Welt

Mann saß 20 Jahre im Häfn — nun gesteht Zwillingsbruder

Weil er ein verfeindetes Gang-Mitglied erschossen haben soll, saß Kevin Dugar seit 2003 im Knast. Jetzt bekennt sich sein Zwillingsbruder zur Tat.

Teilen
Wegen der angeblichen Tötung eines Gang-Mitglieds wurde Kevin Dugar (links) zu 54 Jahren Gefängnis verurteilt. Jetzt gestand sein eineiiger Zwilling Karl Smith den Mord.
Wegen der angeblichen Tötung eines Gang-Mitglieds wurde Kevin Dugar (links) zu 54 Jahren Gefängnis verurteilt. Jetzt gestand sein eineiiger Zwilling Karl Smith den Mord.
Stateville Correctional Center / Menard Correctional Center

Der aus Chicago stammende Kevin Dugar ist zum ersten Mal seit fast zwanzig Jahren wieder ein freier Mann. Ursprünglich verurteilte das Gericht den heute 36-Jährigen zu 54 Jahren Haft, weil er bei einer Schießerei im Jahre 2003 Antwan Carter getötet haben soll, der Mitglied in einer rivalisierenden Gang gewesen sein soll. Der Grund für die Rehabilitation von Dugar erinnert an das Drehbuch eines Hollywood-Thrillers.

Zwei Brüder, ein Spitzname

Kevin Dugar hat einen eineiigen Zwillingsbruder, der heute Karl Smith heißt. Wie der «Guardian» schreibt, waren die beiden in ihrer Kindheit praktisch nicht voneinander zu unterscheiden. Als Drogendealer seien sie in Chicago nur unter dem gemeinsamen Spitznamen «Twin» bekannt gewesen. Es war denn wohl auch das schlechte Gewissen, dass Smith 2013 zum Verfassen eines folgenschweren Briefs an seinen Bruder bewegte, der damals gerade mal knapp einen Fünftel seiner Haftstrafe verbüßt hatte.

1/2
Gehe zur Galerie
    Picture

    "Ich habe diese Leute in jener Nacht getötet"

    Der Brief startet harmlos. Smith schreibt, dass seine Tochter bald die High School beginnen werde. Schnell wird der Ton aber ernster, Smith müsse ein Geheimnis loswerden, das er seit Jahren hüte, bevor es ihn ins Grab bringe. "Erstens möchte ich mich entschuldigen für all die Jahre, in denen du nicht am Leben deiner Tochter teilnehmen konntest, und für den Schmerz, den du während dieser Zeit ertragen musstest", schreibt er an seinen Bruder.

    "Du erinnerst dich, der Mord, für den du schuldig gesprochen wurdest, während du deine Unschuld beteuert hast? Ich weiß, dass du die Wahrheit gesagt hast, weil ich derjenige bin, der in dieser Nacht auf die beiden Personen geschossen und sie getötet hat."

    Geständnis-Brief war "nicht glaubwürdig"

    Doch auch das Geständnis von Smith bewirkte zunächst nichts, 2018 beschrieb ein Richter den Brief als nicht glaubwürdig und lehnte die Bitte nach einem erneuten Prozess für Dugar ab. Auch Smith wurde die Berufung verweigert, da er wegen eines Einbruchs, bei dem einem Kleinkind in den Kopf geschossen wurde, eine 99-jährige Haftstrafe absaß.

    Zunächst zweifelten die Staatsanwälte die Beweggründe hinter dem Geständnis des wahren Mörders an. Dieser habe den Brief nämlich erst geschrieben, nachdem seine Verurteilung wegen versuchten Mordes vom Gericht bestätigt worden war. Glücklicherweise nahm sich ein Anwalt der Rechtsschule für falsche Verurteilungen dem Fall an, wodurch Dugar eine zweite Chance für seine Rehabilitation erhält.

    "Nicht die Schuld des Bruders, dass ich eingesperrt wurde"

    Bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis am Dienstagabend brach Kevin Dugar in Tränen aus, wie sein Anwalt Ronald Safer gegenüber "NBC News" sagte. Der Richter ließ den 36-Jährigen gegen eine Unterschriftskaution frei, bis die Verhandlung startet. "Man möchte meinen, zurzeit freue sich Dugar einfach nur unendlich." Doch die Wunden einer unrechtmäßigen Verurteilung und den vielen Jahren hinter Gitter würden ihn wahrscheinlich noch über Jahre verfolgten, sagte Safer.

    Doch noch ist Dugar nicht von allen Vorwürfen befreit. Vorwürfe macht er ausschließlich den Behörden, nimmt zugleich den Menschen in Schutz, dem er seinen langjährigen Aufenthalt im Gefängnis zu verdanken hat. "Ich liebe meinen Zwillingsbruder. Es war nicht seine Schuld, dass ich eingesperrt wurde", sagte Dugar gegenüber "The Guardian".

    1/63
    Gehe zur Galerie
      <strong>25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko.</strong> Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. <a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033229" href="https://www.heute.at/s/jetzt-droht-beliebtem-lebensmittel-das-bittere-aus-120033229"></a>
      25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko. Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Die Details >>>
      EXPA / APA / picturedesk.com