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Marcel Hirschers Einfädler schockte die Skination

Heute Redaktion
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Von einer Goldmedaille zum Abholen sprachen die ORF-Reporter vor dem entscheidenden zweiten Durchgang im WM-Slalom von Beaver Creek. Doch dann fädelte Marcel Hirscher kurz vor dem Ziel bei einem Tor ein - aus der Traum von der Titelverteidigung und dem dritten WM-Titel. So cool reagierte der 25-Jährige auf die Pleite.

"Grad heute is oasch", war schon die größte negative Emotion, die sich Hirscher nach dem Ausfall im letzten Rennen dieser entlocken ließ. Gerne hätte der Salzburger für die sechste ÖSV-Goldene im elften Bewerb gesorgt. Und nach dem ersten Lauf sah es auch ganz gut aus. Trotz einer seltsam drehenden Kurssetzung des norwegischen Trainers, wodurch der Lauf weit über eine Minute dauerte, was laut den Athleten aufgrund der Höhenlage von mehr als 3.000 Metern eine Tortur war, fuhr Hirscher Bestzeit.

Im zweiten Lauf waren dann plötzlich andere Qualitäten gefragt. Starker Schneefall, dazu ein schneller Kurs, enge Zeitabstände, die Skistars mussten riskieren. Für Jean-Baptiste Grange, den Slalom-Weltmeister von 2011, ging der Poker auf. Nach dem ersten Lauf war er nur Fünfter, hatte 88 Hundertstel Rückstand auf Hirscher. Dank einer Traumfahrt hatte er die Silbermedaille bereits fix als nur mehr der Salzburger oben stand.

Hirscher warf sich aus dem Starthaus (Video der Fahrt sehen Sie unten), doch verlor von Zwischenzeit zu Zwischenzeit. Bei der letzten Messung bei der Einfahrt in den Zielhang waren nur mehr sechs Hundertstel übrig. Der 25-Jährige riskierte und es passierte - eingefädelt! "Ich hab genau gar nichts mehr gesehen. Aber so ist das, so knapp liegen Sieg und Niederlage beisammen", sagte Hirscher.

"Wenn man die Fehler nur bei sich selbst suchen muss, dann ist es schlimmer. So wie zum Beispiel in Schladming, da war ich 14. und wusste nicht warum. In diesem heutigen Fall ist es recht einfach zu erklären", so der Salzburger, der aber hinzufügte: "Gratulation ans Podium, denn diese Leute haben ihre Leistung gebracht und das Resultat ordentlich über den Haufen geschmissen. Schön finde ich, dass Grange wieder da ist. Er war 2011 Weltmeister, dann war er leider verletzt und jetzt ist er wieder da."

Glück in der Kombi, Pech im Slalom

Über mangelndes Glück in Vail/Beaver Creek wollte sich Hirscher aber nicht beschweren. "In der Kombi hatte ich ein bisschen Glück, heute hatte ich es nicht. Das ist natürlich bitter. Aber scheiß drauf, es hilft eh nichts, das Rennen ist vorbei", sagte Hirscher.

Schließlich war Hirscher in der Kombi lediglich aufgrund der Disqualifikation des schwer gestürzten Tschechen Ondrej Bank auf Rang 30 in der Abfahrt gerutscht. Dadurch ging der Annaberger mit Nummer eins in den Slalom und raste noch zu Gold. Für Hirscher war dies der Auftakt zu sensationellen Tagen gewesen. Es folgten noch Gold im Teambewerb und Silber im Riesentorlauf.

"Zwei Goldene und eine Silberne. Ich muss schon sagen, das ist nicht so zwider. Von dem her lässt sich für mich der Ausfall doch um einiges leichter verschmerzen", sagte Hirscher, der keinen seiner Erfolge als "schönsten WM-Moment" herauspicken wollte: "Es waren so viele schöne Momente. Es war abartig, was in diesen 14 Tagen alles passiert ist."

Ab sofort geht es für Hirscher darum, die Akkus fürs Saisonfinale aufzuladen. Noch am Sonntagabend (Ortszeit) fuhr Hirscher nach Denver, dort stand mit seinem Team, Freundin Laura und Mama Sylvia ein Steakessen auf dem Programm, ehe es am Montag mit dem Flieger Richtung Heimat ging.

Der Sieger von 29 Weltcup-Rennen führt aktuell im Gesamt-Weltcup 180 Punkte vor dem Norweger Kjetil Jansrud. Um die Chancen auf seinen historischen vierten Gesamt-Weltcup-Sieg in Serie zu wahren, wird Hirscher bereits am Sonntag beim Super-G in Saalbach-Hinterglemm an den Start gehen. Hirscher fühlt sich fürs Saisonfinish gerüstet: "Ich war bei der WM sehr schnell unterwegs, das Selbstvertrauen ist da."

APA/red