Ex-ÖFB-Star Footballer

Maierhofer ein Viking: "Spiele um die Champions League"

Österreichs Kult-Stürmer Stefan Maierhofer wechselt mit 42 Jahren die Sportart. Im "Heute"-Talk erklärt er die Vienna-Vikings-Sensation.
Sebastian Klein
12.05.2025, 22:46
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19 Teamspiele für Österreich, Meistertitel mit Rapid Wien und Red Bull Salzburg, Legionär in der englischen Premier League – und jetzt ein völlig neues Kapitel: Stefan Maierhofer wagt mit 42 Jahren den spektakuläre Sportarten-Wechsel. Der "Major" startet als Kicker bei den Vienna Vikings in die neue Saison der European League of Football (ELF).

Der frühere grün-weiße Publikumsliebling streift künftig Violett über und läuft sogar im Stadion des Erzrivalen Austria Wien auf. Im großen "Heute"-Talk spricht der 2,02-Meter-Riese über seinen Wechsel und seine Football-Träume.

"Heute": Kicker bei den Vikings. Wie ist das für dich alles zustande gekommen? Wer ist auf wen zugegangen?

Stefan Maierhofer: "Wir sind schon seit einem halben Jahr in Kontakt. Wir haben uns im November getroffen, die sind natürlich auf mich zugekommen und haben gesagt: "Wir könnten uns das extrem gut vorstellen. Wie kannst du es dir vorstellen?" Ich habe noch immer diesen Drang in mir, am Wochenende Spiele erfolgreich zu gestalten. Es ist jetzt vielleicht nicht Fußball, sondern Football – aber wir spielen auf höchstem Niveau und ich habe die Chance, um die Champions League mitzuspielen. Das reizt mich extrem. Und nicht nur auf mich als individuellen Spieler bezogen, sondern auf das große Ganze, wie Football aufgebaut ist."

"Ich bin ja gerade in der höchsten Trainer-Ausbildung, der Pro-Lizenz. Da hatten wir den Nationaltrainer Max Sommer in einem bestimmten Modul bei Leadership. Und da hat er auch sehr viele Sachen aus dem Football gebracht, die uns auch im Fußball weiterhelfen können. Weil ein Football-Coach hat, fünf, sechs, sieben weitere Coaches unter sich. Ein sehr großer Staff und eine sehr große Spieleranzahl – und das musst du alles handeln."

"Deswegen ist es für mich extrem spannend, schon weiterzudenken und zu sagen: Ich bringe meine Zeit als Spieler und Kicker voll ein und bin auch voll aktiv. Ich habe ja schon einige Trainings gemacht, schon im März das erste Kickertraining. Aber ich möchte einfach über den Tellerrand hinausblicken, mich als Spieler voll einbringen, aber auch als Trainer weiterentwickeln und lernen, wie dort gearbeitet wird, wie dort Sachen einstudiert werden. Ich freue mich schon extrem, in zwei Wochen geht es los. Und dann schauen wir, ob ich gleich von Anfang an dabei bin oder nur gewisse Spiele mache. Ich traue mir das zu und ich freue mich riesig auf diese Aufgabe."

Stefan Maierhofer – Karriere in Zahlen

Geboren: 16. August 1982 in Gablitz (Niederösterreich)

Größe: 2,02 Meter

Position: Stürmer (Fußball) / Kicker (American Football)

Fußballkarriere:

Länderspiele für Österreich: 19 Einsätze, 1 Tor

Meister 2008 mit Rapid

Meister und Cupsieger 2012 mit Salzburg

Premier League: 9 Spiele mit Wolverhampton, 0 Tore

Weitere Stationen: FC Köln, MSV Duisburg, Millwall FC, Bristol City, FC Aarau,

American Football:

Aktuell: Kicker bei den Vienna Vikings (European League of Football, ELF)

Debüt-Saison: 2025

Wenn du sagst, sie sind auf dich zugekommen – hattest du vorher schon Berührungspunkte?

