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Tonga-Vulkan – Ausbruch übertrifft Atombombe bei weitem

Nach dem Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im Jänner 2022 zeigt jetzt eine Simulation: Sie war 1000-mal stärker als eine Atombombe.

Christine Scharfetter
Mit einer Höhe von 57 Kilometern produzierte der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai die höchste jemals aufgezeichnete Aschewolke.
Mit einer Höhe von 57 Kilometern produzierte der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai die höchste jemals aufgezeichnete Aschewolke.
Sipa Press / Action Press/Sipa / picturedesk.com

Der Unterwasservulkan Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im Pazifik hatte bei seinem Ausbruch am 15. Jänner 2022 eine gigantische Wolke aus Asche und Gas wie einen Atompilz kilometerweit in die Höhe geschleudert. Experten zufolge war es eine der weltweit schwersten Eruptionen seit Jahrzehnten.

Der Naturkatastrophe fielen mindestens sechs Menschen zum Opfer. Wären die Hotels aufgrund der Corona-Pandemie zu diesem Zeitpunkt nicht geschlossen gewesen, wäre die Zahl der Toten vermutlich weit höher ausgefallen.

    Viele Wohnhäuser und andere Gebäude wurden durch die Flutwelle zerstört oder beschädigt.
    Viele Wohnhäuser und andere Gebäude wurden durch die Flutwelle zerstört oder beschädigt.
    via REUTERS

    Erst jetzt zeigt allerdings eine Computersimulation von Forschenden um Sam Purkis von der University of Florida, welche gigantischen Ausmaße der Vulkanausbruch tatsächlich hatte. Sie gehen davon aus, dass sich durch die Eruption riesenhafte Tsunamis durch das Meer wälzten. Zudem peitschten sich die Wogen bedingt durch die geologische Form des Archipels gegenseitig auf, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Science Advances".

    Kraft von Castle Bravo

    Demnach sei die Eruption in fünf Wellen. Wobei die letzte Energie in der Höhe von etwa 15 Megatonnen TNT freisetzte. Das entspricht dem Tausendfachen der Atombombe, die 1945 auf Hiroshima abgeworfen wurde. Damit war der Ausbruch des Südsee-Vulkans etwa so stark wie die Explosion der Wasserstoffbombe Castle Bravo, die die USA 1954 auf dem pazifischen Bikini Atoll zündeten. Es war einer der stärksten Kernwaffentests, die je durchgeführt wurden.

    Mit dieser Wucht löste der Vulkanausbruch gleich mehrere Tsunamis aus – nach Ansicht von Purkis und seinem Team waren sie verschiedener Art: Die Druck- und Schwerkraftwellen der Eruption lösten wenige Meter hohe Wogen aus. Doch deutlich größere Tsunamis entstanden durch die Explosionen selbst, die massenhaft Meerwasser verdrängten.

    Höchste Dichte an Unterwasservulkanen

    Das Königreich Tonga umfasst 169 Inseln. Der Archipel liegt auf einem Teil des Tonga-Kermadec-Vulkanbogens, einer der seismisch aktivsten Regionen der Erde, welche laut dem Team um Purkis die höchste Dichte an Unterwasservulkanen aufweist. Bis zum Jahr 2015 ragte der Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha'apai mit zwei Spitzen aus dem Meerwasser. Dann brach er im Dezember 2014 und im Januar 2015 aus – anschließend war aus der Doppelinsel ein Eiland geworden.

    45 Meter hoher Tsunami

    Die Forscher gehen davon aus, dass unweit des Vulkans eine Welle auf etwa 85 Meter angestiegen sein könnte, bei Ankunft an der 90 Kilometer entfernten und unbewohnten Insel Tofua war sie vermutlich immer noch rund 45 Meter hoch. Zum Vergleich: Der sogenannte Todestsunami, löschte 2004 mit maximal zehn Meter hohen Wellen das Leben von einer Viertelmillion Menschen aus.

    Ebenfalls außergewöhnlich war die Druckwelle der Eruption: Sie breitete sich demnach mit einer Geschwindigkeit von über 1150 Kilometern pro Stunde aus und umrundete die Erde mindestens viermal in die eine und dreimal in die andere Richtung.

    Naturereignis der Superlative

    Neben Wellen so hoch wie Wolkenkratzer und einer starken Energiefreisetzung stellte der Vulkanausbruch noch einen weiteren Rekord auf: Die Asche, die der Vulkan ausstieß, reichte bis in 57 Kilometer Höhe. Das meiste Material breitete sich dabei schirmartig auf einer Höhe von 35 Kilometern aus. Bei keinem anderen bekannten Vulkanausbruch hat man bisher derartige Höhen gemessen.

    Darüber hinaus sorgten die ausgestoßenen Partikel für ein bislang noch nie nachgewiesenes Eruptionsgewitter. Rund 590.000 Blitze waren innerhalb von drei Tagen um den Ausbruch aufgezeichnet worden.

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