Israel hat in der Nacht auf Freitag einen Großangriff auf den Iran gestartet. Während rund 200 Kampfjets Ziele im ganzen Land beschossen, wurden auch verdeckte Spezialkommandos des Mossad mit Drohnen aktiv.
Unter den zahlreichen Toten sind auch hochrangige Militärführer wie Armeechef Mohammed Bagheri und der Chef der Revolutionsgarden Hossein Salami. Zudem wurden mindestens sechs Wissenschaftler getötet, die als essentiell für das iranische Atomprogramm galten.
"Die Berichte, die uns seit der Nacht aus dem Nahen Osten erreichen, sind äußerst besorgniserregend. Die Situation ist hochvolatil und hat großes Eskalationspotential – wir rufen alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung und Besonnenheit auf. Eine weitere Eskalation des Konflikts ist das letzte, was gerade diese Region jetzt braucht", so Bundeskanzler Christian Stocker in einer ersten Reaktion auf Israels Angriff.
Er fügt hinzu: "Das iranische Atomprogramm ist Anlass zu enorm großer Sorge, wir fordern eine Rückkehr zur Diplomatie. Ein atomares Wettrüsten in der Region muss unter allen Umständen verhindert werden."
Der Krisenstab im Außenministerium evaluiere die Situation laufend und stehe in engem Kontakt mit den österreichischen Botschaften in der Region. Auch das Lagezentrum des Verteidigungsministeriums beobachte die Lage rund um die Uhr.
Aus der Botschaft Israels in Österreich heißt es dazu gegenüber "Heute": "Das umfangreiche und geheime iranische Atomwaffenprogramm wurde parallel zu den Verhandlungen mit den USA vorangetrieben, und die diplomatischen Bemühungen wurden zur Täuschung der Welt und zur Vertuschung ausgenutzt.
Auch Außenministerin Beate Meinl-Reisinger zeigte sich angesichts der Entwicklungen im Nahen Osten besorgt: "Wir appellieren an alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung und Deeskalation sowie zu einer Rückkehr zur Diplomatie. Eine weitere Zuspitzung der Lage wäre für die Region brandgefährlich und muss unbedingt vermieden werden", so die Neos-Chefin.
"Die Sicherheit unserer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger hat für uns oberste Priorität. Dies stand auch im Mittelpunkt der Sitzung des Krisenstabs, der die Situation laufend evaluiert. Wir stehen natürlich in engem Kontakt mit unseren Botschaften in der Region und ich habe darum gebeten, Kontakt mit Partnerländern aufzunehmen um für alle Szenarien Vorbereitungen zu treffen. Alle Botschaften verfügen über entsprechende Krisenpläne, die auf lokale Gegebenheiten abgestimmt sind", betonte sie.
"Insgesamt sind derzeit rund 10.000 Österreicherinnen und Österreichern, die sich in Israel aufhalten und rund 200, die sich im Iran aufhalten, in der Auslandsservice-App registriert. Wir empfehlen nachdrücklich allen Österreicherinnen und Österreichern, sich dort zu registrieren, sollte dies noch nicht erfolgt sein. Die Österreichischen Botschaften in Israel und im Iran haben mit den Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern und Reisenden aus Österreich sowie mit den Behörden vor Ort bereits aktiv Kontakt aufgenommen. Wir raten derzeit dringend von Reisen in die Region ab", führte die Außenministerin weiter aus.
Israel begründet seine Operation "Rising Lion" damit, dass das Atomprogramm der Islamischen Republik eingedämmt werden müsse und das Land nie in den Besitz von Atomwaffen kommen dürfe: "(Wir haben) keine andere Wahl, als die existenzielle Bedrohung durch iranische Atomwaffen zu beseitigen, bevor es zu spät ist", so die israelische Botschaft.
Israel selbst wird zu den faktischen Atommächten gezählt, hat aber den Atomwaffensperrvertrag nie unterzeichnet.
Der Iran will ohne Zurückhaltung antworten: "Jetzt, da das Terrorregime (...) alle roten Linien überschritten hat, gibt es keine Grenzen bei der Reaktion auf dieses Verbrechen", hieß es am Freitag in einer Erklärung der Armee. Eine erste Welle von rund einhundert Drohnen konnte von der israelischen Luftwaffe über Syrien abgefangen werden.
Die iranische Regierung betonte unterdessen, der "feige Angriff" mache die Notwendigkeit des eigenen Atomprogramms deutlich: "Man sollte mit solch einem räuberischen Regime nur in der Sprache der Macht sprechen", hieß es in einer Regierungserklärung. "Die Welt versteht jetzt besser, dass der Iran auf seinem Recht auf Anreicherung, Atomtechnologie und Raketenausrüstung besteht."