Trotz zahlreicher internationaler Appelle gehen die Gräueltaten durch die RSF-Miliz im Sudan weiter. Laut einem neuen Bericht dauern die "Massaker" in der Stadt Al-Faschir an. Das Humanitarian Research Lab (HLR) der US-Gesundheitsfakultät Yale hat am Dienstagabend mitgeteilt, dass die Auswertung von Satellitenbildern die Beweise "erhärten, dass die Massaker in den vergangenen 48 Stunden seit der Einnahme (der Stadt) durch die RSF weitergehen".
Dem Bericht zufolge gab es Hinrichtungen in der Nähe von zwei Krankenhäusern sowie "systematische Tötungen" am Wall der Stadtbefestigung im Osten von Al-Faschir. Die UNO meldet, dass seit Sonntag mehr als 33.000 Menschen vor den Kämpfen geflüchtet sind – die meisten in Gebiete außerhalb der Stadt und nach Tawila. In dieser Stadt, rund 70 Kilometer westlich von Al-Faschir, sind laut UNO bereits 650.000 Flüchtlinge angekommen. Trotzdem sollen nach den letzten UN-Angaben noch etwa 177.000 Zivilisten in Al-Faschir ausharren.
Die Miliz "Rapid Support Forces" (RSF) hat die Stadt Al-Faschir im Westen des Sudan am Sonntag eingenommen. Am Montag bestätigte Sudans Militärherrscher Fattah al-Burhan den Rückzug der Armee. Die Afrikanische Union (AU) warnte daraufhin vor "Kriegsverbrechen und ethnisch motivierten Morden".
Die sudanesische Armee wirft der RSF-Miliz vor, mehr als 2.000 unbewaffnete Zivilisten hingerichtet zu haben. Augenzeugen, die aus der Stadt geflüchtet sind, berichteten der Nachrichtenagentur AFP von "Szenen eines Völkermords" in Al-Faschir.
Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich "erschüttert" über die Gewalt. "Kämpfer der RSF sind tief in die Stadt vorgedrungen und töten wahllos Zivilisten", hieß es am Montagabend. Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas verurteilte am Mittwoch die "Brutalität" der RSF-Miliz.
Die Satellitenkommunikation nach Al-Faschir ist unterbrochen – nur die RSF-Miliz kann das Starlink-Kommunikationssystem nutzen. Es ist daher fast unmöglich, verlässliche Informationen aus der Stadt zu bekommen. Aus Tawila erreichten die Nachrichtenagentur AFP seltene Bilder von Geflüchteten. Sie zeigen Menschen, die mit ihren Habseligkeiten auf dem Rücken oder auf dem Kopf unterwegs sind – manche mit Verletzungen oder Verbänden an den Beinen.
Seit dem Ausbruch des Konflikts im April 2023 stehen sich die Armee von Militärherrscher al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo gegenüber. Seither wurden zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen mussten ihre Heimat verlassen. Laut UNO herrscht im Sudan derzeit die schwerste humanitäre Krise der Welt.