"Also, sie sind sehr angetan von mir, was meine Field-Goal-Qualitäten angeht. Von 30, 40 Yards einfach mal durchzuschießen und zu treffen – das gefällt ihnen. Aber das Entscheidende für mich ist: Ich bin geholt worden, um den Anfangskick zu machen, den sogenannten Kickoff – dass ich wirklich hinten in die Endzone schieße. Das ist für mich richtig geil, da anzulaufen."

"Ich habe keinen Körperkontakt. Meine Frau sagt auch: "Bitte, keinen Körperkontakt haben!" Aber vielleicht kommt es ja irgendwann einmal dazu, wenn ich einen Kick nicht gut treffe, die Gegner durchbrechen und ich der Letzte bin, der vielleicht noch eingreifen muss. Dann kann es durchaus zu Körperkontakt kommen – und das hat irgendwie auch seinen Reiz. Ja, geile Geschichte – war beim Fußball nie so. Also, das sind jetzt mal die Hauptthemen. Ich bin hauptsächlich für die Kickoffs zuständig. Für die Field Goals haben wir noch einen anderen Kicker. Aber natürlich trainiere ich beides und habe jetzt im Training schon sehr gute Eindrücke hinterlassen. Die sind echt sehr zufrieden mit mir."

2008 schoss Stefan Maierhofer Rapid zum bisher letzten Meistertitel – hier beim Derby-Jubel in Folge eines Nasenbeinbruchs als Maskenmann.
Herbert Pfarrhofer / APA / picturedesk.com

Wie reagiert dein Umfeld? Du hast deine Frau schon erwähnt, die ein bisschen Bammel hat …

"Ja, es ist natürlich ein brutaler Sport, wo es richtig zur Sache geht. Aber in der Position, in der ich mich befinde, bin ich wirklich nur ein paar Mal am Feld – bei ausgewählten Situationen. Beim Kickoff kommt kein Gegner direkt auf dich zu, da machst du einfach deinen Schuss. Und wenn du dann ein Field Goal hast, dann blocken deine Kollegen für dich. Da willst du natürlich auch keinen Kontakt bekommen."

Du spielst als Rapidler jetzt nicht nur in Violett – du spielst ja tatsächlich auch im Stadion des Erzrivalen Austria Wien. Wie geht’s dir damit, die Farben zu wechseln und in Favoriten aufzulaufen?

"Naja, es sind ja mehrere Heimspiele in Österreich. Wir werden auf der Hohen Warte spielen, wir werden bei der Austria spielen und auch in Wiener Neustadt. Von dem her ist es eines von mehreren Stadien, wo ich auflaufe. Für mich ist das völlig in Ordnung, weil die Vienna Vikings ein richtig gutes Fanlager haben."

"Wenn ich dann einfach sagen kann: Ich darf nochmal in einem Stadion spielen, vor vielleicht 10.000 bis 12.000 Zuschauern – das hat einfach was. Da ist der ganze Aufwand unter der Woche entlohnt. Es ist auch familienfreundlicher. Ich freue mich, wenn meine Familie und Freunde mit ihren Kindern vorbeikommen und zuschauen."

Es gibt mit Thomas Pichlmann einen Fußballer, der in Tirol einen ähnlichen Weg gegangen ist. Hast du da Kontakt gesucht oder Tipps geholt?

"Ich habe ihn beim Legendenspiel in Vorarlberg damals ein bisschen auf der Seite gefragt: "Hey, es könnte sein, dass da eine Möglichkeit entsteht." Und er hat gesagt: "Mach das unbedingt, das wird dir voll taugen!""

"Aber einen intensiven Austausch hatten wir nicht, weil das Ganze erst heute veröffentlicht wird. Ich wollte nicht, dass da im Vorfeld irgendwas rauskommt. Wir haben das gemeinsam mit ML Marketing richtig gut aufgezogen, die Videos sind super angekommen, es gab extrem viel positives Feedback. Viele waren auf der falschen Fährte – und genau das wollten wir."

"Natürlich wäre es auch schön gewesen, nochmal im Fußballbereich irgendwo aktiv zu sein, aber ich bin jetzt 42, werde bald 43, mache meine Trainerausbildung und jetzt in eine andere Sportart einzutauchen und international mitzuspielen, das reizt mich extrem."

