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Mit Sichel an Boden fixiertes "Vampir"-Skelett gefunden

In Polen haben Archäologen das Skelett einer vermeintlichen Vampirin ausgegraben. Die Leiche wurde mit einer Sichel um den Hals im Boden verankert.

Christine Scharfetter
    Grausiger Anblick: Die Art der Bestattung spricht dafür, dass verhindert werden sollte, dass die Frau, um deren Gebeine es sich handelt, von den Toten zurückkehrt.
    Grausiger Anblick: Die Art der Bestattung spricht dafür, dass verhindert werden sollte, dass die Frau, um deren Gebeine es sich handelt, von den Toten zurückkehrt.
    Miroslav Blicharski/Aleksander Poznan

    Bei Ausgrabungen auf einem Friedhof aus dem 17. Jahrhundert in dem Dorf Pien in Polen hat das Team um Dariusz Poliński von der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń, Polen, etwas Außergewöhnliches entdeckt: Einem weiblichen Skelett war eine Sichel um den Hals gelegt worden. Zudem war ein großer Zeh mit einem Vorhängeschloss im Boden verankert.

    Beides diente wohl dazu, die Frau davon abzuhalten, als Vampirin von den Toten zurückzukehren. Dafür spricht laut Poliński, dass die Sichel nicht flach wie eine Grabbeigabe dazugelegt worden ist, "sondern so auf den Hals gelegt wurde, dass der Kopf abgeschlagen oder verletzt worden wäre, wenn die Verstorbene versucht hätte aufzustehen". Das Schloss am Zeh wertet er als weitere Vorkehrung.

    Alter Brauch

    Solche Praktiken waren im 17. und 18. Jahrhundert "in ganz Polen üblich". Eine Reaktion auf einen angeblich vorangegangenen Vampirausbruch. "Andere Methoden, um sich vor der Rückkehr der Toten zu schützen, waren das Abschneiden des Kopfes oder der Beine, das Hinlegen der Verstorbenen mit dem Gesicht nach unten und das Verbrennen oder das Zerschlagen mit einem Stein", so Poliński. Eine gängige Methoden war auch das Aufspiessen des Leichnams mit einem Metallstab.

    Unklare Todesursache

    Ein Kissen unter ihrem Kopf und die Reste einer Seidenmütze zeigen, dass die Tote aus einer wohlhabenden Familie gestammt haben muss. Warum sie für eine Wiedergängerin gehalten wurde, bleibt allerdings ein Rätsel, ebenso ihre Todesursache. Das Opfer eines Hexenprozess dürfte sie wohl nicht geworden sein, mutmaßt Poliński. Solche Menschen würden normalerweise schnell in provisorischen Gräbern in der Nähe des Galgens beigesetzt.

    Dennoch war die örtliche Gemeinde besorgt, dass sie als Vampir Rache suchen könnte. "Es ist möglich, dass die Frau zu Lebzeiten eine Tragödie erlebte und zu Schaden kam", sagte Poliński. "Andererseits könnten auch ihr Aussehen oder ihr Verhalten den zeitgenössischen Bewohnern Angst eingejagt haben." Die Forschenden hoffen, dass weitere Untersuchungen an dem Skelett die eine oder andere Frage beantworten werden.

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