    Einfach macht es Italien der EU jedoch nicht. Berichten zufolge sollen jetzt erst einmal sämtliche Strände mit Konzession nebst den freien Strandabschnitten neu vermessen und kartiert werden. Ziel sei es, der EU zu beweisen, dass Italien kein Land ist, in dem es an freien Stränden mangelt.

    Die "Süddeutsche Zeitung" mutmaßt jedoch, dass dann auf den bisher noch freien Stränden womöglich neue Bäder bewilligt werden könnten. „Die könnte man in den Wettbewerb geben, um die alten Lizenznehmer nicht allzu sehr quälen zu müssen", schreibt die Zeitung.

    Mehr zum Thema