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MA35 "verliert" Pass-Antrag nach 15 Monaten Bearbeitung

Ein Wiener reichte im Jänner 2021 seinen Staatsbürgerschaftsantrag ein. Nach 15 Monaten wurde klar: Den Antrag hat es laut MA35 nie gegeben.  

Robert Cajic
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    Ein 25-jähriger Wiener suchte um die österreichische Staatsbürgerschaft an.
    Ein 25-jähriger Wiener suchte um die österreichische Staatsbürgerschaft an.
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    Die Arbeitsweise der MA35 sorgt bei dem Wiener Ali (25) für blankes Entsetzen. Mit seinem Bruder flüchtete Ali vor mehr als 10 Jahren aus dem Irak. Seitdem arbeitet der 25-Jährige darauf hin, österreichischer Staatsbürger zu werden und sich zu integrieren. Im Jänner vergangenen Jahres reichte er deshalb einen Antrag für die Staatsbürgerschaft ein. 

    Nach dreimonatiger Wartezeit kam sein Antrag auf die österreichische Staatsbürgerschaft endlich ins Rollen. Alle Dokumente wurden abgegeben und von der zuständigen Referentin abgesegnet. Seitdem herrschte bezüglich möglicher Neuigkeiten totale Funkstille – mehrmals wurde um Geduld gebeten. Niemand aus der Behörde konnte ein Update über die Situation geben. Telefonisch bekam er nun einen ernüchternden Anruf: Sein Antrag würde gar nicht existieren. 

    Bekannte bestürzt: "Das ist so unverantwortlich!"

    Der 25-Jährige absolvierte eine Lehre als Koch,  sein Bruder arbeitet in einer Wiener Dienststelle des Magistrates. Beide sehen sich als gut integrierte Wiener. Für eine Freundin, die den gelernten Koch unterstützt, gleicht das Verhalten der MA35 einer unerhörten Katastrophe: "Was die dort machen, ist unverschämt und unverantwortlich. Wenn ich das in meiner Arbeit machen würde, gäbe es gleich die Kündigung".

    MA35 informierte Wiener über Verlust seiner Dokumente

    Ali bekam noch vor seinem Bruder den ehestmöglichen Einbürgerungstermin und bemühte sich um eine rasche Bearbeitung des Falles. Erhalten habe er nur einen Zettel mit Eingangsstempel – aber ohne Aktenzahl. Nun der Schock: Telefonisch wurde ihm mitgeteilt, dass seine Unterlagen verschwunden seien.

    Die Magistratsbehörde sagte dem Mann, dass er im August einen neuen Antrag auf den österreichischen Pass einreichen dürfe. Ali fragte sich im Gespräch mit "Heute", wie so etwas in Österreich möglich sein könne. Der verzweifelte 25-Jährige weiß nicht mehr weiter und lenkt sich daher mit seiner Arbeit ab.

    MA35 "hat kein offenes Verfahren anhängig"

    "Heute" fragte bei der MA35 nach, um zu erfahren, wie es mit Alis Einbürgerungsprozess aussieht. "Derzeit gibt es kein offenes Verfahren des Antragstellers bei uns anhängig", versicherte uns eine Pressesprecherin auf Nachfrage von "Heute". Für die Antragstellung und die Einreichung der Unterlagen sei ein persönlicher Termin notwendig – doch diesen Prozess durchlief Ali eigentlich schon vor über einem Jahr.

    "Veraltetes Terminbuchungssystem" ist nicht einzige MA35-Baustelle

    Neben des nicht vorhandenen Antrages bedauere man die langen Wartezeiten für einen Termin. "Dieses Problem besteht insbesondere im Bereich der Staatsbürgerschaft", gab die Pressesprecherin der MA35 preis. Man arbeite intensiv daran, das veraltete Terminbuchungssystem zu verbessern. 

    Ob auch die qualitative Bearbeitung der persönlichen Schicksale innerhalb der Einwanderungsabteilung zur Debatte steht, ist indes unklar. Für Ali bedeutet der verschwundene Staatsbürgerschaftsantrag hingegen eine ungewisse Zukunft – obwohl er sich nichts zuschulden kommen ließ.

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