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Marvel vs. Capcom Infinite im Test: Fast alles neu

Marvel vs. Capcom Infinite zeigt sich mit einem tollen, fast gänzlich neuen Kampfsystem. Bei der Story zeigen sich Zocker nicht ganz so zufrieden.

Heute Redaktion
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Der sechste Ableger der Hauptreihe der Marvel vs. Capcom-Reihe lässt Spieler wieder in Dutzende Figuren der beiden Universen schlüpfen und sich gegenseitig die Birne weichklopfen. Dabei traut sich der Titel was: Es gibt ein 2-gegen-2- statt ein zuletzt genutztes 3-gegen-3-Format und die traditionellen Charakter-Assists wurden gestrichen. Beides tut dem Gameplay gut, denn die Tag-Team-Technik "Active Switch" zeigt sich zugänglicher und das reduzierte Format actiongeladener.

Bei der Story dreht sich alles um die Infinity Stones, mit denen der Tod in einer unheiligen Allianz mit Jedah Dohma die Bösewichte Thanos und Ultron anheuert, die mit Hilfe der Steine die Galaxie in einen Zustand zwischen Leben und Tod stoßen soll. Schnell heißt nach der Einmischung von Sigma der Hauptfeind durch Fusion "Ultron Sigma". Klar, nicht nur müssen sich die Helden der Universen zur Rettung eilen, sondern auch in einer Geschichte voll Verrat und Betrug aufeinander losgehen.

Apropos Geschichte: Infinite beginnt in der Einzelspieler-Kampagne bildgewaltig und fast überladen. Hier fliegen die Charaktere nur so durch die Gegend, lassen markige Sprüche los und es kommt sogar Emotion auf. Wem kann man vertrauen, wer fällt einem in den Rücken? Das Schwärmen, vor allem der Marvel-Fans, nimmt aber ab, denn irgendwie wartet man auf den großen "Avengers"/"Marvel Cinematic Universe"-Knall, aber er kommt einfach nicht und die Story schwimmt so dahin.

Technisch verfeinert

Gut, dass es sich mit der Kritik an der Story dann aber auch schon mit den negativen Gefühlen für Fans hat. Wer sowieso nicht den Einblick in Marvels Heldenepos hat, dem wird es nicht wirklich etwas ausmachen, dass die große Offenbarung ausbleibt. Action und bekannte Charaktere gibt es ja genug und die grafische und effektgeladene Inszenierung ist trotz aller Inhaltskritik toll.

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Ein nettes Feature ist, dass die Infinity Stones nicht nur ein Element der Story sind, sondern in die Kämpfe eingebunden wurden. Spieler können vor den Kämpfen einen der sechs Steine auswählen, der einen jeweils anderen Bonus gewährt, der jederzeit aktiviert werden kann.

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Der "Power Stone" etwa gewährt einen Rückstoßeffekt während der "Space Stone" Gegner zur eigenen Spielfigur hinzieht. Der zweite Effekt kann für eine kurze Zeit aktiviert werden, wenn das "Infinity Meter" hochgeprügelt wurde. Hier sorgt der "Power Stone" dafür, dass Attacken mehr Kraft haben und die Fähigkeit für Kombos wird gehoben, der "Space Stone" wiederum sperrt den Feind in eine Art Kraftfeld und gibt ihm nur noch begrenzte Bewegungsfreiheit. Klug eingesetzt sind die Techniken wahre Killer-Moves.

Grandioses Gameplay

Ja, Prügel-Profis werden nicht sonderlich ins Jubeln kommen, aber alle Gamer abseits davon dafür sehr. Infinite ist schneller und einfacher geworden. Es ist nicht mehr notwendig, komplizierte Tastenkombos zu lernen. Stattdessen schlägt man sich auch mit einfachen Button-Drücken recht gut und kann selbst als Anfänger Angriffskombinationen ausführen, fließend zwischen den Teampartnern wechseln oder Kombos des Gegners unterbrechen.

Wobei all das nicht bedeutet, dass Infinite nicht auch etwas für die Créme de la Créme der Prügelszene ist. Gerade bei ihnen wird es, obwohl das Spieltempo gesteigert wurde, taktischer und abwartender zugehen. Klar, Können steht noch immer an erster Stelle, aber wer sich allzu sicher dem Gegenüber im Kampf in den Weg stellt, kann schon einmal von einem Semi-Profi vorgeführt werden. Das hebt die Motivation, besser zu werden und eben den leichten Vorteil der Beherrschung zu lernen, den es noch immer im Hintergrund gibt.

Gemischte Grafikgefühle

Auch grafisch macht Infinite vieles neu und streicht etwa zu großen Teilen die Comic-Elemente aus der Darstellung. Das führt dazu, dass Charaktere wie der Hulk oder der Ghost Rider fantastischer als jemals zuvor aussehen, dafür aber Figuren mit menschlichen Zügen wie Frank West oder Chris Redfield stark künstlich aussehen. Zudem sind fast nur noch Kampfgebiete des Marvel-Universums zu finden, die von Mega Man und Zero bekannten Umgebungen vermisst man.

Unbestreitbar gut gelungen sind dagegen die Kampfdarstellungen und hier vor allem die Effekte. Hier kann man sich gar nicht satt sehen - und das aus doppeltem Grund. Einerseits, weil die Moves so gut aussehen, andererseits, weil sich die Charaktere grundverschieden bewegen und die sechs "Infinity Stones" zudem noch für ganz eigene Effekte bei den Charakteren sorgen, die über den Bildschirm explodieren.

Fazit: Solide Weiterentwicklung

Beklagen kann man bei Infinite einiges, von den genannten Grafik-Aspekten bis hin zur Story. Oder aber auch, dass die Besetzung auf 30 Charaktere geschrumpft wurde. Allerdings: So richtig groß ist keiner der Schnitzer, vielmehr leuchten am Ende die Neuerungen. Mit den noch unterschiedlicher gestalteten Figuren gibt es weiter Abwechslung für Stunden und Tage und mit Black Panther, Black Widow, Captain Marvel, Gamora, Ultron, Winter Soldier, Jedah Dohma, Mega Man X, Monster Hunter und Sigma sind auch neue Charaktere zu begrüßen.

Zudem sind die Effekte einfach großartig und das Gameplay schafft den Spagat zwischen der Einfachheit, die Neulinge begeistern kann, und der taktischen Komponente, die die Profis weiter von der Masse abhebt. Aber hier und da wird auch ein Anfänger mit einem Fortgeschrittenen den Boden aufwischen. Doch egal wer in den Ring steigt: Hier geht es schnell, effektgeladen und bunt her, ein grundsolider Prügler, der zurecht die größten Helden des Universums vereint. (rfi)