Schüsse, Messerstiche, mehrere Polizei-Großeinsätze – im Sommer gab es am Yppenplatz in Wien-Ottakring gleich mehrere blutige Vorfälle. So auch am 8. Juni um 2.45 Uhr. Ein 22-Jähriger wurde nach einem Streit mit einem 18 Zentimeter langen Messer mehrmals in den Rücken gestochen. Nur eine Not-OP rettete das Leben des schwer verletzten Opfers. Ein Afghane wurde ein paar Tage später festgenommen, soll laut Staatsanwaltschaft dafür verantwortlich sein. Nun stand der 26-Jährige wegen versuchten Mordes vor Gericht in Wien.
"Er mischte sich in einen Streit ein, es kam zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Dann stach er fünf Mal mit dem Messer auf seinen Kontrahenten ein", führte der Staatsanwalt am Wiener Landesgericht aus. Der angeklagte Afghane stritt das ab, bekannte sich "nicht schuldig".
Er sei mit einer Freundin und einem Bekannten in der Nacht am Yppenplatz gewesen, habe bei der WC-Anlage eine Auseinandersetzung gesehen. "Ich wollte den Streit schlichten", so der 26-Jährige, der in Badeschlapfen in den Gerichtssaal schlurfte. "Als ich dazwischen gegangen bin, wurde ich selbst attackiert." Ein Mann habe ihn am Kragen gepackt, ihm dann eine Glasflasche auf den Kopf geschlagen.
Er habe den Mann nicht niedergestochen, sondern sei weg gegangen. Wenig später wurde der 22-Jährige dann in der Brunnengasse 69 von hinten mit fünf wuchtigen Messerstichen von hinten niedergestochen. "Es war auch noch ein Bosnier da", so der Afghane. Dieser stammt angeblich aus dem Drogenmilieu und könnte für die Bluttat verantwortlich sein. Die Ermittler gingen den Hinweisen natürlich nach, kamen aber zu einem anderen Schluss. Laut Staatsanwalt war der mysteriöse Bosnier nur ein Zeuge, er habe gesehen wie sich der Angeklagte und das Opfer schlugen.
"Mein Mandant blutete nach der Attacke mit der Glasflasche. Es wurde aber kein Blut von ihm am Tatort gefunden", so die Verteidigerin des 26-Jährigen zu den Geschworenen. "Mein Mandant war zur Tatzeit gar nicht mehr da. Er wird fälschlicherweise beschuldigt."
Ein Zeuge sah aber von seiner Wohnung aus, wie ein Mann in der Brunnengasse ein Messer aus seiner Bauchtasche zog und dem 22-jährigen Opfer fünf Mal in den Rücken stach. Es könnte der angeklagte Afghane gewesen sein. Doch DNA-Spuren ergaben ein unklares Bild. Gleich mehrere Zeugen meldeten sich vor Prozessbeginn "krank" – vertagt, es gilt die Unschuldsvermutung.