Aus Spielersicht: Was ist für dich der Unterschied, wenn du jetzt in die Kabine und ins Training kommst – Vergleich Fußball vs. American Football?

"Ganz anders. Das ist alles durchgetaktet. Wir hatten letztens Training – 18:30 Uhr Meeting, dann raus, dann separate Meetings für Defense, Offense, Linebacker und ich mit dem Kicker-Coach. Alles genau nach Uhrzeit strukturiert: wann welches Training stattfindet, wann Warm-up ist."

"Ich trainiere mit Giorgio, meinem Kicker-Coach aus Italien. Die ersten Trainings habe ich mit Sebastian Daum gemacht, der lange der Kicker-Coach der Vikings war. Von ihm habe ich gleich zu Beginn ein riesiges Kompliment bekommen: "Wenn du 20 Jahre jünger wärst, ich würde dich sofort in die NFL bringen!" Das war ein schönes Feedback."

"Fußball und Football sind einfach unterschiedlich. Beim Fußball haut man einfach drauf. Beim Football muss man auf sehr viele Kleinigkeiten achten: Fußstellung, Oberkörper, wie man den Ball trifft. Ich habe es mir nicht leichter vorgestellt."

"Chris, unser Head-Coach, ist nach dem ersten Training ins Büro gegangen und die PR-Chefin hat gefragt: "Und, wie war’s?" Er sagte nur: "He’s good. He’s good." Das war schön zu hören. Die Gruppe ist super. Natürlich gibt es eigene Einheiten – Defense, Offense, Kicker – aber trotzdem ein cooles Umfeld. Viel auf Englisch, was mir extrem taugt. Einfach in eine ganz neue Sportart reinzuschnuppern – das ist jetzt am Ende meiner aktiven Karriere nochmal richtig spannend."

Wenn du erlaubst, zwei Fragen noch zum Derby am Sonntag: Hast du es verfolgt? Und wie siehst du die Saison deines Ex-Klubs?

"Ich habe keine einzige Minute gesehen, um ehrlich zu sein. Es war Muttertag, ich war mit der Familie unterwegs – Naturpark, Tiere, Abendessen. Relativ spät heimgekommen. Das Ergebnis habe ich natürlich gesehen und mich extrem gefreut – für den "Kulo" (Stefan Kulovits), mit dem ich gemeinsam die Trainerausbildung mache, und für Luka (Co-Trainer bei Rapid), auch ein Kollege im Kurs."

"Ich freue mich für den Verein, dass sie mit dem Derby-Sieg aus dieser schwierigen Phase herausgekommen sind. Sie haben nochmal Luft bekommen für die letzten zwei Runden. Natürlich ist es schön, dass sie dem Rivalen die Meisterschaft "versalzen" haben. Es ist jetzt ein Zweikampf zwischen Sturm und WAC."

"Für Guido Burgstaller freut es mich besonders, dass er so ein Comeback feiert und ein wichtiges Tor macht. Auch Ercan Kara trifft nochmal. Das sind die Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Aber am Ende zählt: Rapid hat einen Derbysieg gefeiert – im Stadion des Rivalen. Und ich freue mich besonders für Kulo. Ich schätze ihn als Mensch und Trainer extrem."

Und weil du das Thema Rapid-Trainer angeschnitten hast: Wie hoch ist das in deiner Lebensplanung eingeordnet? Ein dezidiertes Ziel?

"Für mich ist klar: Fußball hat oberste Priorität. Ich will so schnell wie möglich irgendwo im Profibereich als Trainer arbeiten. Natürlich wäre es cool, irgendwann Rapid-Trainer zu werden. Aber man muss sich alles erarbeiten. Erfolg haben. Erfahrungen sammeln."

Vielleicht aber auch die Red-Bull-Vergangenheit eine negative Rolle. Vielleicht aber auch, dass ich Teil der letzten Rapid-Meistermannschaft 2008 bin. Vielleicht finden es die Fans schön, wenn einer von ihnen auf der Trainerbank sitzt. Aber aktuell steht natürlich Stefan Kulovits klar vor mir. Er macht einen super Job bei Rapid."

{title && {title} } sek, {title && {title} } Akt. 12.05.2025, 22:55, 12.05.2025, 22:46
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