Politik

Grasser und Meischberger als "Wurzel allen Übels"

Heute Redaktion
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Ein Bankangestellter, Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser. Das sind für Wicki diejenigen, wegen denen er vor Gericht sitzt. Lesen Sie hier mehr >>

Der Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki erklärte am 52. Prozesstag, dass vorwiegend drei Personen daran "schuld" sind, dass er hier vor Gericht sitzt: Ein Bankberater bei der Raiffeisenbank Liechtenstein, Walter Meischberger und Karl-Heinz Grasser.

"Stinksauer" sei er auf Grasser gewesen. Aber warum? Fangen wir von vorne an:

Bankfehler und Telefonat

Auf dem Mandarin-Konto bei der Raiffeisen Liechtenstein, da wurden wild Vermögenswerte verschiedener Personen vermischt. Soviel ist mittlerweile klar. Das Konto, dessen Inhaberin bis nach der Selbstanzeige Meischbergers im Jahr 2009 die Mutter von Wicki war, war die Einzige, die niemals Geld dort hatte.

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Dass die Bank trotzdem bei internen Notizen zu Kontoein- und ausgängen stets einen Zusammenhang mit der Erbschaft der Mutter herstellte, sei nicht Wickis Schuld sagt er. Das habe der Bankmitarbeiter Z. quasi "erfunden", um der Sorgfaltspflicht Genüge zu tun und "seine Ruhe zu haben".

Ein Telefonat mit Wicki, wo dieser ihm Auskunft über die Eltern seiner Mutter gibt und ihm dann auch noch falsche Hintergrundinfos zu Meischbergers Konto bestätigt ("Ja genau", sagte Wicki) passt da nicht ins Bild. Wicki bleibt dabei: Er habe mit diesen falschen Infos der Bank nichts zu tun. Die Bank hätte das merken müssen, dass die Gelder am Mandarin-Konto nichts mit seiner Mutter zu tun haben.

Es sei mitunter die Schuld der Bank, dass Wicki hier heute verdächtigt wird, war er sich sicher. Zu vielen dieser gezeigten Dokumente sagte Wicki außerdem: "Ich sehe das zum ersten Mal."

"Wie meine Lehrerin"

Lustig wurde es, als die Richterin lang und breit über den Verfasser mehrerer von Meischberger unterschriebenen Schriftstücks diskutieren wollte. Da habe jemand "Mit freundlichen Grüßen" mit Doppel-S geschrieben. 9 Millionen Schweizer machen das so, warf Wicki ein. Und Walter Meischberger, der zugab, das seit der Rechtschreibdebatte um das scharfe ß im Jahr 2008 so (rechtschreibtechnisch falsch) zu schreiben. "Sie schauen mich an, wie mich meine Lehrerin ab und zu angeschaut hat", scherzte Meischberger mit der Richterin.

Er legte zum Beweis dessen am Nachmittag einen Brief von ihm an Wicki vor. Dort schrieb er auch "Grüsse" (falsch mit Doppel-S). Der Inhalt des Briefes interessierte die Richterin aber mehr. Meischberger schilderte Wicki darin im Jahr 2012 Dinge und Abläufe, die er eigentlich eh schon hätte wissen müssen, sagte sie.

Er wollte sich damit bei Wicki entschuldigen, mit dem Brief, sagte Meischberger. Und habe darin die "taktischen Aussagen", die er vor den Ermittlern gemacht habe, wiederholt. Erst hier im Gerichtssaal habe er zu verschiedenen Dingen die Wahrheit gesagt, damals wollte er den Namen Grassers unbedingt herauslassen.

Wicki erinnerte sich: Er habe das damals nicht gut aufgenommen. "Ich war sehr wütend über dieses Schreiben. Hilft ja nicht, oder? Er hat versucht, sich zu rechtfertigen und zu entschuldigen. Aber ich sitze ja trotzdem hier", sagte Wicki der Richterin. Möglicherweise habe der den Brief sogar in den Müll geschmissen.

Vermögen mit Grasser zu tun?

Brisant: Im Brief schrieb Meischberger auch, dass Wicki ihn bei der Überweisung von 500.000 Euro vom Konto 400.815 an die Mandarin gefragt hätte, ob das Geld etwas mit Karl-Heinz Grasser zu tun habe. Wieso hat er das getan?, wollte die Richterin wissen. Wicki konnte sich daran nicht erinnern, Meischberger blieb aber dabei, dass es so war. Er habe ihm damals schon versichert: Hat nix mit dem Grasser zu tun.

"Stinksauer"

Bei einem Treffen am 03.12.2009 habe Wicki Karl-Heinz Grasser dann seinen Unmut kundgetan. Das sei freundlich ausgedrückt, sagte Wicki: "Ich war stinksauer, weil der Grasser mir den Kontakt zu seinem Freund Meischberger vermittelt hat", und er deshalb in die Sache hineingezogen wurde.

Zu diesem Zeitpunkt war das Mandarin-Konto, wo nur noch sein privates Geld lagerte, schon von den Ermittlern gesperrt. Er hätte es dringend gebraucht, um seine Steuern in der Schweiz zu zahlen, sagte er. Deshalb der Ärger. Heute, zehn Jahre später, ist das Konto übrigens noch immer gesperrt.

Wurzel allen Übels

Wicki sagte es mehrmals, die Richterin fasste es am Ende dann zusammen: Also Herr Meischberger ist für Sie die Wurzel allen Übels? "Ja genau", sagte Wicki. Und nach kurzer Pause: "Und natürlich der Herr Grasser, weil der mir ja den Meischberger vorgestellt hat."

Wessen Aktien?

Auch der Leihvertrag, mithilfe dessen Meischberger über Wicki anonym bei der Hauptversammlung der Meinl International Power in Grassers Interesse stimmen wollte, verwirrte die Richterin.

Da habe es sich Wicki in letzter Sekunde anders überlegt. Er war damals der Meinung, Meischberger trotz dem, dass die Aktien vorübergehend in den Besitz der Mandarin (und damit formal der Mutter von Wicki) übergegangen waren, als Eigentümer der Aktien "outen"zu müssen. Machte für die Richterin keinen Sinn, aber Wicki sagte: "Damals haben wir das so interpretiert".

Deswegen unterschiedliche Unterschrift

Ein weiteres Highlight des Prozesstages: Norbert Wicki will sich ganz genau an eine Episode erinnern, die aufklären könne, warum Grassers Unterschriften unterschiedlich aussehen.

Hintergrund: Es gibt einen Vertrag und einen Vertragszusatz, in dem Grasser mit Wicki regelt, dass das Geld von Grassers Schwiegermutter an Wicki wandert. Erst im Zusatz wird Marina Giori-Lhota beim Namen genannt. Dort sieht die Unterschrift jedoch anders aus, als am eigentlichen Vertrag. Für die Staatsanwaltschaft ein Indiz, dass das gefälscht sein könnte.

Für Wicki nicht: Er habe Grasser damals in seinem Büro gesucht und dieser habe vor seinen Augen beides zum gleichen Zeitpunkt höchstpersönlich unterschrieben. Die Unterschrift am Zusatz sehe deshalb anders aus, weil Grasser da schon zu einem anderen Termin musste und sie noch schnell im Stehen gemacht hätte.

Lesen Sie im Live-Ticker nach, mit welchen Sprüchen Walter Meischberger heute sonst noch für Lacher sorgte:

(red)