Große Analyse vor der Wahl

"Luft nach oben" – Wiens größte "Umwelt-Baustellen"

Bodenversiegelung, Lobautunnel und alte Gasheizungen – Umwelt-Experten weisen darauf hin, wo nach der Wahl in Wien kräftig angepackt werden muss.
Bernd Watzka
24.04.2025, 06:01

Anlässlich der Wien-Wahl 2025 hat sich die Umweltorganisation Greenpeace Österreich und das Wiener Kontext-Institut für Klimafragen den aktuellen Stand des Natur- und Klimaschutzes in Wien angesehen. "Heute" präsentiert die wichtigsten Punkte.

„Was Wien braucht, ist eine echte Umwelt- und Verkehrswende – mit mehr Raum für Natur und weniger Asphalt.“
Melanie EbnerGreenpeace-Sprecherin

Fünf große "Umwelt-Baustellen" in Wien

1
Bodenschutz
In Wien ist die versiegelte Fläche pro Kopf geringer als in anderen Städten. Trotzdem ist in Wien ein großer Teil der Gesamtfläche zubetoniert. Besorgniserregend sei der Umgang mit Leerstand: Laut Greenpeace stehen 40.000 Wohnungen in Wien leer. Statt diese Wohnflächen effizient zu nutzen, werde neuer Wohnraum gebaut und damit weiter Boden versiegelt.
2
Begrünungen
Begrünungsmaßnahmen umfassen derzeit vor allem Baumpflanzungen oder kleinräumige Flächenbegrünungen. Nach "Jahrzehnten der auf den Autoverkehr ausgerichteten Betonpolitik", handle es sich dabei allerdings lediglich "um kosmetische Korrekturen, statt um weitgreifende Maßnahmen für effektiven Artenschutz", so die Umweltschützer.
3
Lobautunnel
Trotz massiver Kritik halte die Landesregierung weiterhin an der Lobau-Autobahn fest. Der Bau würde nicht nur eine massive Bodenversiegelung nach sich ziehen, sondern auch "die Zerstörung des Lebensraums vieler Tier- und Pflanzenarten". Es wäre ein "Fehler, der in Zeiten der Klimakrise nicht nur rückständig, sondern fahrlässig" sei.
4
Klimaschutz
420.000 Gasheizungen gilt es in Wien zu tauschen. Gesetze zum Schutz des Stadtbildes müssten für erneuerbare Heizsysteme gelockert werden, Fördertöpfe für Heizungstausch und Sanierung auf Landesebene garantiert werden. Fernwärme müsse ausgebaut und gleichzeitig der Anteil des klimaschädlichen Gases in der Fernwärme auf null gebracht werden.
5
Bessere Radwege
Weg vom Auto, hin zu Öffis, Radfahren und Zufußgehen! Initiativen für bessere Rad- und Fußwege wurden zwar vorangetrieben, für die künftige Regierung gebe es allerdings "noch Luft nach oben": Problemzone bleibt der Gürtel, wo der Radweg nicht durchgängig sicher und zu schmal ist.

Umfrage: Wiener wollen ambitionierte Klimapolitik

Um 2040 klimaneutral zu werden, müsse die Stadt Wien große "Baustellen" in den Bereichen Mobilität und Gebäude angehen. Die Wiener seien "jedenfalls bereit dafür und wünschen sich konkrete politische Maßnahmen", dies ergeben Umfragen (marketagent), die vom Wiener Kontext-Institut für Klimafragen ausgewertet wurden.

Knapp neun von zehn der befragten Wiener (86 Prozent) befürworten demnach die Förderung von Gebäudesanierung und nachhaltigen Heizformen. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) spricht sich zudem für den Ausbau klimafreundlicher Mobilität aus.

„Gebäude und Mobilität sind die größten Hebel für Wien am Weg zur Klimaneutralität 2040", sagt Katharina Rogenhofer vom Kontext-Institut.
Hertel

Datenlücken zur Renaturierung

Eine aktuelle Greenpeace-Befragung unter Österreichs Landeshauptstädten zeige zudem teils große Datenlücken, um die Renaturierungsverordnung in Städten erfolgreich umsetzen zu können. Dabei gebe es gerade in asphaltierten Innenstädten dringenden Handlungsbedarf, so die Studie.

Klima-Erwärmung wird zur "Überlebensfrage"

Zunehmende Hitzetage, Hitzetote, Überschwemmungen und schlechte Luft machen die Begrünung urbaner Räume zu einer "Überlebensfrage", so Greenpeace. Mehr Grünflächen in Innenstädten – wie es die Renaturierungsverordnung vorsieht – könnten hier Abhilfe schaffen.

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