Österreich

"AMS schuld" – Mann sticht Dutzende Male auf Frau ein

Ein Armenier stach mit einem Küchenmesser auf eine Passantin ein, die Frau entging nur knapp dem Tod. Die Schuld gibt der Angeklagte dem AMS.

Christine Ziechert
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Der Prozess findet am Landesgericht Klagenfurt statt.
Der Prozess findet am Landesgericht Klagenfurt statt.
Bild: Reuters

Der 29-Jährige, der sich am Mittwoch vor dem Landesgericht Klagenfurt verantworten musste, fühlt sich nicht schuldig. "Das AMS hat solche Umstände geschaffen, dass ich gezwungen war, so zu reagieren, um mein Leben zu retten", erklärte der Armenier.

Denn das AMS habe ihm das Geld gestrichen, er wäre "fast verhungert". Daher habe er keine andere Wahl gesehen, als die Frau mit einem Messer zu verletzen, "damit ich in eine Anstalt komme und mit Essen versorgt werde", rechtfertigte sich der Mann vor Richterin Sabine Roßmann. Er habe sie aber nicht töten wollen: "Ich war vorsichtig."

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    EXPA / APA / picturedesk.com
    "Die 62-Jährige überlebt nur dank glücklicher Umstände. Sie war dick angezogen, hat versucht, sich zu schützen, und Passanten sind eingeschritten" - Staatsanwältin Tanja Wohlgemuth

    Der Armenier stach seinem Zufallsopfer, einer 62-Jährigen, im Jänner in Klagenfurt auf offener Straße Dutzende Male in Kopf, Hals und Schultern. Ein Zeuge beobachtete die Tat, lief auf den Täter zu und zerrte ihn vom Opfer weg. Wie Staatsanwältin Tanja Wohlgemuth vor Gericht ausführte, sei es nur glücklichen Umständen zu verdanken, dass die 62-Jährige überlebt hat: "Sie war dick angezogen, hat versucht, sich zu schützen, und Passanten sind eingeschritten." 

    Auch Bernd Peck, der die 62-Jährige über den Opferschutzverein "Weisser Ring" vertritt, meint gegenüber der "Kleinen Zeitung": "Meine Mandantin erlitt tiefe Stichwunden im Schulter- und Halsbereich. Es ist äußerst glücklichen Umständen zu verdanken, dass sie nicht getötet wurde. Sie hat nur deshalb überlebt, weil die Spitze des Messers während der Tat abgebrochen ist und weil der Mann die Halsschlagader nicht getroffen hat." Nach dem Angriff musste seine Mandantin notoperiert werden. "Mittlerweile hat sie trotz der schwierigen Situation wieder zurück ins Leben gefunden. Sie ist eine starke Frau", so Peck.

    An dieser Stelle in Klagenfurt passierte der Angriff.
    An dieser Stelle in Klagenfurt passierte der Angriff.
    GERT EGGENBERGER / APA / picturedesk.com

    Angeklagter gab sich als König der Türkei aus

    Nach der Tat flüchtete der Angreifer, stellte sich aber später der Polizei. Dort sagte er laut Staatsanwaltschaft aus, dass er ein Küchenmesser mit einer 15 Zentimeter langen Klinge von zu Hause mitgenommen hatte, um damit jemanden anzugreifen. Zudem gab der Armenier gegenüber den Beamten an, König oder Prinz der Türkei und der Vereinigten Arabischen Emirate zu sein.

    Vor Gericht meinte der 29-Jährige: "Ich bin überzeugt, dass ich psychisch absolut gesund bin." Ein gerichtlicher Sachverständiger sieht dies anders. Er bescheinigte dem Angeklagten paranoide Schizophrenie. Der Armenier ist somit nicht zurechnungsfähig, daher wird keine Anklage wegen Mordversuchs erhoben.

    Kein Schadensersatz für Opfer

    Da der Mann zum Tatzeitpunkt unzurechnungsfähig war, erhält das Opfer von ihm auch keinen Schadensersatz. Der "Weisse Ring" kümmere sich darum, dass die Frau ihre Ansprüche wenigstens über das Verbrechensopfer-Gesetz geltend machen kann. "Dabei werden in der Regel kleine Beträge ausbezahlt", meint Peck zur "Kleinen Zeitung". Die Staatsanwaltschaft beantragte die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher, das Urteil soll noch heute fallen.

    Hilfe für Betroffene von Gewalt:
    Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
    Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
    Rat auf Draht: 147
    Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20