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Neue Studie: Columbus war nicht als Erster in Amerika

Holzanalysen zeigen, dass bereits die Wikinger 500 Jahre zuvor amerikanischen Boden betreten hatten, um Material nach Grönland zu importieren.

Sabine Primes
Bislang galt Christoph Columbus als Entdecker Amerikas, als er 1492 einen Seeweg nach Asien finden wollte. Die Europäer eroberten Amerika und brachten Millionen der Ureinwohner um.
Bislang galt Christoph Columbus als Entdecker Amerikas, als er 1492 einen Seeweg nach Asien finden wollte. Die Europäer eroberten Amerika und brachten Millionen der Ureinwohner um.
iStockphoto.com; Collage: heute.at

Eine neue Studie könnte die Schulbücher neu schreiben: Denn bislang galt Christoph Columbus 1492 als Entdecker Amerikas. Archäologen der Universität Island legen jetzt neue Erkenntnisse vor, die diese Theorie ins Wanken bringt. Tatsächlich sollen die Wikinger bereits 500 Jahre vorher den Kontinent betreten haben. Die Archäologen analysierten Holz aus fünf nordischen Stätten in Westgrönland, die zwischen 1000 und 1400 von den Wikingern bewohnt waren. Es zeigte sich, dass einige aus Amerika und Europa eingeführt worden waren.

Die Wikinger waren in Skandinavien beheimatet und stammten aus Norwegen, Dänemark und Schweden. Woher das Wort kommt, ist nicht genau bekannt, es gibt unterschiedliche Theorien. Die Wikingerzeit in der europäischen Geschichte dauerte von etwa 700 bis 1100 nach Christus. Während dieser Zeit reisten sie mit Langbooten in andere Länder und handelten mit Waren. Aber nicht alle waren friedlich. Einige von ihnen haben Schiffe, Dörfer und Städte rund um die Nordsee und Ostsee angegriffen und ausgeraubt. Ansporn für die Wikinger, damals so beschwerliche und gefährliche Reisen zu unternehmen und Europa an allen Ecken und Enden zu überfallen, war die Schaffung und Sicherung besserer Lebensverhältnisse.
Die Skandinavier lebten als ärmliche Bauern und Siedler, die hart ums Überleben kämpften. Wichtige Wikingerniederlassungen waren Grönland und Island. Dorthin gelangten über 10.000 Menschen aus Norwegen, weil Überbevölkerung sie zum Auswandern zwang.
Die Raubzüge der Wikinger hörten erst auf, als Nordeuropa christlich wurde. Denn das Christentum hat dabei geholfen, dass die Könige dort stärker wurden. So konnten sie etwas gegen die Seeräuber tun. Auch die Missionierung der Skandinavier, die Hinwendung zum christlichen Glauben, führte zu einer grundlegenden Befriedung der einstigen Krieger.

Auf importierte Materialien angewiesen

Viele historische Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass die Wikinger, die zwischen 985 und 1450 in Grönland lebten, auf importierte Materialien wie Eisen und Holz angewiesen waren. Sie verwendeten diese für große Bauprojekte, den Schiffsbau und die Herstellung von Artefakten – also Zwecke, für die die einheimischen Baumarten nicht geeignet waren.

Für die Studie, die in der Zeitschrift "Antiquity" veröffentlicht wurde, wollten die Archäologen herausfinden, wie hoch der Anteil an ausländischem Holz war, das die Wikinger verwendeten, und woher es kam. Sie sammelten Proben von Holzsammlungen in vier mittelgroßen, elitären Bauernhöfen und einem bischöflichen Gutshof. Anhand der Radiokohlenstoffdatierung des Holzes und der Art der dort hinterlassenen Artefakte war bekannt, dass diese Höfe in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends bewohnt waren. Sie untersuchten die Zellstruktur des Holzes mit Hilfe von Mikroskopen, um die Baumarten zu identifizieren, von denen es stammt. Ihre Analyse ergab, dass 0,27 Prozent der Proben von importierten Arten stammten, entweder aus Nordamerika oder Nordeuropa.

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    Die Auflösung findest du im nächsten Bild.
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    Schierling und Kiefer aus Amerika

    Insbesondere Schierling und Kiefer wurden im zweiten Jahrtausend in Nordeuropa nicht angebaut, sodass das Holz dieser Bäume über den Atlantik verschifft worden sein muss. Die Ergebnisse bestätigten historische Wikingersagen, die besagten, dass nordische Entdecker wie Leif Erickson – der angeblich erste europäische Besucher Amerikas – Holz aus "Vínland", dem nordischen Begriff für die Region der nordamerikanischen Küste entlang des St.-Lorenz-Golfs, mitbrachten.

    Die Forscher schreiben: "Diese Ergebnisse unterstreichen die Tatsache, dass die nordischen Grönländer zumindest bis zum 14. Jahrhundert über die Mittel, das Wissen und geeignete Schiffe verfügten, um die Davisstraße zur Ostküste Nordamerikas zu überqueren. Die Reisen von Grönland nach Nordamerika fanden also während der gesamten Zeit der nordischen Besiedlung Grönlands statt, und die Norweger erwarben – viel länger als bisher angenommen – Ressourcen aus Nordamerika.