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Zwei Tote nach Messerattacke – jüngstes Opfer ist 17

Am Mittwoch attackierte ein Mann in einem Zug in Deutschland wahllos Mitreisende, tötete dabei zwei Menschen. Nun berichten Zeugen über die Bluttat.

20 Minuten
Im schleswig-holsteinischen Brokstedt griff ein Mann in einem Regionalzug Menschen mit einem Messer an. Es gibt Tote und Verletzte.
Im schleswig-holsteinischen Brokstedt griff ein Mann in einem Regionalzug Menschen mit einem Messer an. Es gibt Tote und Verletzte.
Jonas Walzberg / dpa / picturedesk.com

Nach der brutalen Messerattacke in einem Zug von Kiel nach Hamburg sind weiterhin viele Fragen zum Täter und dessen Motiv offen. Der 33-Jährige soll nach ersten Erkenntnissen am Mittwochnachmittag mit einer Klinge im Regionalzug 70 wahllos Mitreisende angegriffen haben. Dabei tötete er zwei Menschen, verletzte mindestens drei schwer und vier weitere leicht.

Bei den beiden Opfern des tödlichen Angriffs in einem norddeutschen Regionalzug am Mittwoch handelt es sich um eine 17 Jahre alte Jugendliche und einen 19 Jahre alten Mann. Das sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack am Donnerstag in Kiel. Die beiden Opfer kannten sich.

Der Zustand und die Schwere der Verletzungen der übrigen Opfer waren am Morgen nach Polizeiangaben zunächst unklar. Einer Frau soll der Flüchtling laut Informationen der "Bild"-Zeitung den Hals aufgeschlitzt haben, bevor er von mutigen Passagieren überwältigt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten wurde.

Nun wird klar: Der mutmaßliche Täter wurde bereits 2022 wegen eines Messerangriffs in Hamburg zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Wie der Hamburger Gerichtssprecher Kai Wantzen gegenüber dem "Spiegel" bestätigt, sei der 33-jährige Palästinenser vom 20. Januar 2022 bis zum 19. Januar dieses Jahres in Untersuchungshaft gewesen.

Verdächtiger stach bereits Obdachlosen nieder

Demnach habe der Verdächtige Ibrahim A. in der Schlange vor einer Essensausgabe für Obdachlose mehrfach auf einen anderen Mann eingestochen, laut Wantzen seien die Verletzungen, die das Opfer damals erlitt, lebensgefährlich gewesen. Der mutmaßliche Täter gab an, er habe vor der Tat in großen Mengen Kokain, Heroin und Alkohol konsumiert, und legte gegen das Urteil Berufung ein.

Weil er seit da in U-Haft war und deren Dauer zuletzt beinahe das verhängte Strafmaß erreichte, beschloss eine Richterin am Landesgericht am 19. Januar, Ibrahim A. noch am selben Tag freizulassen. Nur sechs Tage später kam es zum tödlichen Angriff im Regionalzug.

Kofferwurf vertrieb den Messerstecher

Der 61-jährige Christian Götzner, der als Unternehmer tätig ist und im RE 70 unterwegs war, erlebte die Bluttat hautnah. "Ich hatte Todesangst! Er hat erst in einem anderen Zugabteil gewütet, dann tauchte er bei uns auf, hob das Messer", sagte Götzner gegenüber der "Bild". Da ein Mitreisender einen Koffer auf den Angreifer geworfen habe, habe dieser schließlich in die Flucht geschlagen werden können.

Die Feuerwehr erhielt um 14.55 Uhr einen ersten Notruf und entsandte sofort neun Rettungswagen und drei Notärzte sowie ein Helikopter werden zum Ort der Tragödie. Am Bahnhof des Dorfes Brokstedt stoppte der Zug schließlich. "Wir sind alle nur panisch rausgerannt", erinnert sich Götzner. Die Ermittler befragten Dutzende Zeugen aus dem Zug, der mit rund 120 Fahrgästen besetzt war, in einem Gasthof in der Nähe des kleinen Bahnhofs.

Viele Fragen blieben in den Stunden nach der Tat offen. "Die Hintergründe sind noch unklar", sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Es gab erste Hinweise, dass der mutmaßliche Angreifer, bei dem es sich um einen 33-jährigen Staatenlosen aus Palästina handeln soll, geistig verwirrt sein könnte, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Nach vorläufigen Erkenntnissen war er in Norddeutschland bislang nicht als Extremist aufgefallen.

Pressekonferenz angesetzt

Schleswig-Holsteins Innenministerium ordnete für Donnerstag Trauerbeflaggung an. Am Donnerstag (14.00 Uhr) wollen sich Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack und der Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, bei einer Pressekonferenz in Kiel zum Stand der Ermittlungen äußern.

    Polizei und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang in der Nähe des Bahnhofs Brokstedt im Einsatz.
    Polizei und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang in der Nähe des Bahnhofs Brokstedt im Einsatz.
    Jonas Walzberg / dpa / picturedesk.com
      Bei der Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind am 25. Jänner 2023 zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. 
      Bei der Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind am 25. Jänner 2023 zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden.
      REUTERS
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