Am Samstag ging bei den Bullen so gut wie gar nichts. Verstappen verpatzte das Qualifying zum Grand Prix von Sao Paulo komplett, kam nicht einmal ins Q2. Deshalb zog der Rennstall die Reißleine und ließ den Niederländer aus der Boxengasse starten, änderte das Setup am RB21 und verbaute bei Verstappen noch prompt einen neuen Motor. Das machte sich bezahlt. Mit der neuen Power-Unit im Heck gelang dem Vierfach-Weltmeister eine kaum dagewesene Aufholjagd. Der 28-Jährige fuhr als Dritter noch aufs Stockerl. Bei Verstappens RB21 war es der bereits fünfte Motor in der laufenden Saison. Durch den Boxengassen-Start ist die eigentlich fällige Strafe hinfällig geworden.
Das sorgte für Stirnrunzeln bei Konkurrenz-Team McLaren. Nicht nur der WM-Führende Lando Norris wunderte sich über die Leistung der Bullen und nahm das Wort "enttäuschend" in den Mund. Auch der McLaren-Rennstall selbst zeigte sich verwundert. Und fordert nun sogar eine Regel-Klarstellung.
"Diese Art von Motorenwechsel fordert das Reglement heraus. Mich würde interessieren, ob der neue Motor relevant für die Budgetobergrenze ist", warf Teamchef Andrea Stella Fragen auf. Und führte dann weiter aus: "Denn wenn der Motor aus Performance-Gründen gewechselt wurde, dann sollte er hineinberechnet werden", so Stella.
Was der McLaren-Boss damit meint: Das FIA-Reglement zur Budgetobergrenze der Teams legt nicht genau fest, ob ein zusätzlicher Motor, der aus Leistungsgründen getauscht wird, als Ausgabe unter die Budgetdeckelung fällt oder als zusätzliche Ausgabe gilt. Zusatzkosten wie die Gehälter für Fahrer und die wichtigsten drei Mitarbeiter, oder Reisekosten sind nicht in der Deckelung enthalten.
Die Motorenkosten sind ebenso nicht enthalten, die dürfen aber 15 Millionen Euro pro Saison nicht überschreiten. Zusätzliche Komponenten können aber extra verrechnet werden. Das Problem nun: Sollte ein Motor wegen Zuverlässigkeitsproblemen getauscht werden, fällt dieser finanziell nicht ins Gewicht. Wird aber das Aggregat ausgewechselt, um mehr Leistung herauszuholen – wie es bei Red Bull der Fall war – dann kann dieser neue Motor sehr wohl Extrakosten verursachen. Von über einer Million Euro ist die Rede. "Weil wir das Auto etwas umbauen wollten, haben wir die Gelegenheit genutzt. Wir lagen im Plan, wir hätten in dieser Saison keinen Wechsel mehr gebraucht", meinte etwas Red-Bull-Teamchef Laurent Mekies.
Eindeutige Regeln gibt es in diesem Fall nicht. "Wir würden es nicht machen, weil es einen Einfluss auf die Budgetobergrenze hat", erklärte Stella, dass er der Meinung ist, die Kosten müssten klar innerhalb der Deckelung einberechnet werden. Da alle Formel-1-Teams aufgrund der Budgetvorgaben jeden Cent zweimal umdrehen, könnte die Einberechnung der Motorenkosten zu Sparmaßnahmen in anderen Bereichen führen. So sorgen etwa schwere Unfälle mit einem hohen Schaden häufig für Einschnitte bei der Update-Planung.